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Neue Schilder für A36 Aufwertung der B6 zur Autobahn: Neue Verkehrsschilder kosten zwei Millionen Euro

Von Sandra Simonsen 04.10.2017, 13:10
Die frühere Bundesstraße 6 – hier bei Aschersleben – wurde zur Autobahn 36 hochgestuft.
Die frühere Bundesstraße 6 – hier bei Aschersleben – wurde zur Autobahn 36 hochgestuft. Archiv/Gehrmann

Quedlinburg - Spätestens 2018 soll die bisherige Bundesstraße 6 zur Autobahn 36 aufgewertet werden. Die dafür nötige neue Beschilderung kostet zwei Millionen Euro. „Das ist fragwürdig und irrwitzig“, meldet sich jetzt Ralf Seibicke vom Bund der Steuerzahler in Sachsen-Anhalt zu Wort. Der Ausbau habe einen „reinen Statuseffekt“ und sei „Steuergeldverschwendung“.

Ende März dieses Jahres hatte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) dem Ausbau der B6 zwischen der Landesgrenze zu Niedersachsen und der A 14 bei Bernburg zugestimmt. „Die Aufstufung der B6 zur Autobahn ist eine Aufwertung für die ganze Region“, betonte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) daraufhin.

Kommunalpolitiker hoffen auf mehr Touristen

Ähnlich bewerteten auch andere Politiker der Region die Pläne, für die sie jahrelang Druck gemacht hatten - vor allem, um den Tourismus zu fördern. Denn Navigationssysteme bevorzugen Autobahnen, auch dann, wenn es wie bei der B 6 keinen nennenswerten Unterschied bei der Reisegeschwindigkeit gibt. Doch die Aufstufung kostet rund zwei Millionen Euro, vorrangig, weil neue Schilder aufgestellt werden müssen. „Am Schluss trägt diese Kosten der Steuerzahler“, betont Seibicke.

Das sei reine Verschwendung, er glaube nicht, dass sich die Hoffnungen, die mit der Hochstufung verbunden seien, alle erfüllen würden. „Nur wegen der Aufwertung der Straße kommt doch niemand schneller in den Harz“, meint Seibicke. Schließlich gelten auch bisher schon die gleichen Geschwindigkeitsbegrenzungen wie für Autobahnen auch auf der B 6. „Man hätte das dann direkt machen müssen und nicht im Nachhinein“, sagt Seibicke.

„Höchstens ein Statuseffekt und ansonsten Irrsinn”

Die Umstellung nun habe höchstens einen Statuseffekt und sei ansonsten Irrsinn. „Alle sind mit dem zufrieden, wie es ist - warum muss man also etwas ändern, was funktioniert?“ Der einzig messbare Faktor sei der der Kosten für den Steuerzahler, alles andere sei reine Spekulation. Ähnlich sieht das auch die Redaktion des NDR-Satiremagazins „extra3", die der geplanten Neubeschilderung der B6 im August einen Beitrag in ihrer Serie „Realer Irrsinn” widmete.

Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) betont hingegen: „Die Aufstufung der B 6 zur Autobahn ist ganz klar mit einem Imagegewinn für die Region verbunden und ein Standortvorteil mit Blick auf Unternehmensansiedlungen, aber insbesondere auch für die weitere touristische Entwicklung des Harzes.“

Neues Argument für Investoren?

Da die B6 bereits heute autobahnähnlich sei, seien größere bauliche Veränderungen nicht erforderlich, heißt es weiter vom Ministerium, lediglich die Beschilderung müsse umgerüstet werden. Bei der Umrüstung gehe es vor allem um eine bessere Wahrnehmbarkeit des Harzes als Wirtschaftsstandort im europäischen Wegenetz.

„Wir gehen davon aus, dass Investoren eine Autobahnanbindung als ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Standortwahl ansehen.“ Ähnlich sehe es in der Tourismusbranche aus, die Nordharz-Region sei über eine Autobahn schneller erreichbar und über eine „neue Qualität erschlossen“.

Landrat sprich von „Bewertungsvorteil"

Auch Landrat Martin Skiebe (CDU) verteidigt die Pläne: „Mit der Nordharzautobahn wird – auch nach Auffassung der Wirtschaft und der Touristiker – die Wahrnehmbarkeit des Standortes verbessert. In allen Rankings ist die Erschließung durch eine Autobahn ein Bewertungsvorteil.“

Daher würden sich auch drei Anliegerkreise in zwei Bundesländern für die Aufstufung der B6 einsetzen. Zum Thema der neuen Beschilderung betont er, dass ein Austausch der Beschilderung mittelfristig ohnehin notwendig geworden wäre. „Unter diesem Aspekt ist der Vorwurf der Verschwendung von Steuermitteln unbegründet.“ (mz)