Touristik und Caravaning Touristik und Caravaning: Schwitz-Zelt und sehr viele Kataloge
Leipzig/MZ. - Viel Fingerspitzengefühl braucht Murray Small Legs, wenn er Pfeilspitzen aus Lavagestein herstellt. Zwischen 20 Minuten und 30 Minuten benötigt er, um eine anzufertigen. Auf Jagd geht der kräftige Mann in Indianerkleidung allerdings nicht. Er kommt zwar aus Kanada aus der Provinz Alberta, lebt jedoch seit einigen Jahren in Potsdam, wo er mit einer deutschen Frau verheiratet ist. Erst im März 2002 wird er in seine Heimat zurückkehren.
Derzeit allerdings zeigt der Kanadier am Stand von Meso Amerika-Kanada-Reisen in Leipzig seine Kunst. Dort findet bis zum Sonntag die 12. "Touristik und Caravaning" statt. 1011 Aussteller aus 63 Ländern und Gebieten offerieren ihre Urlaubsangebote. Das sind mehr als im vergangenen Jahr. Erstmalig in Leipzig dabei sind die Tourismusämter von Panama, Malaysia, Macau und Tahiti. Reiseveranstalter aus Vietnam, Namibia, Südafrika und Tansania haben ebenfalls Messepremiere. Am stärksten vertreten ist wie im vergangenen Jahr Österreich.
Einen nicht so weiten Anfahrtsweg hatte der Regionale Fremdenverkehrsverband Halle-Saale-Unstrut, der am Stand der Sachsen-Anhalt Landesmarketing GmbH seine Werbematerialien ausgebreitet hat. Einen Anreiz, dort stehen zu bleiben, gab es zumindest am Mittwoch nachmittag nicht.
Das sah zum Beispiel bei der Badegärten Eibenstock GmbH schon ganz anders aus. Diese lockte die Besucher mit Indianertänzen an. Aus welchem Grund? Das hat etwas mit dem indianischen Steinschwitzbad zu tun, das eines der ältesten Schwitzrituale der Welt ist und dem Besucher in Eibenstock angeboten wird. Das Steinschwitzzelt ist für Indianer ein Gebets- und Meditationsort. Dort nehmen sie sozusagen am lebendigen Schauspiel der Entstehung unserer Erde und des Lebens teil, wenn sie im dunklen Zeltinneren sitzend Wasser auf glühend heiße Steine spritzen sehen. Nach dem Ritual soll ihre Vitalkraft gestärkt sein.
Wer mehr auf Märchen steht, der ist in der Hühnerfußbanja willkommen, wo praktisch das Märchen von der Hexe Babajaga wieder lebendig wird. Das tonnenschwere Blockhaus steht in Eibenstock im Erzgebirge auf einer großen Baumwurzel.
Von Sauna hält Lutz Ebersbach aus Leipzig allerdings nichts, ihm haben es die Reisemobile angetan. Soll es ein Wohnmobil im Landhausstil mit Erker sein oder lieber eine kleine silberne Kugel? Die Auswahl fällt schwer. Die Firma Dethleffs offeriert beispielsweise ein neues Produkt. Vor zwei Jahren hatten sich 150 Tüftler an der Ausschreibung der Firma beteiligt, um einen Wohnwagen zu entwerfen, der Basislager, Garage und Transportmittel zugleich ist. Den Wettbewerb gewann Harald Vogel aus Neuwied. Nun können Biker ihr Motorrad mit auf Reisen nehmen, es geschützt unterbringen, haben ein festes Dach über den Kopf und sind trotzdem mobil, wenn sie beispielsweise durch Deutschland touren.
Apropos Deutschland: Es ist für die Neubundesbürger ein wichtiges Urlaubsland. 26 Prozent aller Ostdeutschen haben sich in diesem Jahr für heimatliche Gefilde entschieden, wie das Leipziger Institut für empirische Forschung im Auftrag des Messeveranstalters herausfand. 16 Prozent bevorzugten die Ferienregionen zwischen Rügen und Thüringen, 10 Prozent wählten Urlaubsorte in Westdeutschland.
Bei den Auslandszielen hatte in diesem Jahr bei den Ostdeutschen Spanien die Nase vorn. Noch nie war die Zahl der Spanien-Liebhaber so groß wie 2001. Den Platz zwei in der Beliebtheitsskala der Urlaubsländer teilen sich Österreich und Italien.
Groß ist das Interesse auch an Reisen in den Norden. Zum dritten Mal ist beispielsweise "Hitra Turistservice AS" auf der Messe vertreten. Das dreiköpfige Unternehmen macht Werbung für Angelurlaube auf den norwegischen Inseln Hitra und Froya in Norwegen. Um recht viele Besucher anzulocken, hat es einen großen Troll aufgestellt. Wenn man an dessen roten Nase fasst, war sich Stefan Kummer ganz sicher, hat man Glück. Was er sich konkret erhofft, wollte er jedoch nicht verraten. Sonst wirkt es nicht.