Saatgutgeschichte Molle, Windfege und Sortiertisch stammen aus Quedlinburg
Ingrid und Dieter Grosser übergeben der Interessengemeinschaft Saatguttradition Exponate für ein Museum.

Quedlinburg - Eine in Quedlinburg gebaute Windfege - eine Saatgut-Reinigungsmaschine - ist dabei gewesen, Mollen zum Schütteln von Saatgut, Siebe, ein Sortiertisch oder Holztragen, mit denen die getopften Pflanzen ins Gewächshaus oder zum Frühbeet transportiert wurden. Gärtnerische Geräte und Maschinen, die von der Aussaat bis zur Ernte genutzt wurden, haben Ingrid und Dieter Grosser nun an die Interessengemeinschaft Saatguttradition übergeben. „Manches mit Tränen in den Augen“, gesteht Dieter Grosser und meint dabei die persönlichen Erinnerungsstücke, die er aus der Auflösung des Haushalts seiner Eltern aufbewahrt hatte. Auch davon waren viele unter den Exponaten, mit denen ein Pkw-Anhänger drei Mal gefüllt wurde.
„Es war schade, dass das einfach so weggeworfen werden, im Schrott landen sollte“
Dieter Grossers Eltern hatten in Westerhausen eine Landwirtschaft, waren Selbstversorger. „Ich bin damit groß geworden“, sagt Dieter Grosser. Er selbst lernte dann in der Altmark den Beruf des Gärtners. 1956 kam er an das Institut für Pflanzenzüchtung in Quedlinburg, fing hier als Gehilfe in der Abteilung Versuchswesen an. Er erwarb den Meisterbrief, absolvierte ein Fachschulstudium zum Ingenieur und wurde schließlich 1965 in der Gärtnerei auf dem Moorberg Gartenleiter. Ingrid Grosser war ab 1960 im Institut als Assistentin in der Pflanzenzüchtung tätig. Hier lernte sich das Ehepaar auch kennen. „Wir hatten die gleichen Interessen“, sagt Ingrid Grosser.
Mit der Wende kamen Umstrukturierungen, viele der bis dahin genutzten Geräte und Maschinen wurden aussortiert und sollten entsorgt werden, berichtet Dieter Grosser. „Es war schade, dass das einfach so weggeworfen werden, im Schrott landen sollte.“ Der heute 81-Jährige, der bis zur Auflösung des Institutes für Züchtungsforschung - so hieß das Institut ab 1970 - Gartenleiter war, barg so manches Stück. „Damals hat keiner danach gefragt“, erinnert sich Dieter Grosser, der dann noch bis zur Rente in der Saatzucht Quedlinburg GmbH tätig war.
„Wir wissen, wo es hingeht, und haben es gern gegeben“
Seine gesammelten Schätze bewahrte das Ehepaar in einem Nebengebäude auf seinem Grundstück auf. Beide wissen vom schon seit mehreren Jahren verfolgten Ziel der Interessengemeinschaft Saatguttradition, in Quedlinburg ein Museum zur Geschichte der Saatzucht und Saatgutproduktion aufzubauen. Dabei könnten sie selbst aus Altersgründen nicht mehr mithelfen, sagt Dieter Grosser. „Aber unser Fundus war doch ganz gut“, ergänzt seine ebenfalls 81-jährige Ehefrau Ingrid. „Deshalb haben wir gemeinsam mit den Kindern beschlossen, diesen an die Interessengemeinschaft Saatguttradition abzugeben.“ Den stellvertretenden Sprecher der Gruppe, Rolf Bielau, kennt das Ehepaar aus seiner beruflichen Tätigkeit. „Wir wissen, wo es hingeht, und haben es gern gegeben“, sagt Ingrid Grosser.
Bei der Interessengemeinschaft ist die Freude groß: „Wir möchten uns bei Ingrid und Dieter Grosser für die Überlassung von Gartengeräten und -maschinen für ein geplantes Saatgutmuseum bedanken“, sagt Rolf Bielau. Wobei hier durchaus noch etwas hinzukommen könnte: Wie das Ehepaar berichtet, bewirtschaftet es noch einen großen Garten, indem sich auch noch das eine oder andere potenzielle Exponat befindet. (mz)