Tag des offenen Denkmals Tag des offenen Denkmals: Die Kapelle in der Senke
Edderitz/MZ. - Kirchenfahnen weisen Besuchern am Tag des offenen Denkmals den Weg zur katholischen Kapelle St. Michael am Hüttenweg in Edderitz. Die rot-weißen, gelb-weißen und blau-weißen Banner sind auch nötig, versteckt sich doch der kleine Flachbau samt dem aus Metall konstruierten Glockenturm rechter Hand in einer Senke an der Straße nach Maasdorf. So sehr, dass manch ein Vertretungs-pfarrer den Ort der Predigt nur mit Mühe gefunden hat, berichten die Gemeindemitglieder mit einem Schmunzeln.
An diesem Sonntag ist St. Michael leichter zu finden. Die Gemeindemitglieder sitzen an den Tischen vor dem Gotteshaus beim gemütlichen Frühstück, nach der Messe am Morgen. Sie unterhalten sich mit Gästen, die sich die Kapelle genauer ansehen wollen.
"Wir wollten uns einmal der Öffentlichkeit präsentieren und zeigen, wie unsere Kirche lebt", sagt Wolfgang Beitlich, der Pfarrgemeinderatsmitglied in Edderitz ist. Zum ersten Mal haben sie zum Tag des offenen Denkmals ihre Kirche geöffnet, gewöhnlich schließen sie nur zum Gottesdienst alle 14 Tage auf. Wolfgang Beitlich und Dirk Peterson führen die Besucher durch das kleine Gotteshaus und erzählen seine Geschichte, zeigen viele alte Fotografien.
"Die Kirche war ursprünglich eine Waschkaue", berichtet Wolfgang Beitlich. Die Bergarbeiter nutzten das Haus seinerzeit zum Umziehen vor und nach der Arbeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Menschen aus dem Sudetenland und Schlesien und brachten ihren katholischen Glauben mit nach Edderitz. "Der Bedarf war da, doch im Ort eine Kirche zu bauen war nicht gestattet", schildert Wolfgang Beitlich.
Bis aus dem schmucklosen Umkleideraum eine Kapelle mit Altar, Kirchenfenstern und Sitzbänken für 80 Besucher wurde, dauerte es lange. "Zwischenzeitlich nutzte die Gemeinde den Saal in der Gaststätte zur Linde", berichtet Dirk Peterson. Dann die Waschkaue am Ortsrand.
Viele Spender damals wie heute hätten geholfen, die Kapelle zu gestalten. Die Kirchenfenster wurden gespendet, die Glocke für das Metallgerüst und erst vor einem Jahr das große vasenförmige Taufbecken.
In ihre Schilderungen der Geschichte bringen die Gemeindemitglieder auch immer wieder das Motto des diesjährigen Denkmaltages ein. "Wir haben hier viel Holz", erklärt Wolfgang Beitlich. Die Sitzbänke etwa, das Holzkreuz in der Sakristei, die Marienfigur und auch die Liedertafel. Zu jedem Stück haben die Gemeindemitglieder, die zum ersten Mal Kirchenführungen anbieten, eine Geschichte parat.
Geschichten, die bei den Besuchern aus Gröbzig oder Werdershausen gut angekommen seien, wie Gemeindemitglied und Kirchenführer Dirk Peterson berichtet. Und er ergänzt: "Die meisten wussten gar nicht, dass es hier eine Kirche gibt". Dass soll sich ändern, mehr Öffentlichkeit wollen die Mitglieder der katholischen Gemeinde in Edderitz erreichen - nicht nur am Denkmaltag. "Wir wollen ein Schild an der Straße aufstellen", verrät der Edderitzer.