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Taubenbekämpfung am Busbahnhof Merseburg Taubenbekämpfung am Busbahnhof Merseburg: Tiere kriegen die Kündigung

Von Undine Freyberg 28.10.2019, 07:00
Die Unterschlupfmöglichkeiten unter dem Dach des Busbahnhofs werden nach und nach verschlossen.
Die Unterschlupfmöglichkeiten unter dem Dach des Busbahnhofs werden nach und nach verschlossen. Katrin Sieler

Merseburg - Die Tatsache, dass sich die Tauben rund um den Merseburger Busbahnhof sehr wohl fühlen, ist ein offenes Geheimnis. „Aber wir sehen es trotzdem als unsere Aufgabe an, die Bürger zu schützen“, sagte Gerd Heimbach, der Leiter des zuständigen Straßen- und Grünflächenamtes - nicht nur im Ausschuss für Ordnung und Gefahrenabwehr, sondern auch im MZ-Gespräch. „Es kann nicht sein, dass hunderte Leute, die dort täglich auf den Bus warten, oder ankommen, in Kauf nehmen müssen, dass sie im Zweifel von Tauben bekotet werden.“

Rund 400 Tauben halten sich laut Heimbach aktuell am Busbahnhof und auf dem benachbarten Wohngebäude auf. Das Dach des Busbahnhofs biete Unterschlupfmöglichkeiten, die von den Stadttauben rege genutzt werden, was nicht zur Eindämmung der Tierpopulation beitrage. Thomas Schön, sachkundiger Einwohner für die Fraktion SPD/Grüne sagte im Ausschuss, dass die Stadt ja im Jahr 2017 eine unrühmliche Maßnahme durchgeführt hatte, die eine Strafanzeige zur Folge hatte.

Vor zwei Jahren wurde Nopaloma eingesetzt

Damals hatte man das Mittel „Nopaloma“ eingesetzt, dass dafür sorgen sollte, dass sich die Tauben dort nicht mehr wohl fühlen. Da es sich um eine Klebepaste handelte, waren aber Tiere umgekommen. Heimbach erklärte, dass damals plötzlich die Kripo mit Vertretern vom Landkreis vor seiner Tür stand. „Das ging bis zur Staatsanwaltschaft.“ Und es sei sehr unangenehm gewesen.

Allerdings nehme sich die Stadt aktuell wieder des Problems an. „Wir werden die Unterschlupfmöglichkeiten am Dach des Busbahnhof verschließen lassen“, informierte Heimbach den Ausschuss. Thomas Schön machte darauf aufmerksam, dass das nicht gestattet sei, solange dort Tauben brüten. „Meines Wissens brüten dort aktuell acht bis zehn Tiere“, erklärte Schön, der auch Vorsitzender des Vereins Wildvogelhilfe ist. Heimbach sagte, dass die beauftragte Firma verpflichtet sei, darauf zu achten. Wie MZ auf Nachfrage erfuhr, wurde deshalb bis jetzt auch nur der Bereich auf der Westseite verschlossen.

Ersetzen der Taubeneier durch Gipseier würde jährlich 35.000 Euro kosten

„Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, wie wir das Problem in den Griff bekommen können, aber es ist schwierig“, so Heimbach. Man könnte einen Taubenschlag bauen. „Aber allein die Unterhaltung - also das tägliche Füttern der Tiere, das Sauberhalten und das Ersetzen der Taubeneier durch Gipseier würde jährlich 35.000 Euro kosten“, sagte er. Thomas Schön bot darauf an, in einer der folgenden Ausschusssitzungen einen Vortrag über die verschiedenen Möglichkeiten zu halten, wie man das Taubenproblem lösen könnte. Der Ausschuss nahm das Angebot an.

„Ich bin froh, dass das Thema jetzt nochmal auf die Tagesordnung kommt“, sagte Heimbach gegenüber der MZ. „Vielleicht finden wir ja so eine Möglichkeit für die Lösung des Problems, die sich die Stadt auch leisten kann.“

Leut einer Veröffentlichung im „European Journal of Ecology“ von 2017 hinterlässt eine Stadttaube zwischen vier und zwölf Kilo Kot pro Jahr, der unter anderem auch Gebäude schädigt. Tauben können unter unterschiedlichsten bakteriellen Erkrankungen und Viruskrankheiten leiden. Erkrankungen, die durch Tauben verursacht werden, können bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem durch das Einatmen von getrocknetem infiziertem Taubenkot vorkommen. (mz)