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Harz Harz: Die singenden Damen von Schielo

Von ANDREAS BÜRKNER 20.03.2011, 17:38

SCHIELO/MZ. - Anima Musica? Der Name des Schieloer Chores weckt Interesse. "Wir wollten Aufmerksamkeit erreichen und uns damit identifizieren können", erinnert sich die Leiterin Babette Leopold an die gemeinsame Entscheidung vor fünf Jahren: "Neue Liedertafel war uns zu blass". Dabei setzen kurioserweise die Damen die Traditionen der Schieloer Liedertafel fort, die 1843 begann und als reiner Männerchor weit über ein Jahrhundert den Gesang im Ort pflegte.

Außergewöhnlich war auch die Wiederbelebung. 2005 wurden dank einer Wette zwischen einem Quedlinburger Einkaufsmarkt und dem Schieloer Sportverein im Ort mehr als die geforderten 50 Weihnachtsmänner zum einmaligen Auftritt zusammengeholt. Was blieb, war bei den Frauen eine neu entfachte Lust am gemeinsamen Singen. Am 13. März 2006 konnten sich 15 Sängerinnen in der Kirche zur ersten Probe treffen, nachdem Katrin Bornschein aus Frose für die musikalische Leitung gefunden war. Mit einem Jubiläumskonzert in der Dorfgaststätte erinnerten die heute 17 Aktiven, darunter noch elf aus Anfangszeiten, am Samstagabend an ihre kurze Geschichte und hatten sich dazu ausgewählte Partner dieser bewegten Zeiten eingeladen. Doch zuvor wurde der Saal mit Unterstützung von der Gemeinde und dem Sportverein liebevoll ausgestattet, sogar mit Noten auf den Tischen geschmückt. Fotos und die Kopie der alten Vereinsfahne von 1843, welche das damalige Bürgermeisterpaar Schmelzer mit einem neuen Fahnenband versah und zur Gründung an den Verein überreichte, zierten die Bühne ebenso wie das neue Logo, welches ein Arzt in Harzgerode in Auftrag gegeben hatte. "Es ist an die Liedertafel angelehnt", erklärte Babette Leopold wieder so ein Stück Tradition, "die zusätzlichen Blumen stehen für die Frauen". Herbert Wetzel hatte damals eine Kiste voller Noten übergeben, die heute "Schatztruhe" genannt wird. Voller Stolz konnte das frühere Mitglied Christina Müller, die aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden musste, ein gefundenes Fahnenband von 1924 an die Vereinsvorsitzende überreichen. Aufschrift: "Von Frauen und Jungfrauen der Liedertafel gewidmet".

Den Strauß bunter Melodien eröffnete Anima Musica mit der Mozart-Adaption "Unsere kleine Nachtmusik". Die Chorkleidung - weiße Blusen und hellblaue Tücher - ist "eine Reverenz an unseren Sponsor", ein Versicherungsbüro, erklärt Babette Leopold. Die Moderation des Jubiläumskonzerts übernahm Edith Kühn und erinnerte an Höhepunkte, wie die Auftritte zum Glockenfest 2007 oder das Benefiz-Konzert 2008, als ein Feuerteufel den Ort unsicher machte. Die Frühlings- und Adventskonzerte sind inzwischen ebenso beliebt wie Auftritte im Haus Einetal, einem weiteren wichtigen Partner des Chores. Nur einmal war Edith Kühne völlig sprachlos - als sie zum Ehrenmitglied des Vereins berufen wurde.

Als Katrin Bornschein den Chor in Frose übernahm, organisierte Kreisoberpfarrer Jürgen Dittrich ab Januar 2010 mit dem Chef von "Harzgospel", Peter Strahlendorff aus Neudorf, einen neuen Leiter. "Wir übernehmen auch die Kosten", betonte er die enge Zusammenarbeit von Kirche und Chor, der als eingetragener Verein bis heute in deren Räumen proben darf und auch Gottesdienste bereichert.

Das Jubiläumskonzert werteten auch die von Strahlendorff weiterhin betreuten Gospelsängerinnen und der Männerchor Harzgerode mit Solist Thomas Nürnberg unter Leitung von Heinz Kirchvogel auf, die nicht nur den Frühling musikalisch begrüßten, sondern auch gemeinsam Lieder sangen. Mit strahlenden Augen begrüßte Katrin Bornschein ihre alten Mitstreiterinnen im vollen Saal, trat mit den auf vier geschrumpften "Five Singers Frose" auf und stimmte in den abschließenden "Irischen Segen" ein. Zuvor hatte schon das von allen Teilnehmern gesungene "Dona nobis pacem" zu Beifallsstürmen geführt. Gerade daran war "Musik mit Seele" zu erkennen, was Anima Musica auf Deutsch heißt.