Proklamation zum Freyburger Winzerfest 52. Gebietsweinkönigin an Saale und Unstrut ist royale Quereinsteigerin
An Saale und Unstrut regiert nun die Müchelnerin Romy Richter als 52. Majestät. Sie wurde jetzt beim Freyburger Winzerfest gekrönt. Ihre Vorgängerin als Gebietsweinkönigin, Luise Böhme, greift indes nach der deutschen Krone.
Freyburg - „England hat einen König, wir haben eine Königin.“ Mit dieser Anspielung auf aktuelle Ereignisse fernab Freyburgs überreichte Bürgermeister Udo Mänicke Sonntagmittag während der Krönungszeremonie auf dem Marktplatz die Proklamationsurkunde der frisch inthronisierten Gebietsweinkönigin Saale-Unstrut 2022/23: Romy Richter.
Die 25-Jährige hatte kurz zuvor inmitten der Weinprinzessinnen mit dem traditionellen Einmarsch der Ehrengäste Einzug gehalten - bereits mit Krone auf dem Haupt, ist sie doch die amtierende 9. Geiseltaler Weinprinzessin. Auch wenn erst in wenigen Tagen diese zweijährige Regentschaft endet, wurde ihr bereits gestern das Prinzessinnendiadem abgenommen - feierlich auf dem Thron sitzend, um mit den Insignien der Gebietsweinkönigin - Krone, Kette, Ring - ausgestattet zu werden.
Während der Zeremonie, die nach zweijähriger Coronapause wieder zum Winzerfest in Freyburgs guter Stube stattfinden konnte, ging es ungewöhnlich tränentrocken zu. Mit kurzzeitig konzentrierter Mine setzte die sonst strahlende Luise Böhme ihrer Nachfolgerin die Krone der Gebietsweinkönigin aufs kunstvoll gesteckte Haar. Als scheidende 51. Gebietsweinkönigin hinterlässt sie ein nicht ganz einfaches Erbe, wie gestern deutlich wurde.
„Du hast neue Impulse gesetzt und es geschafft, mit deiner modernen Art und Weise das Amt neu zu interpretieren“, so die moderierende Sandra Polomski-Woi-thon. Als eine der ehemaligen Saale-Unstrut-Gebietsweinköniginnen meinte sie voller Anerkennung: „Du, Luise, hast geschafft, was wir nicht geschafft haben, du hast den ’Freygeist’ geboren.“ Hinter Freygeist verbirgt sich Luise Böhmes Weinköniginnen-Wein, den sie, anders als üblich, erst während ihrer Regentschaft mit der Kellermeisterin der Freyburger Winzervereinigung selbst kreiert hatte. Mit dem fruchtigen Cuvée gehe ihre Reise auch nach der Regentschaft weiter, bemerkte eine fröhliche Luise Böhme. Und ihr Wunsch für die Zukunft: „Nehmen Sie die Weinprinzessinnen bitte als Weinfachfrauen wahr.“ Gemeinsam wollen die Weinfreunde ihr nun die Daumen drücken, wenn sie sich in 14 Tagen um die Krone der Deutschen Weinkönigin bewirbt.
Wie Luise Böhme setzt auch die 52. Gebietsweinkönigin auf Gemeinschaft und Zusammenhalt. Anders als Luise Böhme jedoch, die im Weinanbau, ob des elterlichen Betriebes groß geworden ist, fand Romy Richter erst vor gut vier Jahren zum Wein. Als Quereinsteigerin arbeitete sie in der Straußwirtschaft und im Weinberg der Familie Reifert am Geiseltalsee, von wo nun auch der Königinnenwein stammt: ein 2021-er Weißburgunder „Goldener Steiger“. In Kürze schließt die aus Mücheln stammende junge Frau ihr Studium der Chemie- und Umwelttechnik ab. Die klimatischen Herausforderungen würden sie nicht nur im Rahmen ihres Studiums beschäftigen, sondern zunehmend auch im Weinbau. Dass Romy Richter eine würdige Nachfolgerin ist, betonte Weinbaupräsident Hans Albrecht Zieger: „Dein Wissen über den Wein, den Anbau und die Kulturlandschaft hat uns nicht nur überzeugt, sondern umgehauen.“
Während seiner Glückwunschrede sorgte Landrat Götz Ulrich mit selbst gedichteten Strophen für Kurzweil - bis auf den letzten Vers. Der dürfte nicht nur finanziell wenig gut aufgestellten Mitmenschen aufgestoßen sein. Demnach solle laut Ulrich in diesem Winter, in dem Strom und Wärme nicht nur sündhaft teuer, sondern auch rar werden dürften, der Wein die Stimmung heben.