Sprengung in Aken Sprengung in Aken: Drei Schornsteine auf einen Streich

Aken - In der Chef-Etage des Didier-Werkes Aken hatte man sich sehr bedeckt gehalten, was genaue Angaben zur Sprengung der drei baufälligen Industrieschornsteine am vergangenen Sonnabend betraf.
Nicht immer klappt alles. In Weißandt-Gölzau fiel im Oktober 2000 ein Kühlturm nach der Sprengung nicht ein und musste eingerissen werden. Aus geplanten wenigen Sekunden entwickelte sich eine sechs Stunden dauernde Abrissaktion. Auch Zaungäste kommen nicht immer auf ihre Kosten. Als Ende September 2011 in Köthen ein Schornstein in der Nähe der Gartenanlage „Freiheit“ gesprengt wurde, herrschte dichter Nebel. Die Sprengung war nicht zu sehen, nur zu hören.
Je weniger Zaungäste, umso geringer das Risiko irgendwelcher Zwischenfälle. Trotzdem machte die Nachricht von dem Vorhaben ihre Runde. Nach MZ-Recherchen sprachen die ersten Neugierigen am Sonnabend schon gegen sieben Uhr an der Pforte des Werkes vor. Wo ihnen dann zu verstehen gegeben wurde, dass sie sich noch einige Stunden gedulden müssen.
Um die Mittagszeit strömten dann die Zuschauer in erklecklicher Zahl zur ehemaligen Mülldeponie. Jeder von ihnen hatte auf der grünen Anhöhe quasi einen Logenplatz und besten Blick auf den Ort des Geschehens. Auch Karl-Heinz Petschel gehörte zu den Zuschauern. Die drei etwa 60 Meter hohen Schlote sind für den Rentner aus Aken mit persönlichen Erinnerungen verbunden. „Ich habe in diesem Betrieb vier Jahre lang als Schichtschlosser gearbeitet. 1967 habe ich dann den Betrieb gewechselt“, erzählte er. Die Schornsteine, die nun gesprengt werden sollen, hätten die Abgase aus den Tunnelöfen der einstigen Steinefabrik nach draußen geleitet. Gekommen war Petschel, weil Sprengungen ihn schon immer interessieren. „Ich wollte aber auch noch mal diese Silhouette sehen. Die verschwindet ja innerhalb von Sekunden“, sagte er.
Gespannt blickten auch Akener Feuerwehrleute zu den Schornsteinen. 23 Kameraden hatten sich rund um das Gelände verteilt, um zu kontrollieren, dass niemand die Absperrbänder überschreitet. „Der Elberadweg ist in der Nähe, das Gelände ist sehr unübersichtlich. Da wollen wir sicher gehen, dass sich niemand in Gefahr begibt“, äußerte Stadtwehrleiter Michael Kiel.
Kurz nach 13 Uhr war dann der große Moment gekommen. Als die Signaltöne zu hören waren, wurde es auf der Deponie still, hielten viele Leute ihre kleinen und großen Kameras gebannt in der Hand, um das Einstürzen der drei steinernen Riesen festzuhalten. Die sackten ruckzuck zusammen, wirbelten eine große Staubwolke auf. Das war es dann auch schon.
Mit dem Ergebnis der Sprengung war Steve Elzschich, stellvertretender Werksbeauftragter bei Didier, sehr zufrieden. „Die Schornsteine sind akkurat gefallen, so wie wir es geplant hatten“, sagte er der MZ. Sein Dank galt den Mitarbeitern der TFV Altwert GmbH aus Lübbenau, die die Sprengung durchführten. Fünf Tage Vorbereitung waren vonnöten, das Finale dauerte Sekunden. Von den Schornsteinen geblieben sind rund 1500 Tonnen Bauschutt. Der soll, wenn er sich nach einer entsprechenden Untersuchung eignen sollte, recycelt und für weitere Bauvorhaben bei Didier genutzt werden. (mz)
