50000. Gast ist ein Leipziger
HERRENGOSSERSTEDT. - Mittwochnachmittag steuerte das Ehepaar das Informationszentrum an, um sich anzusehen, wie die zwei je rund sieben Kilometer langen Röhren durch den Finneberg getrieben wurden. An die Überraschung, die sie dabei erlebten, hatten sie im Traum nicht gedacht. Sie wurden mit einem Geschenk begrüßt, denn Klaus-Dieter Lathan war der 50 000. Besucher seit der Öffnung des Infozentrums im März 2008. "Damit liegen wir weit über unseren Erwartungen", so Infozentrum-Leiter Uwe Geiger.
Neben dem Maskottchen "Max Maulwurf", Tunnelschnaps und Sekt überreichte Geiger dem 63-jährigen Lathan einen Gutschein für eine ausführliche Tunnelführung für sechs Personen. Um einen Vorgeschmack auf die Fahrt durch die Röhren zu bekommen, warf das Ehepaar einen Blick aus nächster Nähe auf die Großbaustelle.
Angetan waren der Leipziger Tiefbauingenieur und die Geologin von der Vortriebsmaschine. Diese konnte aber, da sie ihre Arbeit längst getan hat, nur noch als Modell betrachtet werden. "Wie die Technik arbeitet, das fasziniert", so Lathan. Interessant war für ihn auch, welche Bauinfrastruktur eingerichtet werden musste, bevor mit den Bohrungen begonnen werden konnte, "und dass das alles mal wieder wegkommt und begrünt wird", so Lathan. Bis es soweit ist, geht noch einige Zeit ins Land. Während im Bibra- und Osterbergtunnel, die durch Sprengungen entstanden waren, der Innenausbau läuft, werden im Finnetunnel derzeit für den Besucher im Verborgenen 16 Querschläge zwischen den Röhren gebaut. 13 werden als Flucht- und Rettungsstollen dienen, drei als Technikstollen. "Die werden ganz konventionell mit einer Fräse ins Gestein gebracht", so Deutsche-Bahn-Pressesprecher Frank Kniestedt. Sind die Stollen errichtet, werden die mit einer Bewehrung versehenen Betonschalen eingebracht. Die Innenröhren, die darauf folgen, gießt ein Betonmischer vor Ort. Versehen wird jeder Querschlag mit feuerfesten Spezialtüren.
Für Besucher sichtbar entstehen an den Röhrenenden 65 bis 70 Meter lange Hauben. "Sie sollen den Tunnelknall verhindern, der entstehen würde, wenn die Züge mit über 250 Kilometer pro Stunde direkt in die Röhren hineinführen", so Kniestedt. In den Hauben entspanne sich die Luft geräuschlos. Bis die Züge durch den Tunnel fahren und das Infozentrum zuvor abgebaut wurde, hoffen Geier und seine Mitstreiter Hans-Jürgen Sieler, Rüdiger Senf, Roland Weber und Manfred Mönnich, die Besucherzahl 100 000 knacken zu können.