Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: «Prettinblauer Drache» fliegt bald über die Elbefluten
PRETTIN/MZ. - Sechs Prettiner Kanuten jubeln vor der "Hirschmühle". "Wir haben den Drachen heimgeholt", ruft Vereinschef Uwe Künzler, als er aus dem Auto springt. Das Fahrzeug zieht einen etwa 13 Meter langen Hänger, auf dem das zwölfeinhalb Meter lange Drachenboot - ohne Kopf und Schwanz gemessen - von der Schweriner BuK-Werft nach Prettin geholt wurde. Am frühen Vormittag waren Uwe Künzler, Maik Ziehe und Joachim Hovestedt losgefahren. Die Hinfahrt dauerte lang, die Rückfahrt mit der kostbaren Fracht noch bedeutend länger. Schon auf der Autobahn hätte das Gespann bewundernde Blicke auf sich gezogen, berichtet Hovestedt, der nun als Drachenbootwart fungiert.
Zwar wollten die Kanuten bis zum Prettiner Vereins- und Schlossgartenfest Mitte Juni das Boot noch nicht öffentlich zeigen. Als es aber nach dem MZ-Artikel über die bevorstehende Ankunft des "Drachen" riesige Resonanz und schon viele Anmeldungen für eine Tour gab, stand einem Pressetermin nichts mehr entgegen. Der Auftrag für die Farbgebung an die Schweriner Werft war übrigens korrekt erfüllt worden - so wie alle anderen Vorgaben auch: außen in "Prettinblau" und innen ganz in Weiß. Kerstin Schneider, die an der Hirschmühle gemeinsam mit Anke Künzler die Bootsankunft miterlebt, verrät augenzwinkernd den Hintergrund: "Die Stadtfarben von Prettin gehen eben nicht unter." Wer dahinter einen vereinspolitisch-neckischen Paddelschlag vermutet, könnte vielleicht ins Schwarze - nein, besser gesagt ins "Prettinblaue" treffen. Erst nach vielen Streicheleinheiten über die Bordwände - und erst nachdem der kunterbunte Drachenkopf vorsichtig ausgepackt und geliebkost wurde, erhielt das Boot den größten der Liegeplätze in der Hirschmühle.
Das Drachenboot-Fieber in Prettin geht zurück bis ins Jahr 2002. Damals sollte auf Initiative des Bootshauswartes Jörg Friedrich ein erstes Rennen zum Sommerfest des Vereins stattfinden. Die Organisation ging jedoch schon vorab in den Hochwasserfluten der Elbe unter. Erst ein Jahr später gab es die Premiere - und fortan jährlich (mit Ausnahme des Hochwasser-Sommers 2010) die Neuauflage - mit ausgeliehenen Booten. "Jedes Mal wuchs die Begeisterung unter den Mannschaften und Zuschauern", erinnert sich Jörg Friedrich. So wurde auch die Verlockung größer, ein eigenes Boot zu besitzen. Etwa 18 000 Euro kostet den Verein die Neuanschaffung, die nur mit Fördermitteln und Unterstützung zahlreicher Sponsoren zu stemmen sind. "Wir wollen mit dem Drachenboot vielen Menschen in der Region einen außergewöhnlichen Ausflug ermöglichen. Unser Konzept überzeugte die Behörden", bekundet Uwe Künzler und streichelt noch einmal über die blauen Bootswände.
Dort fehlt noch der Name, der, "mit größter Geheimhaltung", so Künzler, kurz vor der festlichen Taufe aufgebracht wird. Zu diesem Ereignis im Rahmen des Vereins- und Schlossgartenfestes sind dann alle Interessierten eingeladen.