1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Knuddeliger Leo als einziger scharfer Löwe im Ort

Knuddeliger Leo als einziger scharfer Löwe im Ort

Von ANDREAS BÜRKNER 15.02.2010, 16:01

BAD SUDERODE/MZ. - War schon der flotte Auftakt der schmucken Gardetänzerinnen sehenswert, der vom Publikum ebenso mit Zugabe-Rufen belohnt wurde, wie später der Auftritt als Badenixen, so überzeugte auch das Kinderballett mit einem Dschungeltanz und bewies damit die gute Nachwuchsarbeit der Freizeitkarnevalisten in diesem Bereich.

Freche Sprüche

Spätestens beim Auftritt der jugendlichen Wildkatzen war auch Doreen Klein, der Vereinsvorsitzenden klar, dass "ich mich dank der nachwachsenden Talente vielleicht etwas zurücknehmen kann." Immerhin musste sich die junge Mutter selbst während des zweieinhalbstündigen Programms noch um ihren Nachwuchs kümmern.

Für eine bereichernde Premiere auf der Bühne sorgte der vorlaute Leo mit seinen frechen Sprüchen, nach eigener Aussage der "einzige scharfe Löwe von Bad Suderode". Bauchrednerin Annerose Wartenberg hauchte dem knuddeligen Plüschtier Leben ein und hatte zugleich Mühe, das frauengeile Großmaul unter Kontrolle zu halten. Nicht minder frech präsentierte sich die bekannte Mecker-Familie Motzke mit Herbert Mattke, Heike Weisel, Silvia Breuer-Schober, Nicole Westphal, Bernd Schobeß sowie Nicole Hechler. Neben Fragen der Erziehung stand die Zwangseingemeindung unter dem Motto "Dorf ade - Stadt, ach nee" im Mittelpunkt. Auch wenn die Sprüche nach endlosen polemikschweren Flugblattverteilaktionen inzwischen bei vielen nur noch ein müdes Lächeln hervorriefen, bot sich doch das Thema regelrecht für die aktuelle Saison an, in der in immerhin vier Prunksitzungen Hunderte Besucher in den großen Saal des Bad Suderöder Kurzentrums gelockt wurden.

Im Verein, der sich nicht nur mit dem Schlachtruf "Halli-Masch" deutlich von den anderen aus der Region unterscheidet, sondern auch einen komplett weiblichen Elferrat hat, bekam mit René Wolfgramm auch einen neuen Sitzungspräsidenten. Nachdem sich Erhard Kachel etwas zurückziehen will, musste er aber noch persönlich die Leitungsglocke übergeben. Echten Schliff demonstrierte das preußische Regiment mit ihrem Rad schlagenden Tanzmariechen René Wolfgramm, bevor ihnen der Alte Fritz, wunderbar von Gabi Schober gespielt, den Marsch blies. Erneut mal wieder in den Harz gekommen, ärgerte sich König Friedrich vor allem über die abtrünnigen Bewohner des Ortes, der seinen Namen trägt, seit er an ihrem Brunnen rastete. Mit dem beschwingten Akkordeon-Duo (Nora Klemm / Gerhard Horn), an samstägliche Fernseh-Volksmusik aus den südlichen Bundesländern erinnernd, schunkelte sich das Publikum so langsam auf die nächsten Programmpunkte ein, die schon lange vor der jugendschützenden Zeit von 23 Uhr einen erotischen Knaller lieferten: In Lack und Leder gehüllt wurde Marion Winderlich als Sklavin der Liebe von ihrem männlichen Dominator Erhard Schmidt nicht nur mit Ketten, sondern auch einem Adoniskörper gefesselt.

Hörner tragendes Männerballett

Nachdem sich Liesbeth (Gabi Schober) und Giselchen (Marion Winderlich) neben der Schönheit auch über String-Tangas ausgelassen hatten, und sich Steffen Ibe und Thomas Auer einen fast nicht endend wollenden Boxkampf geliefert hatten, stiegen die Frauentanzgruppe der Molly Dollys als Piraten ebenso zu tänzerischer Höchstform auf wie das euter- und hörnertragende Männerballett mit dem Lied über die bunte Kuh. Zu dieser Zeit gab es beim Narrenvolk schon längst kein Halten mehr. Mit stehenden Ovationen bedankte es sich für einen schönen Abend, bevor es sich der abschließenden Polonaise durch den Saal anschloss.