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Kampf gegen Vandalismus Schon wieder Vandalismus und Diebstahl am Bahnhofsgebäude Quedlinburg: Eigentümer Günter Gonsior wünscht sich Zivilcourage

Von Petra Korn 14.08.2019, 09:56
Die Fassade des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes in Quedlinburg ist wieder beschmiert.
Die Fassade des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes in Quedlinburg ist wieder beschmiert. Korn

Quedlinburg - Schmierereien, Vandalismus, Diebstahl. Die Kette mutwilliger Beschädigungen am und im Quedlinburger Bahnhofsgebäude reißt nicht ab. „Es wurde wieder einmal die Bleiglasverglasung der Ladentüren auf der Bahnsteigseite eingedrückt, und die Schmierereien am hellichten Tag finden nach wie vor statt“, sagt Günter Gonsior, Eigentümer des Bahnhofsgebäudes.

So ist die Fassade wieder mit Kritzeleien in verschiedenen Farben beschmiert, ebenso eine der Außentüren, die vor wenigen Wochen gerade erst einen neuen Farbanstrich erhalten haben. Und die Sitzgarnitur, die er unlängst in der Bahnhofshalle aufgestellt habe - „damit die Leute sich auch hinsetzen können“ -, sei gestohlen worden, berichtet Günter Gonsior.

„Zwei Diebstahlsversuche konnten vereitelt werden, und dann war sie irgendwann weg.“ Von Unbekannten einfach mitgenommen, ebenfalls tagsüber - denn nachts ist das Bahnhofsgebäude geschlossen.

Außentüren wurden beschmiert, eine Sitzgarnitur aus der Halle gestohlen

Der Schaden ist das Eine. Günter Gonsior beziffert die Kosten für die Reparatur der Bleiverglasung auf mindestens 1.000 Euro. Um das Entfernen der Schmierereien werde sich sein Hausmeister kümmern. Das Andere, so der Bahnhofseigentümer, sei das Wegsehen.

„Wir haben mittlerweile die Haltung, dass man es nicht gesehen haben möchte, obwohl man es gesehen hat, obwohl man unmittelbar daneben gestanden hat“, erklärt Günter Gonsior. Für ihn stellt sich die Frage, wie man da Eigentum schützen könne.

Denn das Problem ist nicht neu: Immer wieder würden Wände und Böden beschmiert, Scheiben eingeschlagen und eingeworfen, würden die Frauen, die im Bäckereigeschäft und am Fahrkartenschalter arbeiten, angepöbelt und beschimpft - während Reisende wegsehen würden, schildert Gonsior.

Bahnhofs-Hausherr Günter Gonsior klagt über Gleichgültigkeit und vermisst Zivilcourage

Solche Gleichgültigkeit werde nur weiterhin dazu führen, dass Eigentum nicht geschützt werden könne. „Man kann es nicht schützen, weil es keinen interessiert.“

Doch aufgeben - das ist nicht Günter Gonsiors Sache. Im Jahr 2015 hatte der Bauingenieur das aus dem Jahr 1887 stammenden Bahnhofsgebäude mit seinen historischen Nebengelassen gekauft; seitdem arbeitet er daran, diese wieder mehr in Nutzung zu bringen. So hat er beispielsweise vor dem Sachsen-Anhalt-Tag in dem Raum, in dem zuletzt Zeitungen verkauft wurden, einen neuen Fußboden verlegen lassen und den einstigen Ladenbereich mit einer Kühltheke, einer rückwärtigen Anrichte, Tischen und Stühlen ausgestattet.

Zudem wurden in angrenzenden Räumen Sanitäranlagen, getrennt für Frauen und Männer, gebaut. Die Räume waren während der Festtage der Ökumenischen Bahnhofsmission Magdeburg zur Verfügung gestellt worden, die für die Gäste des Sachsen-Anhalt-Tages einen zeitweiligen Anlaufpunkt eingerichtet hatte. Demnächst, kündigt Günter Gonsior schon einmal an, wird dieser Bereich weiter genutzt.

„Alles, was genutzt wird, bleibt auch erhalten“, sagt Günter Gonsior

Und weiter verfolgt hat er auch die Idee einer neuen Nutzung für das ehemalige Wohlfahrtsgebäude, in dem früher die nur gering bezahlten Bahnmitarbeiter Kost und Logis erhielten: Das Gebäude habe er seinem Hausmeister geschenkt, der es zu einem Wohnhaus für sich selbst ausbauen werde.

Da, sagt Günter Gonsior, sei eine Menge zu tun. „Aber warum nicht einfach füreinander miteinander was voranbringen? Denn alles, was lebt, was genutzt wird, bleibt auch erhalten.“

Im Miteinander sieht Gonsior auch einen Lösungsansatz für das Vandalismus-Problem am Bahnhof: Nötig sei wieder das „Wir-Gefühl, das ist unser Bahnhof, da kommen die Leute an, da schlägt man nicht die Scheiben ein. Wenn wir dieses Wir-Gefühl wieder erzeugen, dann haben wir etwas gekonnt“, sagt der Quedlinburger. (mz)