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Wernigerode Wernigerode: Nach Ehrungen noch Emotionen

Von DETLEF ANDERS 18.04.2011, 18:08

WERNIGERODE/MZ. - Der langjährige Leichtathletik-Trainer und Motor der TSG GutsMuths Quedlinburg war schwer krank. Gerade als vor vier Wochen die besten Harzer Nachwuchssportler des Jahres in Halberstadt ausgezeichnet wurden und Lothar Fricke acht mal als Trainer mit seinen Schützlingen zur Ehrung aufgerufen wurde, hatte er während der Kur eine ganz kritische Phase überstanden. Nun folgte der Quedlinburger dem Ruf von Henning Rühe auf die Bühne, nahm die Blumen entgegen und war nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen.

Der Kloß im Hals war etwas später wieder weg und Fricke konnte am Tisch der Quedlinburger Leichtathleten die Auszeichnung von Grit Köhler als Sportlerin des Jahres (19 bis 45 Jahre) feiern. Er freute sich auch mit Lauftrainerin Christine Krügel über die Ehrungen von Christiane Koch und Gisela Seifert, die unter die besten fünf Sportlerinnen über 46 Jahre gewählt wurden.

Erstmals zeichnete die Jury, bestehend aus Sportfunktionären, Journalisten und den erstmals einbezogenen Leitern der kommunalen Gebietskörperschaften, in dieser Kategorie gleich zwei Frauen aus. Die Schwimmerinnen Gisela Eichner (Halberstädter Schwimmverein) und Gudrun Willgeroth (HSV Wernigerode) erhielten exakt die gleiche Punktzahl.

Ein Unikum war sicher auch, dass es in dieser Kategorie nur vier Vorschläge gab. Gisela Seifert konnte in diesem Jahr wie vor einem Jahr nicht mehr ganz oben stehen, da die international bislang immer noch erfolgreiche TSG-Athletin ihre Medaillen meist für den USV Halle holte und nur die regionalen Lauferfolge als TSG-Starterin Berücksichtigung fanden.

Bei den Männern der Altersklasse 19 bis 45 Jahre wurde der Halberstädter Leichtathlet Steffen Fricke nach 2008 ein zweites mal als Harzer Sportler des Jahres ausgezeichnet. Bei den älteren Männern gewann der Wernigeröder Ringer Werner Koch die Wahl. Er war 2010 Weltmeister im Freistil-Ringen geworden. Bei der vierten Harzer Sportlerwahl gab es bei der Mannschaft des Jahres und dem Behindertensportler des Jahres nichts neues: Die Bundesliga-Leichtathletik-Mannschaft des VfB Germania Halberstadt, Deutscher Vizemeister im Mannschaftsmehrkampf, gewann erneut. Leichtathlet Torsten Nitsch vom MSV Eintracht Halberstadt, der aufgrund eines Problems an der Wirbelsäule als Behindertensportler startet, gewann auch zum vierten Mal.

Nitsch hatte bei der Wahl mangels weiterer Vorschläge jedoch gar keine Konkurrenz. So blieb dem Moderator Bernd Waldow nur die Bitte an die Vereine, mehr Vorschläge einzureichen. Lediglich 30 der 240 Harzer Sportvereine mit über 35 000 Mitgliedern hatten für die Wahl 108 Sportler und Ehrenamtliche, ein absoluter Tiefpunkt, vorgeschlagen.

Als Höhepunkt wurde die Ehrung der fünf ausgezeichneten Organisatoren gestaltet. Ein Glücksfall war sicherlich, dass Olympiasiegerin Tatjana Hüfner unter den Ehrengästen war und so die Laudatio für das Organisatoren-Team des 13. Regenstein-Pokals im Sommer-Rodeln vom Rodelclub Blankenburg halten konnte. Darunter war auch ihre Mutter Karin Hüfner, die die Vereinsführung vor einigen Jahren übernahm. Abgesehen vom Muttertag sei dies die erste Auszeichnung gewesen, die sie ihrer Mutter überreichen durfte, verriet Tatjana Hüfner anschließend. "Ich bin mit Herz und Seele immer wieder gern im Harz. Meine Familie wohnt hier und deshalb fühle ich mich hier zu Hause", sagte die Olympiasiegerin im Rennrodeln, die in Brandenburg geboren wurde, in Sachsen-Anhalt wohnt, in Sachsen ihren Verein hat, in Thüringen trainiert und sich so in vielen Bundesländern beheimatet fühlt.

Die zweistündige Ehrung im Harzer Kultur- und Kongresshotel wurde mit Auftritten der Tanzgruppe der TSG GutsMuths Quedlinburg und der Showgruppe des Karatevereins Ballenstedt, die für einen Tanz zu "Smooth Criminal" von Michael Jackson besonders starken Beifall erhielt, umrahmt. Henning Rühe freute sich, dass auch mehrere Politiker ihre enge Verbindung zum Sport durch Anwesenheit dokumentierten. Einige, wie Quedlinburgs Oberbürgermeister Eberhard Brecht, sprachen auch Ehrungen aus. Landrat Michael Ermrich nutzte die Gelegenheit, um Jochen Matthies, dem früheren Präsidenten des Kreissportbundes Quedlinburg, die Ehrenmedaille des Landkreises zu überreichen. Er hatte zuvor die Möglichkeit des Sportlerballs gelobt, den Tausenden Übungsleitern und Trainern stellvertretend Danke zu sagen, weil sie es den Kindern und Erwachsenen ermöglichen, Sport zu treiben und zu großen Leistungen animieren. Und als eine Gelegenheit, neben dem Sport das Gesellige zu pflegen.

Hochspringerin lernt Karate

Der Sportlerball mit Live-Musik bot anschließend die beste Gelegenheit. "Es ist super hier", lobte Dany Linke von der SG Dankerode. "Das ist schon was anderes als in der Halberstädter Turnhalle", fand Harald Borchert, Fußball-Trainer in Dankerode. Lob gab es auch von Gisela Seifert - "sehr gelungen" - und Jochen Matthies. "Die Vereine müssen erkennen, dass es etwas schönes ist, nur dann wird es wachsen", meinte Matthies.

Glücklich war vor allem Grit Köhler, die bei den Ballenstedter Karateka Platz genommen hatte und sich mit der Platzierten Christiane Georg unterhielt. Sie sei seit September Mitglied im Ballenstedter Karateverein, berichtete die Deutsche Vize-Meisterin im Hochsprung. "Ich kann vom Karate Dinge lernen, die ich in die Leichtathletik mit rübernehmen kann, wie die Konzentration auf den Punkt und die Körperbeherrschung."

Etwas geknickt wirkte Christiane Koch - jedoch nicht, weil sie bei der Wahl nicht gewann. Die TSG-Läuferin war am Nachmittag bei der Landesmeisterschaft in Bad Schmiedeberg gestartet und gleich beim Start so schwer gestürzt, dass sie verletzt aufgeben musste.

Leider leerte sich der Saal nach zwei Stunden Tanz mit Live-Musik allmählich, so dass auf der großen Tanzfläche viel Platz war. "Die Leute halten nicht mehr durch, das kann man nicht verstehen", wunderte sich Christian Stuy vom Wintersportverein Friedrichsbrunn, seit vielen Jahren Stammgast beim Sportlerball. Schade, trotz tollem Auftakt wurde um 23 Uhr die ball-würdige Atmosphäre vermisst.