Linie 5 Linie 5: Havag darf den Fahrplan kürzen
![Eine Straßenbahn rollt durch Merseburg.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2021/9/2/84706574-dadf-460d-a649-f7136c9e87b6.jpeg?auto=format)
Merseburg - 90 Minuten dauert in etwa eine Fahrt mit der Straßenbahn auf der Linie 5 von Halle-Kröllwitz bis Bad Dürrenberg. Und jene 90 Minuten brauchten auch Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU) und die Bürgermeister der vier Bahn-Anrainerstädte im südlichen Kreis, um über den neuen Havag-Vorschlag zum künftigen Fahrplan zu beraten. Nun steht fest: Das Angebot wird ab dem 2. Mai um etwa zwölf Prozent gekürzt.
Dass die Havag doch noch grünes Licht erhält, lag an der Nachbesserung, die das kommunale Unternehmen aus Halle Anfang April präsentiert hatte. Demnach wird der Südkreis abends nicht gänzlich abgekoppelt. So wird künftig montags bis samstags die letzte Bahn um 20.58 Uhr von Ammendorf nach Bad Dürrenberg fahren. Retour geht es 22.01 Uhr ab der Salinestadt gen Halle. Und noch etwas haben Landrat und Bürgermeister festgelegt. Die Linie 5 wird spät am Abend nämlich von einem Rufbusangebot ergänzt, das 30 Minuten nach der letzten Straßenbahn genutzt werden kann.
„Ich bin froh, dass wir eine Lösung gefunden haben, ohne einen Rechtsstreit führen zu müssen“, sagte Bannert am Donnerstag der MZ. Die Havag habe sich auf die Belange des Saalekreises zubewegt. Bannert sprach von leidenschaftlichen Diskussionen, die auch öffentlich geführt worden sind. „Und bei einer entsprechenden Nachfrage sind Anpassungen noch möglich“, betonte der Landrat. Mehr Geld als jene 1,5 Millionen Euro, die der Kreis als Zuschuss an die Havag in diesem Jahr überweist, soll es nicht geben.
Die Havag selbst zeigte sich erfreut. „Um Rechtssicherheit zu bekommen, müssen wir jetzt noch den Bescheid der Stadt Halle als Genehmigungsbehörde abwarten“, erklärte Vorstand Vinzenz Schwarz. Weitere Details will die Havag am Freitag auf einer Pressekonferenz erläutern. Für die Stadtlinie 15 in Merseburg, mit drei Kilometern eine der kürzesten Strecken in Deutschland, ist ab 2. Mai übrigens Schluss. Dann wird die Linie 5 auch die Stadtlinie übernehmen. Da die Havag dadurch Personal und Technik spart, wird es für sie billiger.
Dafür muss der Landkreis doch in einem Punkt tiefer in die Tasche greifen. Das neue Rufbusangebot auf der Linie 5 wird von Taxi-Unternehmen im Auftrag des Kreises bestritten. Passagiere zahlen den regulären Ticketpreis wie bei einer Bahnfahrt, die Mehrkosten der Taxi-Betriebe schultert der Kreis. Rufbusse haben durch die Ticketverkäufe nur einen Deckungsgrad zwischen fünf und 15 Prozent. Je mehr Leute künftig das neue Rufbus-Angebot also nutzen, desto teurer wird für den Landkreis der Kompromiss, den der Landrat mit den Bürgermeistern und der Havag erzielen konnte. (mz)