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Königsschießen Königsschießen: Finale wird zur Zitterpartie

Von SVEN GÜCKEL 30.05.2010, 16:50

ANNABURG/MZ. - Nie zuvor fiel die Entscheidung um die Königswürde im Bürgerschützenverein 1890 Annaburg e.V. derart knapp aus wie am Sonnabend. Die Treffer schlugen so dicht neben der schwarzen Zehn ein, dass trotz genauester Betrachtung der Unterschied zwischen Sieg und Platzierung nicht auszumachen war.

Der Schreck stand Marcel Matthias sichtlich ins Gesicht geschrieben. Mit einem laut vernehmbaren "Nein!" wandte er sich von der Menge ab, musste sich setzen und vergrub seine tränengeröteten Augen hinter zitternden Händen. Sekunden zuvor hatte Vereinsvorsitzender Dietmar Hinz verkündet, dass der 30-Jährige am Ziel seiner Träume angekommen war - er ist Schützenkönig des Jahres 2010.

Um dieses Ergebnis zu ermitteln, bedurfte es am Schießstand noch eines zusätzlichen Stechens auf die Kleinkaliberscheibe. Zu dem die Wettkampfrichter allerdings mehrere Schützen aufriefen, um die Spannung des Wettbewerbs zu erhalten. Dem späteren Sieger unmittelbar geschlagen geben mussten sich Ralf Günther und Martina Möbus. Wobei die Drittplatzierte Martina Möbus aus ihrer Enttäuschung in ersten Reaktionen ebenso keinen Hehl machte wie Matthias aus seinen Freudentränen. Einig war man sich allerdings im Saal darüber, dass der junge Schützenkönig diese Ehre durchaus verdient habe. Zumal der erst Minuten zuvor zum Fähnrich beförderte Annaburger wie sein Bruder Rene seit Jahren zu den sportlichen Aushängeschildern des Vereins gehört.

Die ausgelassene Stimmung nach Verkündung des Ergebnisses und das kameradschaftlich freundliche Schulterklopfen der Vereinsmitglieder beim Sieger standen im Einklang mit dem, was Dietmar Hinz zuvor in einer kurzen Jahresanalyse öffentlich äußerte. "Der Annaburger Schützenverein genießt im Umland einen guten Ruf. Wegen der optimalen Bedingungen am Schießstand, aber auch der angenehmen Atmosphäre im Verein", sagte er. Spaß an Schießsport und Vereinsleben seien für die 65 Schützen maßgebliche Triebfedern des Handelns. Die Schützen würden sich natürlich über einen weiteren Mitgliederzuwachs freuen. "Ich hoffe", betonte Hinz, "dass der gegenwärtige Negativtrend irgendwann wieder kippt."

Den Boden dazu bereiten könnte zweifelsfrei auch Marcel Matthias. Denn sein Sieg zeigte, dass mit der Jugend bei den Annaburger Schützen immer zu rechen ist. Erst im Vorjahr hatte Nadja Schräpel (22) bewiesen, dass es beim Kampf um die Königskrone nicht zwingend langer Lebenserfahrung bedarf. Eine gute Werbung für den Schießsport sind aber auch die Ergebnisse, die die Annaburger regelmäßig bei Kreis- und Landesmeisterschaften erzielen. Darüber hinaus haben sich in den vergangenen Monaten vier Annaburger zum Kampfrichter ausbilden lassen.

Doch Erfolg lastet bekanntlich immer auf mehreren Schultern. Daher versäumte es der Vorstand der Annaburger Bürgerschützenvereins nicht, vor der Bekanntgabe der Königswürde verdienstvolle Schützenbrüder und -schwestern zu befördern und auszuzeichnen. Unter anderem Isabelle Böhme, der man die Ehrennadel in Bronze ans Revers heftete, sowie Karin Pollex, Klaus Möbus und Wieland Förster, die für ihre Verdienste um den Verein mit der Traditionsmedaille in Bronze geehrt wurden.