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Schülertransport im Harz Schülertransport im Harz: Landrat kündigt Kontrollen an

Von Detlef Horenburg 31.01.2014, 19:04
Experten waren am Lesertelefon der Mitteldeutschen Zeitung in Sachen Schülerbeförderung: Michael Wendt, Teamleiter Öffentlicher Personennahverkehr in der Kreisverwaltung, Detlef Brozio, Schulentwicklungsplanung des Landkreises, Gerald Hahne, Abteilungsleiter Verkehr der Harzer Verkehrsbetriebe, und Harzkreis-Landrat Martin Skiebe (v.l.n.r.)
Experten waren am Lesertelefon der Mitteldeutschen Zeitung in Sachen Schülerbeförderung: Michael Wendt, Teamleiter Öffentlicher Personennahverkehr in der Kreisverwaltung, Detlef Brozio, Schulentwicklungsplanung des Landkreises, Gerald Hahne, Abteilungsleiter Verkehr der Harzer Verkehrsbetriebe, und Harzkreis-Landrat Martin Skiebe (v.l.n.r.) Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Neben der aktuellen Schulentwicklungsplanung bewegt viele Eltern in diesem Zusammenhang besonders auch das Thema der Schülerbeförderung. Bei vielen Eltern, deren Kinder täglich in einen anderen Ort zur Schule fahren müssen, sitzt der Frust tief: Sie kritisieren die Zustände bei der Organisation der Schülerbeförderung im Landkreis Harz. Angesichts der vielen Fragen und Probleme hatte die MZ am Freitag in der Zeit von 11 bis 12 Uhr ein MZ-Lesertelefon zum Thema geschaltet.

Hubert Thieme aus Rieder nutzte die Gelegenheit, um seinen Unmut über die Art und Weise der Schülerbeförderung Luft zu machen. Er kenne die Probleme, da seine beiden Enkel auch zur Schule von Friedrichsbrunn nach Thale fahren müssen. „Mir ist klar, dass nicht alles zu 100 Prozent reibungslos funktionieren kann“, sagte er. Allerdings äußerte er seine Bedenken darüber, wie auch andere Anrufer, dass die Kinder auf der kurvenreichen und nicht gerade ungefährlichen Strecke nicht angeschnallt sind. „Wenn man als Autofahrer von der Polizei erwischt wird, kostet das 30 Euro“, meinte er. Es geht um unsere Kinder, die dort befördert werden, betonte der Anrufer, und kritisierte, dass zum Thema so leichtfertig von den Verantwortlichen umgegangen wird. Auch dass die Kinder erst durch die Stadt gekarrt werden, um dann erst zur Schule zu gelangen, stößt bei ihm auf Unverständnis. Klaus Gutzeit aus Quedlinburg kritisierte ebenfalls vehement, dass für die Beförderung der Kinder zu geringe Sicherheitsstandards gelten.

Linienverkehr erweitert

Gerald Hahne, Abteilungsleiter Verkehr der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB), wies den Vorwurf der Untätigkeit zurück. So sei der HVB dabei, den Umstieg der Kinder aus Güntersberge in Allrode zu verkürzen. Auch wurde der Linienverkehr von Thale nach Allrode erweitert, damit die Kinder nicht in Friedrichsbrunn umsteigen müssen. Was die „Stadtrundfahrt in Thale“ betrifft, hänge es damit zusammen, dass bei einer Linie immer erst der Bahnhof angefahren wird. Bei einer besseren Koordinierung der Schulzeiten von Gymnasium und Sekundarschule könnte aus seiner Sicht manches noch optimiert werden. „Dass jeder im Bus einen Sitzplatz bekommt, ist im Linienverkehr nicht machbar“, sagte er. Er gab dem Anrufer Recht, dass die Busfahrer sich auch untereinander per Funk verständigen müssen, um verpasste Anschlussbusse zu vermeiden.

