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Die Retter aus dem Touristenziel Bodetal

Von Franziska Konrad 08.06.2006, 16:00

Thale/MZ. - Im Jahre 1923 kam es zu einem schweren Unfall eines Touristen in den Bergen. Da die Feuerwehr überfordert war, wurde der 18-jährige Gustav Kowalewski, ein junger Bergsteiger, geholt. Nachdem er es schaffte, den Touristen zu bergen, stellte sich eine Zusammenarbeit mit den Behörden ein. Nach 35 Bergungen erhielt Gustav 1938 die Lebensrettungsmedaille. Es folgten in den darauf folgenden Jahren noch weitere Rettungen. Insgesamt waren es 64 gewesen, bis zum Herzversagen von Kowalewski.

Nach dem Ende des Krieges schloss sich eine kleine Gruppe von Freiwilligen zusammen, die bei Bergungen half. Nach kurzer Zeit jedoch kam es zur Auflösung wegen Meinungsverschiedenheiten. Als aber immer mehr Touristen das Bodetal besuchten, rief der damalige Bürgermeister Bock mit anderen Vorsitzenden zu einer freiwilligen Bergwacht auf. Im November 1952 konnten 15 interessierte und teilweise erfahrende Leute gewonnen werden. Diese Gruppe wählte Paul Kowalewski, der Bruder von Gustav, zu ihrem Leiter. Die Freiwilligen hatten aber weder Ausrüstung noch Rettungsgeräte. Durch Glück gründete sich 1952 das Rote Kreuz mit erfahrenden Bergleuten. Diese sollten in der ganzen Republik die Bergrettung erneuern. Sie überzeugten Kowalewskis Gruppe dazu, dem Roten Kreuz beizutreten. Das taten sie auch am 21. März 1953. Dieser Tag wird heute als Gründung der Bergwacht Thale angesehen. Auch Gerhard Kowalewski trat der Gruppe bei und es kam zu einen erfolgreichen Entwicklung der Rettungstruppe.

Der Krankenpfleger Bruno Westphal, der später auch zur Mannschaft gehörte, kümmerte sich um die medizinische Ausbildung. Nach einiger Zeit wurden Mitglieder auf Lehrgänge geschickt, so kam es, dass die ganze Bergwacht bald ein fundiertes Wissen vorweisen konnte. 1954 bekam die Rettungsstelle ihren ersten Stützpunkt. Es bildete sich etwa zeitgleich eine Kletterverein. Dieser Verein konnte große Erfolge verzeichnen. Paul trat 1956 zurück und übergab seinem ältesten Sohn Gerhard Kowalewski die Leitung. Durch das Arrangement von ihm hatte die Bergwacht in den folgenden Jahren eine große Wertschätzung erworben. Im Jahr 1998 wurde Gerhard Kowalewski mit der Ehrenbürgerschaft von Thale geehrt. Seit 1997 ist Jens Kowalski, der Sohn von Gerhard, der Leiter der Bergwacht.

Bis heute helfen die Mitglieder nicht nur bei Bergungen, sondern auch beim Naturschutz. Auch mehr als 50 Jahre nach der Gründung hat sich nicht allzu viel verändert. Es sind regelmäßig Lehrgänge zu medizinischen und bergsteigerischen Fähigkeiten. Die Rettungsgeräte und die Ausrüstung sind auf dem neusten Stand gebracht, sowie das vermittelte Wissen. Des weiteren finden Leistungsvergleiche von verschiedenen Bergwachten in der Region Harz statt, die zeigen wie gut die Retter in einzelnen Disziplinen, wie zum Beispiel bei einer Bergung.