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Kinderbetreuung Kinderbetreuung: Kita-Träger zurückhaltend bei Neueinstellungen

Von ute Hartling-Lieblang 01.03.2013, 20:01
Christine Born möchte gern als Erzieherin in einer Kita arbeiten. Bisher erhielt sie aber nur Absagen oder wurde auf später vertröstet.
Christine Born möchte gern als Erzieherin in einer Kita arbeiten. Bisher erhielt sie aber nur Absagen oder wurde auf später vertröstet. Ute Nicklisch Lizenz

gnetsch/MZ - „Das kann ich nicht verstehen“, sagt Christine Born (21). In der Zeitung habe kürzlich gestanden, dass zum Beispiel Städte wie Zörbig und Zerbst befürchten, ihr Personal könnte knapp werden, wenn alle Kommunen ab 1. August den Ganztagsanspruch auf Betreuung durchsetzen sollen. „Ich habe inzwischen 13 Bewerbungen geschrieben und bisher nur Absagen bekommen. Auch aus Zörbig. Werden denn nun Erzieherinnen gesucht oder nicht?“

Die junge Frau aus Gnetsch beendet im Juni/August 2013 ihre Ausbildung als staatlich anerkannte Erziehern an den Europaschulen in Dessau. Mit sehr guten bis guten Noten, wie sie sagt. An der Schule habe man ihr und ihren Mitschülern große Hoffnung gemacht: 2013 sei ein gutes Jahr, um sich zu bewerben. Das habe sie zusätzlich motiviert, sagt die 21-Jährige, die am liebsten sofort in ihren Traumberuf einsteigen möchte und vor allem die Fächer Gestalten und Erziehungswissenschaften sehr mag. „Ich wollte schon als Kind Erzieherin werden“, sagt sie. Zum Kindergarten in Weißandt-Gölzau, in den sie selbst gegangen ist, hält sie noch immer Kontakt. Hier hat sie auch ihr Praktikum gemacht. Also hat sie sich auch bei der Stadt Südliches Anhalt um eine Stelle beworben. „Da habe ich aber noch keine Antwort“, sagt Christine Born.

Etwas enttäuscht ist sie von der Art und Weise, in der einige der Absagen formuliert sind. So heißt es zum Beispiel in dem Schreiben aus Zörbig: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass eine Beschäftigung bei uns zurzeit nicht möglich ist.“ Und dann wird die junge Frau aufgefordert, sich ihre Bewerbungsunterlagen zu den Sprechzeiten abzuholen, da sie sonst vernichtet werden. „Das ist sonst nicht unsere Art und tut uns sehr leid“, heißt es auf Nachfrage im Zörbiger Rathaus. Das Trägerwerk Soziale Dienste Sachsen-Anhalt in Halle schreibt zum Beispiel: „Da Sie für uns eine interessante Bewerberin sind, würden wir Ihre Unterlagen (..) gern noch in unserem Hause belassen, um darauf kurzfristig zurückgreifen zu können.“

Da fühlt man sich doch als Bewerber ganz anders, sagt Christine Born, die durchaus Verständnis dafür zeigt, dass die Träger der Kindereinrichtungen momentan in einer schwierigen Situation sind, weil sie ihren Personalbedarf erst ermitteln können, wenn sie tatsächlich wissen, wie sich der Betreuungsbedarf in ihrer Einrichtung bis zum 1. August genau entwickeln wird. Das habe man ihr zum Beispiel auch in dem Bewerbungsgespräch beim Awo-Kreisverband in Bitterfeld-Wolfen signalisiert, sagt die junge Frau. Auch die Stadt Bitterfeld-Wolfen teilt mit, dass man noch nicht genau prognostizieren könne, wie sich der Personalbedarf entwickelt. Während die Stadt Köthen erklärt, dass derzeit „keine vakante Stelle“ vorhanden ist.

Christine Born will aber nicht aufgeben. „Ich bewerbe mich weiter“ , sagt sie, denn in der näheren Umgebung gebe es ja noch weitere Kitas. Aus dem Internet hat sie sich eine Liste mit Trägern zusammen-gestellt, die sie nach und nach anschreiben will. „Ich möchte gern hier in der Gegend bleiben und ich möchte finanziell auf eigenen Füßen stehen“, sagt die 21-Jährige, die auch schon die Erfahrung gemacht hat, dass man sie nach dem Abschluss ihrer Ausbildung als Kinderpflegerin vom Arbeitsamt direkt auf die Insel Borkum vermitteln wollte - befristet, von Mai bis Oktober. „Woher das Amt wusste, dass ich gerade meinen Abschluss gemacht habe, weiß ich nicht“, sagt die Gnetscherin, die zu diesem Zeitpunkt aber erstmal die Weiterbildung zur Erzieherin machen wollte.

„Es kann doch nicht sein, dass die jungen Leute alle sonstwohin weggeschickt werden und hier nur noch die Alten zurückbleiben“, sagt Christines Vater Michael Born. Die jungen Leute sollten hier eine berufliche Chance bekommen.