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Kulturhäuser in Leuna und Schkopau Kulturhäuser in Leuna und Schkopau: Glanz und Elend nah beieinander

Von Dirk Skrzypczak 04.02.2017, 07:00
Das „X 50“ in Schkopau ist eine Ruine, seine Zukunft auch unter dem neuen Eigentümer ungewiss. Immerhin sind Fenster und Türen jetzt geschlossen.
Das „X 50“ in Schkopau ist eine Ruine, seine Zukunft auch unter dem neuen Eigentümer ungewiss. Immerhin sind Fenster und Türen jetzt geschlossen. Peter Wölk

Leuna/Schkopau - Gerade einmal neun Kilometer Luftlinie liegen zwischen dem Kulturhaus in Leuna und dem ehemaligen Buna-Klubhaus in Schkopau. Und doch trennen beide Häuser Welten. Das „cCe“ in Leuna ist ein Schmuckstück, einer der kulturellen Dreh- und Angelpunkte im Saalekreis. Das „X 50“ vegetiert vor sich hin. Seine Zukunft ist ungewiss. „Ich bedauere natürlich, dass es die Geschichte mit dem Buna-Klubhaus nicht so gut gemeint hat wie mit dem Kulturhaus in Leuna“, sagt Schkopaus Bürgermeister Andrej Haufe (CDU). Für beide Häuser mit unterschiedlichen Konzepten wäre Platz in der heutigen Zeit, ist er überzeugt. „Aber wir werden wohl nie erfahren, ob das stimmt.“

Das Schicksal der Klubhäuser entschied sich nach der politischen Wende. „Es war der Wille der damals Verantwortlichen, das Kulturhaus als weichen Standortfaktor für Leuna zu erhalten“, sagt Kulturhaus-Geschäftsführer Martin Halliger. Und die Gunst der Wirtschaft wie von Sponsoren und Förderern trägt den imposanten und markanten Bau bis heute. In Schkopau war das anders. Bei der Restrukturierung des Chemiestandorts war für das gigantische „X 50“ kein Platz in der Philosophie des Dow-Konzerns.

Mitte der 1990er Jahre war das „cCe“ umfangreich saniert worden

Der ehemalige hallesche Discokönig Martin Niemöller griff zu und wollte das Klubhaus zu einer multifunktionalen Arena entwickeln. 21 Millionen Euro wollte der Unternehmer investieren, Sachsen-Anhalt sicherte 9,5 Millionen Euro als Förderung zu. Als das Land jedoch den Geldhahn zudrehte, platzte vor 13 Jahren der schöne Traum wie eine Seifenblase. Niemöller musste wegen Missbrauchs von Fördermitteln sogar ins Gefängnis.

Das „cCe“ befand sich zu diesem Zeitpunkt längst im sicheren Fahrwasser. Mitte der 1990er Jahre war es umfangreich saniert worden, seit 1998 gehört es zur Kulturhaus Leuna GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Standortgesellschaft Infra Leuna. Und mit der starken Gesellschaft im Rücken und einer klugen Planung hat es sich etabliert. „Unser Ziel ist immer eine schwarze Null. Das haben wir 2016 erreicht“, sagt Halliger. Comedy, Schlager und Volksmusik seien die Zugpferde. Am 29. Mai tritt beispielsweise Olaf Schubert in Leuna auf, am 11. Oktober Jürgen von der Lippe.

Kulturhaus Leuna: Maximal möglichen Bestuhlung mit 1.160 Plätzen im großen Saal

Bei einer maximal möglichen Bestuhlung mit 1.160 Plätzen im großen Saal lohnt es sich auch für Stars, in Leuna vor das Publikum zu treten. „Das Interesse der Künstler ist da. Wir müssen natürlich aufpassen, dass wir den Bogen nicht überspannen. Wir müssen den Geldbeutel der Leute im Auge haben“, so Halliger. Eine Veranstaltung nach der anderen würde jedenfalls keinen Sinn machen.

Das Kulturhaus hat 2017 ein Jubiläum vor der Brust. Vor 90 Jahren hatte die BASF mit dem Bau begonnen. Im Zweiten Weltkrieg, als alliierte Bomberverbände Leuna massiv aus der Luft angriffen, erlitt das Haus schwere Treffer. Unter anderem stürzte die Saaldecke ein. Aufgegeben wurde der Kulturtempel nicht, 1946 feierte Leuna die Wiedereröffnung als „Klubhaus der Werktätigen“. Fortan gab es nahezu täglich Veranstaltungen, nicht nur für die Beschäftigten der Leuna-Werke. Schauspielerin Andrea Kathrin Loewig („In aller Freundschaft“) aus Merseburg hat hier das Tanzen gelernt.

Mittlerweile hat sich das Kulturhaus Leuna auch als Kongresszentrum einen Namen gemacht

Mittlerweile hat sich das Kulturhaus auch als Kongresszentrum einen Namen gemacht. Firmen nutzen das Gebäude ebenso wie die Stadt. Das „cCe“ ist zudem Heimat der Standortmesse „Leuna Dialog“, die immer mehr Aussteller anzieht. „Sogar aus dem japanischen Nagano haben wir eine Anfrage erhalten. Allerdings mussten wir die Firma auf 2018 vertrösten, weil wir dieses Jahr bereits ausgebucht sind“, erzählt Halliger.

In Schkopau freut sich der Bürgermeister derweil schon über kleine Schritte. Der Eigentümer hat die offenen Fenster und Türen im Erdgeschoss mit massiven Betonelementen verschlossen und so ein Sicherheitsrisiko gebannt. „Ansonsten können wir nur abwarten, was passiert“, sagt Haufe. Immerhin, es steht noch, das X 50. (mz)