Harz Harz: Leiter des Forstbetriebs Ostharz geht in den Ruhestand
Harzgerode/MZ. - Peter Kaschner wusste schon mit fünf Jahren, dass er Förster werden will. Damals, Mitte der 50er Jahre, war sein Großvater Bahnhofsvorsteher in Harzgerode. Dort stromerte der kleine Peter über den Holzausformungs- und -verladeplatz. "Der Platzmeister hat mir viel Zeit gewidmet", sagt Kaschner. "Er hat mir das Werden und Wachsen des Waldes erklärt." Schon mit fünf Jahren wollte Kaschner Förster werden, am Mittwoch ist er mit 61 als Chef des Forstbetriebs Ostharz in den Ruhestand gegangen. Manch einer mag solch eine bodenständige Biografie langweilig finden. Für Kaschner war die Teilhabe am Werden und Wachsen des Waldes ein Lebenstraum.
Selbst der Direktor der Oberschule in Ballenstedt konnte Kaschner seinen Traumberuf nicht ausreden. Als der Pennäler zu seinem Wunsch Förster noch zwei weitere Optionen nennen sollte, schrieb er: "1. Förster, 2. Schäfer, 3. Köhler". "Alles andere hatte keinen Wert", sagt Kaschner. Tatsächlich setzte er seinen Kopf durch und studierte von 1972 bis 1976 in Dresden Forstwirtschaft. 1983 wurde er Leiter der Oberförsterei Ballenstedt, wo er heute auch wohnt.
Zur Wende hat Kaschner die Abwicklung des staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes begleitet, ab 1991 war er Leiter des Forstamtes Harzgerode und seit 2006 Chef des Forstbetriebs Ostharz. Diese Bezeichnung stellt sich schnell als irreführend heraus: Die neun Reviere sind vom Harz bis nach Marienborn und Bernburg verteilt. Mit seinen 45 Mitarbeitern bewirtschaftete Kaschner 19 000 Hektar Wald, vor allem Fichte (39 Prozent), Buche (24) und Eiche (17). "Ich hatte das Glück, ein Team zu haben, mit dem das Zusammenarbeiten Spaß gemacht hat", sagt Kaschner. Es habe nicht einen Tag gegeben, an dem er auf die Uhr geguckt und den Feierabend herbeigesehnt habe.
Sein Traum sei es immer gewesen, "an diesem wunderbaren Ökosystem mitzugestalten", sagt Kaschner. Erfolge sind dabei nicht so offensichtlich wie bei einem Dachdecker oder Maler. Förster lernen noch vor der Handhabung der Axt die Demut vor den Zeitspannen, in denen sich Natur entwickelt. "Wir planen heute für 2100", sagt Kaschner. Er hat es geschafft, den Laubholzanteil in seinem Wald zu erhöhen. Ein bis zwei Prozent mehr Buche, ein Prozent mehr Eiche. Das klingt unspektakulär, ist aber durch die Försterbrille betrachtet eine Revolution. "In diese Prozesse einzugreifen, das sind die erhebenden Momente des Lebens", sagt Kaschner und strahlt.
Kaschner liebt seinen Wald. Und doch geht er jetzt in den Ruhestand. Denn er liebt auch seine Familie. Seine Frau, mit der er künftig Motorradtouren und Reisen unternehmen will. Seine Söhne, denen er beim Hausbau helfen wird. Dass er rechtzeitig aufhören würde, beschloss Kaschner schon vor Jahren. Als er erlebte, wie sein damaliger Chef den 60. Geburtstag feierte. "Ich erinnere mich bis heute daran, wie die jungen Mitarbeiter hinter seinem Rücken frotzelten", sagt Kaschner. "Das wollte ich nicht erleben."