Chance für Orchideen und andere seltene Pflanzen
THALE/MZ. - Sonst würden die Orchideen verschwinden. Früher sorgten Schafherden für den Erhalt der Magerrasenflächen, am Freitag müssen das Mähen und die Beseitigung von Büschen von Menschenhand erfolgen. Solche Flächen gibt es im Vorharz einige, darunter an den Gegensteinen und im Naturschutzgebiet Münchenberg zwischen Neinstedt und Stecklenberg. Dort sind seit fünf Jahren Mitarbeiter der Umweltsanierungs- und Strukturförder GmbH im Einsatz. "Das geht nur im Herbst und Winter, um die Vegetation nicht zu beeinträchtigen und Kleintiere nicht zu vertreiben", weiß Fritz Nennhuber, Geschäftsführer der Firma des zweiten Arbeitsmarktes. Jeweils zehn bis zwölf Mitarbeiter sind seit 2005 damit beschäftigt, die Flächen für die Orchideen und andere Pflanzen zu pflegen. Unterstützung erhält die Firma dabei von Fachleuten wie Hermann Wolke aus Thale, Naturschutzwart im Harzklub und Mitglied des Arbeitskreises Heimische Orchideen in Sachsen-Anhalt. Rund 60 Mitglieder hat der Arbeitskreis im Land. Hermann Wolke, ehemaliger Lehrer für Biologie, Chemie und Mathematik, engagiert sich dort seit 1972. Die Naturschutzgruppe in Thale umfasst neun Mitglieder.
Fritz Nennhuber und Hermann Wolke sind sich einig, dass nur nachhaltige Pflege Erfolg zeitigen kann. So wird als positiv vermerkt, dass seit fünf Jahren entsprechende Maßnahmen genehmigt worden sind. "Nach wenigen Jahren wäre die Fläche sonst wieder zugewachsen und die Orchideen ohne Chance", erklärt der Naturschützer. Das Naturschutzgebiet Müncheberg bietet bei guter Pflege hervorragende Bedingungen für Orchideen, die wenig Feuchtigkeit und viel Sonne mögen. 14 Arten sind dort derzeit ständig präsent. Dazu gehören vier verschiedene Sitterarten, Bienen- und Fliegen-Rangwurz, zwei Waldvögleinarten und das Purpurknabenkraut. Auch die Orchidee des Jahres 2009, das Stattliche Knabenkraut, ist dort zu finden. Orchideen blühen zwischen Anfang April und Mitte Juli.
"Vor den Arbeiten der Umweltsanierungsgesellschaft sah es aber ganz schlimm aus", erinnert sich Hermann Wolke. Viel Biomasse habe es gegeben, und Büsche, deren Nachwachsen über Jahre verhindert werden muss, um Nachhaltigkeit zu erzielen. "Durch die Pflegearbeiten hat sich eine ausgedehnte Population entwickelt", freut sich der Orchideenfachmann: "Die Teams haben sehr gut gearbeitet." Da der Müncheberg dem Forst untersteht, hat es auch in dieser Richtung Absprachen zur Vorgehensweise gegeben.
Es sind aber nicht allein Orchideen, die von der Landschaftspflege durch die Umweltsanierungsgesellschaft profitieren. Hermann Wolke nennt neben anderen Pflanzen wie Aronstab, Golddistel, Große Braunelle oder Moorklee auch viele Tiere, die sich dort heimisch fühlen. Dazu gehören Vögel, unter anderem Pirol, Spechtarten, Wendehals, Nachtigall, Neuntöter und Sperbergraumücke. Im Naturschutzgebiet Müncheberg sind auch Haselmaus, Zaun- und Waldeidechsen, Blindschleiche, Geburtshelferkröte, Hirschkäfer und Schwalbenschwanz anzutreffen.
Sorgen bereiten Reiter, die im Naturschutzgebiet Münchberg nichts zu suchen haben. Verlassen der Wege ist ein weiteres Problem. Oft sind Hundebesitzer anzutreffen, die ihr Tier frei herumlaufen lassen. Und Hundekot sorgt dafür, dass Nährstoffe in den Boden geraten, die dort nicht gewollt sind. Hermann Wolke hofft deshalb auf mehr Verständnis, so dass die Lebensräume seltener Pflanzen und Tiere respektiert und geschützt werden.