120 Jahre FC Bayern München 120 Jahre FC Bayern München: Fanclub aus Merseburg hat viele Gründe zum Feiern

Merseburg - Gleich doppelten Grund zur Freude haben in dieser Woche die Mitglieder des offiziellen Merseburger Fanclubs des FC Bayern München: Nicht nur, dass ihr Herzensverein nach dem 3:0-Auswärtssieg gegen Chelsea London der Einzug ins Champions-League-Achtelfinale winkt. Nein, die Bayern, bundesweit wohl der meistgeliebte, aber zugleich auch meistverhasste Fußballclub, feiern an diesem Donnerstag den 120. Geburtstag.
Dienstagabend, 20 Uhr. Im Saale der Gartenkneipe „Solidarität“ in Merseburg füllt es sich allmählich. Während einige Mitglieder des Merseburger Bayern-Fanclubs noch vor der Tür rauchen und ein Schwätzchen halten, wird drinnen alles vorbereitet. Die Tische stehen in einem großen U. Wer daran Platz nimmt, der schaut auf die riesige Leinwand, auf der sich die Bayern eine Stunde vor dem Anpfiff des wichtigen Champions-League-Spiels gerade erwärmen.
FC Bayern München: „Ich habe meinem Mann den letzten Schubs gegeben, den Fanclub zu gründen“
„Ich hoffe, das wird ein 3:0, für uns natürlich“, ist sich Marco Lade sicher. Standesgemäß ist er mit seiner Lederhose und dem eigens entworfenen Fanclub-Shirt gekommen, um mit seinen Bayern mitzufiebern. Alle in dem Saal tragen ein Bayern-Trikot, -Shirt oder wenigstens einen Fanschal. Und alle sind sich sicher, dass ihr Verein die Hürde Chelsea packt.
„Ich habe meinem Mann Thomas damals den letzten Schubs gegeben, den Fanclub zu gründen“, erzählt Nicole Gottschalk. Am 3. Oktober 2014 war es schließlich so weit, dass sich sieben Bayernfans zusammenfanden und einen Anlaufpunkt für Gleichgesinnte aus der Domstadt schufen. „Heute sind wir 83 Mitglieder“, zeigt sich Nicole Gottschalk stolz. Alle kommen aus Merseburg, man trifft sich also auch zwischen den Spielen auf Arbeit, beim Bäcker oder im Garten. „Wir sind wirklich eine große Gemeinschaft, für die ein Wohnzimmer nur einfach zu klein geworden ist“, sagt Marco Lade.
„Urne trug das Emblem unseres Fanclub und rot-weiße Bänder, die Farben des FC Bayern“
Nicht mit dabei ist beim Auftakt der K.-o.-Runde Nicole Gottschalks Mann. Er ist vor einigen Jahren gestorben. Doch jeder im Fanclub trägt ihn im Herzen. Er war wohl der größte Bayern-Fan, den Merseburg kannte. „Selbst auf dem Sterbebett hat er noch genau geregelt, wer im Fanclub das Kommando übernehmen soll und auch die Urne trug das Emblem unseres Fanclub und rot-weiße Bänder, die Farben des FC Bayern“, erzählt Gottschalk.
Dass ihr Mann bei der Kür seines Nachfolgers einen guten Riecher hatte, das zeigt am Dienstagabend das Endergebnis. „Junge, ich bin ein Orakel“, ruft Marco Lade, der aktuelle Präsident des Fanclubs, als Robert Lewandowski für die Münchner gerade das 3:0 besorgt. Bayern-Fan sei er schon immer gewesen. „Bayern war immer meine große Liebe“, erzählt Lade. Ein bestimmtes Initiationsritual habe es nicht gegeben.
FC Bayern München hat Hoffnung und Lust auf mehr geweckt
Bei Mitglied René Kräuter waren die Farben ausschlaggebend, als er sich bei seinem Vater Ende der 70er Jahre nach der „anderen deutschen Liga“ im Westen erkundigte. „Damals waren Gladbach, Hamburg und die Bayern die großen Teams und ich entschied mich für die Rot-Weißen“, erzählt Kräuter, der seit 1994 zudem Vereinsmitglied ist.
Neben den zahlreichen Titeln und Stadionbesuchen, für die der Fanclub regelmäßig Karten erhält, erlebten die Fans zahlreiche schöne Momente. Aber es gab auch Schattenseiten: Sowohl Lade als auch Kräuter nennen das verlorene Champions-League-Finale 1999 als Tiefpunkt. Das soll sich so schnell nicht wiederholen. Mit dem 3:0, so sind sich alle sicher, hat der FCB am Dienstag Hoffnung und Lust auf mehr geweckt. (mz)