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Merseburg Merseburg: Kleine Marken ganz groß

Von MARIE HECHT 03.03.2011, 18:07

MERSEBURG/MZ. - Wer hätte gedacht, dass in einer simplen Briefmarke ein Stück Weltgeschichte stecken kann? Jürgen Glietsch, der Ex-OB von Merseburg, sammelt bereits seit langer Zeit. "Schon als Kind wollte ich über das Sammeln von Briefmarken fremde Länder kennen lernen", erinnert er sich.

Heute kann das Kulturhistorische Museum Schloss Merseburg von Glück reden, dass den Vorsitzenden des "Merseburger Briefmarkenvereins 1898" die Sammelleidenschaft packte. Denn Jürgen Glietsch war derjenige, der dem Museum den Vorschlag machte, aus der vielumfassenden Sammlung des Briefmarkenvereins eine Sonderausstellung zur Postgeschichte Merseburgs zu machen.

Am Freitag wird aus der Idee Wirklichkeit. Die Sonderausstellung "Aus der Merseburger Postgeschichte" wird um 18 Uhr in der Hofstube des Merseburger Schlosses eröffnet. Vom 5. März bis zum 25. April bietet die Ausstellung im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg neue Einblicke in einen ganz besonderen Bereich der Heimatgeschichte. Die Leiterin des Museums, Karin Heise, ist "froh, dass es zu der Zusammenarbeit gekommen ist. Postgeschichte haben wir noch nie behandelt. Auf den zweiten Blick sieht man die vielen Besonderheiten der Exponate, in denen sich die Geschichte Merseburgs widerspiegelt."

Briefmarkenvereinsvorsitzender

"Wer weiß heute noch, dass 1961 hier in Merseburg die Weltmeisterschaft im Sportangeln stattfand?", fragt Glietsch. Sonderbriefmarken und Poststempel, die die DDR zu dem Ereignis anfertigen ließ, weisen die Nachwelt auf das Großereignis hin. Um die Entwicklung der Geschichte zu verdeutlichen, ist die Ausstellung in acht Zeitabschnitte gegliedert. Diese reichen vom sächsischen Kurfürstentum bis in das wiedervereinigte Deutschland. "Die Post hat ihre Geschichte in der ganzen Welt. Wir haben ihre Entwicklung auf einen Ort runtergebrochen und finden immer noch Zusammenhänge zur Zeitgeschichte", erklärt Glietsch nachdenklich. Ja, es ist wirklich beeindruckend, was sich hinter den alten Briefen, Karten, Umschlägen, Briefmarken und Behördendokumenten der Ausstellung versteckt.

Das älteste Exponat ist ein Brief aus dem Jahr 1648, der von Merseburg nach Schmiedeberg gesandt wurde. "Briefumschläge gab es noch nicht. Die Briefe wurden geschickt gefaltet, so dass außen eine freie Fläche für die Anschrift blieb, und dann gut versiegelt", erläutert Glietsch, der fast zu jedem Exponat eine aufregende Geschichte erzählen kann. Besonders stolz ist das Museum auf eine Leihgabe des Museums für Kommunikation Berlin. Das Aquarell von 1877 zeigt das Merseburger Postgebäude gegenüber dem Bahnhof, welches schon seit 1870 existiert. "Im Hintergrund sieht man sogar unser Schloss", bemerkt Karin Heise zufrieden.

"Mit der Postgeschichte wird die historische Entwicklung greifbar", verkündet Glietsch, "die Inflation Anfang der zwanziger Jahre beispielsweise wird an gesammelten Briefmarken besonders deutlich. Im Jahr 1921 kostete ein Brief noch 40 Pfennige. Zwei Jahre später, im Juni 1923, schon 300 Mark. Nur vier Monate später ist der Preis für eine Postkartenmarke auf erstaunliche fünf Milliarden Mark gestiegen."

Neben den Dokumenten kann man in der Ausstellung auch andere Exponate wie einen alten Briefkasten oder eine Briefwaage begutachten. Doch einen ganz besonderen Wert hat die Ausstellung erst, wenn Jürgen Glietsch die Geschichten zu den Poststücken auspackt. Zwei Sonderveranstaltungen zur Ausstellung geben ihm die Möglichkeit dazu. Bis dahin lohnt sich der kleine Rundgang auch auf eigene Faust, um schon einmal zu überlegen, was wohl der eine oder andere Brief für Merseburg und die Welt bedeutet haben könnte.

Ausstellungseröffnung: Freitag, 18 Uhr, in der Hofstube des Schlosses; öffentliche Führung mit J. Glietsch am 12. März, 10 Uhr, zwei Euro / Person; Vortrag von J. Glietsch, 15. März, 19 Uhr, Eintritt frei