Höherer Finanzaufwand

Eine Schülerbeförderung ausschließlich auf Sitzplätzen, wie von einigen Online-MZ-Lesern gefordert, müsse der Kreistag beschließen, aber dann auch sagen, woher der höhere Finanzaufwand herkommen soll, meinte Landrat Martin Skiebe (ptl.) mit Blick auf den Zwang zur Wirtschaftlichkeit. Wie hoch der Mehraufwand betragen würde, dies sei allerdings noch nicht untersucht worden, hieß es aus der Expertenrunde. Gerald Hahne schätzte ein, dass in den Spitzenzeiten am Morgen und Nachmittag mancherorts dann zwei Busse eingesetzt werden müssten. Auch Schlenki-Busse würden das Sitzplatzproblem nicht lösen.

Landrat Skiebe verwies darauf, dass Steh- und Sitzplätze in der Schülerbeförderung möglich sind. Erst, wenn mindestens die Hälfte der Stehplätze erschöpft sind, werde reagiert. Dies passiert dann auch, wenn ab kommendem Schuljahr noch mehr Fahrschüler befördert werden müssen. Einige ländliche Grundschulen müssen aufgrund des Nichterreichens der Mindestschülerzahlen von 60 Schülern pro Grundschule schließen. „Daran gibt es nichts zu rütteln“, sagte Detlef Brozio, Sachgebietsleiter Schulentwicklungsplanung/Schülerbeförderung beim Landkreis. Mit Blick auf die Schulentwicklungsplanung - ab dem Jahr 2017 die Mindestschülerzahlen auf 80 Schüler zu erhöhen - meinte er, dass dies nur Planungsabsichten seien. Deshalb, so ergänzte der Landrat, wolle der Landkreis weiter auf das Land einwirken, um für ländliche Gebiete im Harz Sondergenehmigungen zu erreichen.

Mehr Zweitbusse

Dana Diwinski aus Dankerode berichtete ebenfalls über Probleme auf der Strecke nach Ballenstedt. Der Rücktransport sei besonders katastrophal, auch wenn mittwochs und freitags jeweils ein zweiter Bus zur Verstärkung eingesetzt wird. Dies müsste eigentlich jeden Tag passieren, meinte sie. Besonders donnerstags gebe es hier Probleme, da alle Schüler zur gleichen Zeit Schluss hätten. Hahne zeigte sich überrascht, dass es in diesem Bereich Probleme gibt: „In der Regel bekommen wir zusätzliche Busanforderungen über das Schulamt oder die Schulen.“

Eine Anfrage ging in Richtung reine Schulbusbeförderung, also außerhalb der Linien. Genau das jetzige Netz der Schülerbeförderung, das angeboten wird, habe sich nach Ansicht des Landrates als flexibel erwiesen. So werde jetzt auf Kritik reagiert und Kleinbusse der Linie Thale-Friedrichsbrunn-Treseburg durch größere ersetzt, kündigte Gerald Hahne an. Reine Schulbusse würden nur einmal morgens und nachmittags fahren. Auch, so betonte Michael Wendt, Teamleiter Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) beim Landkreis Harz, sei vom Gesetzgeber gewollt, dass der Linienverkehr gestärkt wird, um das engmaschige Busnetz zu erhalten. Immerhin fließen rund acht Millionen Euro als Unterstützung vom Land in den ÖPNV in den Harzkreis. 6,2 Millionen Euro kostet die Ausbildungsbeförderung in diesem Jahr, davon gibt das Land 3,8 Millionen Euro.

Landrat Martin Skiebe kündigte nach den Ferien eine flächendeckende Überprüfung der Organisation der Schülerbeförderung an - und zwar unangemeldet. Dazu werde eine Arbeitsgruppe gebildet. Die Vertreter aus Verwaltung, von HVB, Eltern und Schülern sollen in dieser Gruppe mitarbeiten, um die Schülerbeförderung im Harzkreis zu optimieren.