Lebhafter Reigen am längsten Tag
NAUMBURG. - Die Sängerin und der Pianist aus dem tschechischen Tabor zählten zu den musikalischen Gästen, die das Mittsommernachtsfest am Montagabend zu einem furiosen Auftakt der Konzertreihe Neun Naumburger Nächte werden ließen. Obwohl das kühle Wetter dicke Socken, Anorak und Thermodecken verlangte, wollte man die mehr als viereinhalb Stunden ohne Frösteln durchhalten. Für Gänsehaut sorgte allerdings die junge Sängerin aus der Partnerstadt Naumburgs selbst: Mit weißen Jeans-Shorts, ihrer Stimme, einer erfrischenden Bühnenpräsenz und dem Wagnis, sich gemeinsam mit dem Pianisten sowohl an große Namen wie Edith Piaf und Diana Krall und an große Titel wie "Moon River" heranzuwagen, als auch eigene Songs zu präsentieren. "Ich bin glücklich", sagte Jaroslav Bárta auf der Bühne ein ums andere Mal, als ob er die drei deutschen Worte intensiv üben wollte. Diesen besonderen Zustand erreichten die Besucher ohne Mühe mit dem Auftritt des Comedy-Artistik-Duos "Klirr deluxe". Gerd Förster, stellvertretender Oberbürgermeister und einstiger Inhaber einer Umzugsfirma, und das weitere Publikum erlebten eine herrlich komische Lektion in Sachen Stühlestapeln und Teller-Jonglage. Nachahmen nicht empfohlen. Es sei denn, man plant einen scherbenreichen, aber umso glücklicheren Polterabend. Das passende Lied hatte das Jenaer Ensemble "Swing4Fun" mit Sängerin Sylvia Weisheit im Repertoire: den amerikanischen Hochzeitshit "Fly me to the moon". In bester Swing-Manier wurde zudem der Sommer heraufbeschworen. Mit "Summertime", einer Fahrt über die "Route 66" oder einer Prise Latin-Feeling dank des Klassikers "Night and Day". So brach die Nacht herein, wie Pianist Christoph Democh betonte: "Jetzt wird es langsam dunkler."
Für die Naumburger A-capella-Gruppe "Tiefgang" kam zu später Stunde schließlich jene Zeit, die Zügel des Anstandes etwas schleifen zu lassen. Erst nach 22 Uhr konnten sie - nach einem ersten, noch unverdorbenen Part zu Beginn des Festes - von einem erhofften intimen Intermezzo mit einer Blondine und liebeslustigen Spielerfrauen erzählen. Ja, auch am Fußball kam das Quartett nicht vorbei, das sich mit schwarz-rot-goldenen Hawaiiketten schmückte und in einer WM-tauglichen Fassung von Eddy Grants "Gimme hope Joanna" den Bundestrainer anfeuerte. Die Fankurve feierte. Eine weitere Laola-Welle der Stimmung bewegte sich durch das Marientor, in dem gesungen und geklatscht, gelacht und getanzt, aber vor allem die Zeit am längsten Tag des Jahres genossen wurde.