Drehorgel-Rolf meistert Pechsträhne
KÖTHEN/MZ. - "Das Quartier in der Wallstreet war ja nur vorübergehend", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung. Die Köthen Energie GmbH, der das Haus gehöre, habe einen Mieter für die leer stehende und einige Wochen von ihm genutzte Wohnung gefunden. "Ich bin dankbar, dass ich die Wohnung hatte. Und nun bin ich meiner neuen Vermieterin dankbar, dass sie mir unkompliziert Räume zur Verfügung gestellt hat."
Das ist Dr. Ulla Geitmann. Sie hatte D-Rolf im November vergangenen Jahres kennen gelernt und vor kurzem erfahren, dass er auf der Suche nach einem neuen Quartier sei. "Bei uns ist Platz, warum also nicht?", sagte sie im MZ-Gespräch. Und ist recht angetan von dem halleschen Original. "Er hat Humor und ist immer voller Ideen." So wurde auch ein Name für die neue Bleibe schnell gefunden. D-Rolf startet seine Köthener Aktivitäten fortan vom "Augustenhof". Und will hier einiges auf die Beine stellen, beispielsweise ein Kuriositätenkabinett, für das er ja schon eine ganze Menge an Utensilien besitzt.
Dass Drehorgel-Rolf so lange nicht in Köthen war, hängt mit seiner Weltenbummelei zusammen. Im Januar gehörte Rolf Becker, so sein bürgerlicher Name, zu den Teilnehmern der vermeintlich "härtesten und längsten Rallye der Welt" von Budapest nach Bamako. In der "Racing-Klasse" startete er im Trabant gegen 250 Hummer, Landrover und VW-Touareg, von denen 40 Prozent unterwegs ausfielen. "Unsere beide Trabis haben durchgehalten, zu hundert Prozent", erzählte D-Rolf. Bei einer weiteren, überaus abenteuerlichen Fahrt über fast 1 000 Meilen am Niger entlang nach Timbuktu sei dann der Trabi und die Ausrüstung in die Hände nomadisierender, schwer bewaffneter Tuareg gefallen. "Der Wagen war weg. Immerhin ist mir aber mein Laptop noch geblieben, damit wussten die offensichtlich nicht viel anzufangen", schilderte er. Heimwärts sei es dann mit dem Zug bis Dakar und weiter mit dem Flugzeug gegangen.
Die Pechsträhne war aber damit noch nicht vorbei. Vor wenigen Tagen haben Unbekannte in Magdeburg Beckers VW Sharan aufgebrochen. Die Diebe nahmen auch D-Rolfs Laptop mit. Nun ist er dabei, die durch den Diebstahl des Computers abhanden gekommenen Kontakte, Telefonnummern und Adressen mühsam wieder zusammenzutragen.
Jetzt ist Becker aber erstmal in Leipzig auf der Automesse mit einem besonderen Exponat. Trabi-Freunde haben gemeinsam mit ihm eine moderne Antriebsversion für den Trabant entwickelt. Ein solarer Hybridantrieb, der auch Gas nutzen kann, bildet den Kern der neuen Technik in der alten Verbundkarosserie. Auch optisch unterscheidet sich der Wagen etwas: Er hat jetzt vier Türen. Köthen Energie, so D-Rolf, habe dieses Projekt mit unterstützt.
Nach der Automesse hat der Hallenser wieder etwas mehr Luft. Dann will er sich an seine Vorhaben im Köthener "Augustenhof" machen.