Über eine Million wurde investiert
Quedlinburg/MZ. - Auf Antrag des Bauausschusses des Quedlinburger Stadtrates gab es aber im Frühjahr eine Akteneinsicht zur früheren Bautätigkeit auf dem Gelände der ehemaligen Kreisbibliothek. Die älteste Akte stammt aus dem Jahr 1992.
Im Bericht vor dem Stadtrat wurde mitgeteilt, dass in das Gebäude der ehemaligen Bibliothek ab 1992 rund eine Millionen Euro investiert worden sind. Dabei handelte es sich um Fördermittel, Eigenanteile des Altlandkreises Quedlinburg und der Stadt sowie aus zweckgebundenen Geldern aus den Fördertöpfen Städtebaulicher Denkmalschutz und Stadtsanierung. Das Gebäude wurde im Mai 2002 unter Verkehrswert veräußert. In dem Teil, der für das Pflegeheim abgerissen werden soll, stecken keine Fördermittel der Stadt.
Aufsicht ungenügend
Für Stadträtin Susann Mendel (Bündnis 90 /Die Grünen), die an der Stadtratssitzung nicht teilnehmen konnte, sind diese Mitteilungen nur ein Teil der Ergebnisse aus der Akteneinsicht. Nur für diese habe es im Bauausschuss aber ein mehrheitliches Votum gegeben. Wahrscheinlich aus Rücksicht auf den Landkreis und weil sich dann die Kreistagsabgeordneten mit der Angelegenheit hätten befassen müssen, wurden diese bei der Berichterstattung fallen gelassen. Frau Mendel nennt den Hinweis, dass dort Steuermittel verschwendet worden sind. Außerdem liege der Verdacht nahe, dass der Altlandkreis Quedlinburg seiner Bauaufsichtspflicht nur ungenügend nachgekommen sei. Das Gebäude sei 1993 für etwa 1,5 Millionen Mark teilweise saniert und sechs Jahre später sei ein weiterer Sanierungsaufwand von ca. 1,6 Millionen Mark ermittelt worden.
Kaum hinterfragt
Susann Mendels persönliches Fazit fällt auch dadurch kritischer aus, weil nach ihren Informationen die Planungen immer von ein und dem selben Architekturbüro ausgeführt worden sind. Der Landkreis sei da offensichtlich seiner Aufsichtspflicht nicht genügend nachgekommen. Sonst hätte nicht über Jahre mehr als eine Million Euro in das Haus investiert werden können, und zum Schluss stehe heute der Abriss an. "Unser aller Geld wurde da verschwendet", meint sie und beklagt, dass es schnell eine große Lobby gab, die sich für den Bau eines Pflegeheimes entschied und somit für den Abriss plädierte. Es sei wenig hinterfragt worden, was dort zuvor an Mitteln hineingeflossen sei.