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Spezialisten in Sachen Glas Spezialisten in Sachen Glas: CAG Aken liefert ausschließlich Sonderanfertigungen

Von Sylke Hermann 21.10.2017, 12:00
In einem Reinraum werden die Scheiben vorbereitet: Florian Brüning (weiße Kleidung) , Daniel Heinick (r.) und Geschäftsführer Peter Brüning.
In einem Reinraum werden die Scheiben vorbereitet: Florian Brüning (weiße Kleidung) , Daniel Heinick (r.) und Geschäftsführer Peter Brüning. Heiko Rebsch

Aken/Lödderitz - Die Bande zu Pilkington Automotive sind eng. Bis heute. Obwohl sich Peter Brüning 2004 von dem Konzern abspaltete, sein eigenes kleines Unternehmen gründete. Aber er ging nicht im Bösen.

„Es war damals absolut Trend, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren“, blickt er zurück. Pilkington tat das. Und eröffnete dem Akener die Chance, sich selbstständig zu machen und in einer Nische einzunisten. Mit seiner Concept Automotiv Glass GmbH.

Bis zur Wende leitete Peter Brüning den Bereich Beschaffung und Absatz im ehemaligen Flachglaswerk Aken. „Nach der Wende“, sagt er, „ging“s uns richtig gut.“ So gut, dass man sich gegen die Treuhand durchsetzen konnte und für Flachglas Gelsenkirchen entschied.

CAG ist ein kleines Unternehmen. Klein, aber hoch spezialisiert.

Die sollten Aken übernehmen, kein anderer. Brüning wechselte in die finnische Division des Werkes. Er baute den Ersatzteilsektor auf, war unter anderem zuständig für den Vertrieb im Osten. „Das lief alles sehr locker, es war eine innovative Zeit, es war irre“, berichtet er. „Mach einfach“, hörte er des Öfteren.

Das galt auch für eine Spezialglasstrecke, die er damals ins Leben rief; „das ist es, was wir bis heute machen“. Wir – das ist CAG, das sind Monika Bauer und Peter Brüning in der Geschäftsführung und eine Handvoll Mitarbeiter. Klein ist das Unternehmen. Klein, aber hoch spezialisiert.

„Wir machen das, woran andere kein Interesse haben“

CAG hat sich in der Branche einen Namen gemacht. Wenn es um Sonderwünsche geht, um spezielle Anforderungen von Kunden. „Bei uns“, gibt Brüning die Äußerung seines Hamburger Vertriebskollegen wieder, „fängt eine Serie bei Zwei an.“

Der Geschäftsführer muss über den Satz noch immer schmunzeln. Recht habe er, der Kollege, räumt er ein: „Wir machen das, woran andere kein Interesse haben.“

Zum Beispiel kommen aus Aken von CAG Schiffscheiben für Kommandobrücken. Und die können schon mal bis zu einer halben Tonne wiegen. CAG bearbeitete auch zwei Mega-Yacht-Projekte. Als man ein drittes stemmen sollte, sagte Brüning ab. Der Auftrag wäre in der Kürze der Zeit nicht zu schaffen gewesen; „wir haben auch gelernt, nein zu sagen“.

Spezialglas für die Bahn, für die Marine und für Kunden mit speziellen Wünschen

CAG liefert Spezialglas für die Bahn, für die Marine, für Spezialkunden mit speziellen Wünschen. Das Glas je nach Einsatzgebiet begehbar, beheizbar, schusssicher. Die Windschutzscheiben von Schienenfahrzeugen, weiß Brüning, müssten unter anderem sehr hohen Anforderungen genügen. Das muss die Scheibe im Test auch beweisen, bevor sie an den Kunden geliefert wird.

Etwa wenn ein Ein-Kilo-Alugeschoss mit Druckluft auf die Scheibe gefeuert wird. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 360 Stundenkilometern. „Das Geschoss“, beschreibt der CAG-Chef im Gespräch mit der MZ, „darf nicht durchgehen; es dürfen auch keine Splitter entstehen, die den Lokführer verletzen könnten.“

In Lödderitz besitzt die CAG einen eigenen Reinraum

In Lödderitz, gleich hinter der Gemarkungsgrenze von Aken, verfügt die Firma über einen sogenannten Reinraum. Hier werden mit Hilfe einer Wickelmaschine Heizfelder hergestellt, unter anderem.

Die Mitarbeiter betreten diesen Raum nur in Schutzkleidung. Einen weiteren Produktionsstandort nutzt CAG in der ehemaligen Ratio-Halle des früheren Magnesitwerkes. 1994 mietete man einen Teil der Halle, um hier größere Produkte schneiden und schleifen zu können.

Dank der weiterhin guten Beziehungen zum Akener Pilkington-Werk kann die kleine, ausgegliederte Firma etwa den dortigen Autoklaven nutzen. Darin werden die Scheiben unter hohem Druck und hoher Temperatur endverbunden. Das ist gewissermaßen das Finale der Produktion.

Akquise betreibt CAG nicht: „Unser Angebot spricht sich rum“

„Kommt die Scheibe hier raus, ist sie fertig“, erläutert Peter Brüning. „Wir kooperieren noch sehr eng, aber die Geschäftsfelder sind deutlich abgegrenzt“, beschreibt er die Verbindung zu seinem früheren Arbeitgeber.

Akquise betreibe CAG nicht, sagt er. Man bewege sich in einer Nische, entsprechend überschaubar sei der Kundenkreis. Es seien Stammkunden. Abnehmer, mit denen man schon über Jahre zusammen arbeite. „Unser Angebot spricht sich rum.“

Jede Scheibe ist anders, jedes CAG-Produkt im Grunde eine Sonderanfertigung

Und nicht zuletzt, weil die Anforderungen spezieller geworden und die Sicherheitsnormen gestiegen seien, gebe es einen Bedarf nach den Produkten, die CAG in Aken fertigt. Auf Wunsch des Kunden.

„Bei uns“, fasst der Chef zusammen, „gibt es eigentlich keinen Automatismus.“ Jede Scheibe sei anders. Und deshalb sei jedes CAG-Produkt im Grunde eine Sonderanfertigung, ein spezielles Produkt eben. (mz)

Mehr über die Firma im Internet: www.cag-aken.de

Von der Yacht bis zum Schienenfahrzeiug: CAG-Homepage
Von der Yacht bis zum Schienenfahrzeiug: CAG-Homepage
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