Uta Kilian-Moes Uta Kilian-Moes: "Öffnungen" wecken Neugier

Jessen/BERLIN - Im repräsentativsten „Schaufenster“ Sachsen-Anhalt – in der Landesvertretung in Berlin – ziehen derzeit Fotografien von Uta Kilian-Moes interessierte Blicke auf sich. Der größte Teil stammt aus ihrem Buch „Öffnungen“. Parallel dazu zeigt der renommierte „Fotoclub Magdeburg 07“ einen Teil seiner Arbeiten, die entlang der „Straße der Romanik“ entstanden. Beide Ausstellungen haben das Publikum bereits während der gemeinsamen Vernissage zu angeregten Gesprächen animiert.
Die Fotografien von Uta Kilian-Moes seien keine Schnappschüsse, sondern inszenierte Bildnisse, von denen einige wie Gemälde anmuteten, bekundet Staatssekretär Michael Schneider (CDU). Der Hausherr bezeichnet die Arbeiten von Kilian-Moes fernab von jeglichem Voyeurismus als „Ergebnisse sehr persönlicher Begegnungen zwischen der Fotografin und den porträtierten Menschen.“ Achtungsvoll und wertfrei seien Frauen, Männer, Kinder abgelichtet.
Uta Kilian-Moes, Jahrgang 59, lebte lange in der Jessener Region. Die freischaffende Künstlerin wohnt jetzt in Niedergörsdorf (Fläming) und hat die Atelierleitung der Hauptwerkstatt des Augustinus-Werkes Wittenberg übernommen. Außerdem doziert sie an einer Berliner Altenpflegeschule über Farb- und Raumkonzepte.
Das Gebäude der Landesvertretung Sachsen-Anhalt in Berlin wird 1827/28 zunächst als bürgerliches Wohnhaus errichtet. Nach Ende des II. Weltkrieges dient es Künstlern als Begegnungs- und Wohnstätte. Seine Bezeichnung „Die Möwe“ geht zurück auf Anton Tschechows gleichnamiges Stück. Häufige Gäste sind Berthold Brecht, Helene Weigel, Hans Eisler, Sophia Loren, Gustav Gründgens und Hans Albert. Nach einjähriger Schließung wird das Haus 1954 als „Zentraler Club der Gewerkschaft Kunst im FDGB“ wiedereröffnet. Unklare Vermögensverhältnisse führen nach dem Mauerfall erneut zur Schließung bis 1992. 1998 erwirbt Sachsen-Anhalt die Immobilie und baut sie zur Landesvertretung um.
Die Landesvertretung (LV) liegt nur etwa 15 Gehminuten vom Berliner Hauptbahnhof entfernt in der Luisenstraße 18 im neuen Regierungsviertel. Die LV bezeichnet sich als „Scharnier zwischen Landesregierung und Bundesrat, Deutschem Bundestag und Bundesregierung.“ Grundsätzlich haben Bürger die Möglichkeit, das Haus – und damit auch die Ausstellungen – zu besuchen. Dazu macht sich eine Voranmeldung erforderlich.
Kontakt: Tel. 030/ 2 43 45 80, Fax: 030/ 24345837 oder per Mail:[email protected].
Uta Kilian-Moes fühlt sich in diesen Worten verstanden und bemerkt: „Es hat mitunter mehrere Anläufe gebraucht, bis der Raum offen genug war, das jeweilige Bild entstehen zu lassen.“ Quer durch Deutschland habe sie Menschen „aus dem Bauchgefühl heraus“ angesprochen, um sie zum (Mit-)Gestalten ihrer Fotos zu bewegen. Die Betreffenden bleiben jedoch anonym: „So wurde es vereinbart. Es geht nicht darum, wer zu sehen ist, sondern wofür diese Menschen stehen.“ Das macht die Galeriebesucher neugierig auf die Bilder, sie zu interpretieren und wahrzunehmen, welche „Szenen“ sie am meisten berühren. Unter den Gästen auch die Chefin des ConferencePoint-Verlages, Kunstwissenschaftlerin Almut Weinland. Sie hat die „Öffnungen“ herausgebracht und ermutigt Uta Kilian-Moes zu weiteren Projekten.
Nicht Menschen, sondern Bauten sind die Motive des „Fotoclubs Magdeburg 07“. So die Burgkapelle Querfurt, Burg Falkenstein im Harz und die St.-Marien-Kirche in Jerichow. Projektkoordinator Roland Johannknecht vom Tourismusverband Sachsen-Anhalt erläutert: „80 Bauwerke, die Mitte des 10. bis zum 13. Jahrhundert entstanden, motivieren dazu, die 1 000 Kilometer lange ,Straße der Romanik’ zu bereisen. Die Baudenkmäler zeugen von einer bedeutenden Kunstepoche zwischen Harz, Magdeburg und Kyffhäuser, zu einer Zeit, als diese Region beginnend mit Kaiser Otto I. zum Zentrum deutscher Geschichte wurde.“ Die Clubmitglieder haben alle 80 Bauten in Vorbereitung des 25-jährigen Jubiläums der „Straße der Romanik“ fotografiert. Das Ereignis soll 2018 gefeiert werden. Staatssekretär Schneider: „Ich vermute, dass diese Ansichten ein starker Anreiz sein werden, die geschichtsträchtige Straße selbst zu bereisen.“ (mz)