1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Harz: Harz: Novum im alten Kindergarten

Harz Harz: Novum im alten Kindergarten

Von petra korn 10.01.2012, 19:31

ermsleben/MZ. - Auf dem Herd köchelt Fleisch in einem großen Topf. Kerstin Holz und ihre Mitstreiterinnen sind im Hauswirtschaftsbereich dabei, das Mittagessen für alle insgesamt 23 Frauen und Männer zuzubereiten, die an einer ersten Qualifizierungsmaßnahme im ehemaligen Kindergartengebäude in der Bahnhofstraße Ermsleben (Stadt Falkenstein / Harz) teilnehmen.

"Es ist mal was anderes", sagt Kerstin Holz. "Ich bin so lange zu Hause gewesen. Mal unter andere Leute zu kommen, etwas zu lernen, das macht schon Spaß." Die 38-jährige gelernte Fachverkäuferin für Back- und Süßwaren hofft, dass die Maßnahme ihr hilft, wieder einen Arbeitsplatz zu finden. "Es muss nicht im Verkauf sein", kann die Radislebenerin sich beispielsweise den Bereich Altenpflege sehr gut vorstellen.

Der Hauswirtschaftsbereich, in welchem es neben der Küche auch einen Bereich mit Haushaltsgeräten wie Waschmaschine, Trockner oder Bügeleisen sowie ein Pflegebett gibt, ist einer von mehreren, in welchen Frauen und Männern unterschiedlichen Alters über Weiterbildungsmaßnahmen der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt ermöglicht werden soll. Dabei ist ein Novum, dass zwei Bildungsträger als Trägergemeinschaft zusammenarbeiten, sagen Maritta Bauch, Geschäftsbereichsleiterin beim Teutloff Bildungszentrum mit Sitz in Wernigerode, und Bärbel Voges, Leiterin für Aus- und Weiterbildung beim Bildungszentrum für das Hotel- und Gaststättengewerbe Ostharz Quedlinburg.

"Diese Kooperation bringt uns alle weiter", sagt Bauch. "Unser vorrangigstes Ziel ist, auch den Falkensteinern die Chance zu geben, wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen", unterstreicht Voges. Bisher seien die Hürden dafür sehr hoch gewesen. Einwohner der Stadt, welche an Maßnahmen in Quedlinburg teilnehmen wollten, hatten aufgrund fehlender Verkehrsverbindungen teilweise gar nicht die Möglichkeit, zu den Unterrichtszeiten in der Bodestadt zu sein, schildert Maritta Bauch. "Der Bedarf, etwas für die Falkensteiner zu tun, war wirklich da." Das hat auch die Kommunale Beschäftigungsagentur (KoBa) so gesehen, ergänzt Voges. Über die KoBa erfolgt die Zuweisung für die Weiterbildungen, die ein halbes Jahr dauern und mit einem Zertifikat enden.

Auch bei der Stadt Falkenstein / Harz fand die Idee offene Ohren: Die Kommune stellte den gerade umgebauten alten Kindergarten, der eigentlich noch bis zum Sommer 2012 als vorübergehendes Vereinshaus dienen sollte, schon Ende 2011 zur Verfügung. "Ohne die Stadt wäre das Projekt nicht möglich gewesen", bedankt sich Voges für diese Unterstützung der Kommune. "Dass wir hier alle mit im Boot sind, die beiden Bildungsträger, die KoBa und die Stadt, das hatten wir in dieser Form noch nicht", ergänzt Bauch.

Schritt für Schritt wird nun das neue Bildungshaus mit Leben erfüllt. "Das ist erst der Anfang. Wir haben viele Ideen", unterstreicht Voges. "Wir wollen ein breites Spektrum anbieten mit einer Qualität, die sich sehen lassen kann", ergänzt Bauch. So gibt sind im Untergeschoss des Gebäudes neben dem Hauswirtschaftsbereich bereits einen kleinen Restaurantbereich sowie Unterrichtsräume. Hier findet beispielsweise das Bewerbungstraining statt, welches Bestandteil jeder Maßnahme ist. Im Obergeschoss gibt es schon einen Kreativbereich, in welchem es unter anderem um Dekorationen und Farbe geht.

Maßnahmeteilnehmer sind zudem dabei, aus einem größeren Raum ein Büro bzw. Besprechungsraum sowie einen weiteren Unterrichtsraum entstehen zu lassen. Und entstehen wird hier auch ein "Verkaufsstudio", unter anderem mit Kasse und Regalen für ein Verkaufstraining. "Hier ist unheimlich viel Bewegung drin, und wir freuen uns auch darüber", sagt Maritta Bauch, die ebenso wie Bärbel Voges das Engagement der Maßnahmeteilnehmer betont. Für das Frühjahr ist über eine Maßnahme im grünen Bereich an die Gestaltung des Außengeländes gedacht. Und perspektivisch soll im Keller des Gebäudes noch eine Holzwerkstatt entstehen.

Maximal 36 Frauen und Männer sollen hier künftig an den Weiterbildungen teilnehmen können. Die einzelnen Fachbereiche werden dabei anhand eines individuellen Qualifizierungsplanes ausgewählt, erläutert Maritta Bauch. Paralleler Bestandteil ist, dass die Teilnehmer nach Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt suchen. "Und auch unsere Maßnahmebetreuer suchen", ergänzt Bärbel Voges. Die Frauen und Männer in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen, "ist ja das Hauptziel, das wir haben".

Wegen der derzeit noch laufenden Arbeiten ist vorgesehen, das Bildungshaus erst Ende Januar offiziell seiner neuen Bestimmung zu übergeben.