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Hochwasser Hochwasser: Land unter in der Aue

Von Dirk Skrzypczak 30.05.2013, 17:00
Seebrücke mit Störchen: Große Teile der Saale-Elster-Aue stehen bereits unter Wasser. Und die Flusspegel sollen wieder steigen.
Seebrücke mit Störchen: Große Teile der Saale-Elster-Aue stehen bereits unter Wasser. Und die Flusspegel sollen wieder steigen. Peter Wölk Lizenz

Merseburg/Schkopau/MZ - Die mächtige Saale-Elster-Talbrücke, die bei Schkopau in 20 Metern Höhe die Aue überspannt, ist fast eine Seebrücke. Weite Teile des Gebiets stehen unter Wasser. „Die Situation spitzt sich zu. Das Wasser behindert uns erheblich“, sagt Frank Kniestedt, Bahnsprecher für den Abschnitt der ICE-Neubaustrecke im südlichen Sachsen-Anhalt. Mit Sandsäcken versuchen die Bautrupps, die wichtigsten Zufahrtswege gegen die Flut zu sichern. „Uns macht vor allem die Weiße Elster Sorgen. Steigt sie weiter, dann werden die Sandsäcke nicht reichen“, befürchtet Kniestedt. Für den Fall wäre die Baustelle von der Versorgung abgeschnitten. Eine ähnliche Lage hatte die Bahn in der Aue auch schon in der Vergangenheit erlebt.

Obwohl die Pegel von Weißer Elster und Saale derzeit verharren, kann nur für den Augenblick von einer Entspannung die Rede sein. Auch für die nächsten Tage kündigen Meteorologen ergiebige Niederschläge an. Die Wasserwehr der Gemeinde Schkopau steht bereits Gewehr bei Fuß. Und auch in Merseburg rüstet sich die Stadt für den Ernstfall. Dabei greift die Verwaltung auf eine Dienstanweisung zurück, die das Ordnungsamt für Extremfälle erarbeitet hat. Vorteil: Mit jedem Meter, den die Saale steigt, greifen die Regelungen des Notfallplans. Aktuell werden durch hauptamtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr im Zwei-Stunden-Rhythmus neuralgische Punkte entlang des Ufers kontrolliert. Dazu gehört die Neumarktbrücke. „Wir passen auf, dass sich hier kein Treibgut verfängt und für einen Rückstau des Wassers sorgt“, sagt ein Feuerwehrmann am Mittwochnachmittag der MZ. Bei Hochwasser zählt auch der Stadtteil Werder zu den gefährdeten Bereichen. Auch hier hat die Feuerwehr die Entwicklung im Blick.

„Das Krisenmanagement hat sich bezahlt“, sagt Gerd Heimbach, Leiter des städtischen Straßenbauamts. Er gehört neben Ordnungsamtsleiter Folkmar Bothe und Feuerwehr-Chef Ingo Triller zur Einsatzleitung, für die ab der Hochwasserwarnstufe II für die Saale am Pegel Naumburg die Arbeit beginnt. Sollte die Alarmstufe III erreicht werden, womit Experten durchaus noch rechnen, werden Mitarbeiter des Straßen- und Grünflächenamts in Bereitschaft versetzt. Auf der Feuerwache in der Oeltzschnerstraße hat die Wehr tausende Sandsäcke zum Befüllen gelagert. Die Stadt hat einen Vorrat von 100 Tonnen feinen Sand gebunkert. Zur Ausrüstung gehören auch Fluchtstangen, die bei Überflutungen in den Boden gerammt werden und den Verlauf von Straßen und Wegen kennzeichnen.

„Erst hat uns der lange Winter beschäftigt, jetzt ist es das Wasser. Der viele Regen sorgt für viele Probleme“, erklärt Heimbach. So sei ein Großteil der elf Kilometer langen, unbefestigten Straßen in der Stadt grundlos. Das Wasser kann hier nicht abfließen, weil Kanäle fehlen. Außerdem melden Tiefbaufirmen wie im Straßenzug Weiße Mauer Land unter. Die Stadt hängt mit der Pflege von Grünanlagen hinterher und kann bei der Witterung die Sommerbepflanzung nicht wie geplant in die Erde bringen. Außerdem stockt bei Starkregen die Reparatur von Schlaglöchern als Hinterlassenschaft des Winters, sind Straßeneinläufe durch Dreck und Unrat verstopft.

Unterdessen hofft Bahnsprecher Frank Kniestedt, dass sich das Wetter möglichst rasch wieder beruhigt. Am 21./22. Juni will die Bahn nämlich einen besonderen Tag der offenen Tür organisieren. Dann soll es Neugierigen nämlich möglich sein, die Saale-Elster-Talbrücke bei Schkopau über einen Treppenturm zu besteigen. Wenn der Termin nicht ins Wasser fällt ...