Jessen Jessen: Agrarbetriebe suchen Nachwuchs

Jessen/MZ - Die Landwirtschaft ist eine Branche mit guten Zukunftsaussichten für junge Leute. Und sie liegt vor allem gleich vor der Haustür. Dennoch suchen hiesige Agrarbetriebe dringend Fachkräfte-Nachwuchs – und finden oft zu wenig Bewerber. Das haben die Jessener Sekundarschule Nord und das Unternehmen Seydaland Vereinigte Agrarbetriebe GmbH & Co. KG veranlasst, ihre ohnehin schon guten Kontakte weiter zu intensivieren. Schüler der neunten Klassen, die Interesse an einem landwirtschaftlichen Beruf zeigen, hatten die Möglichkeit, einen Einblick in den Betrieb zu bekommen.
Kerstin Wienigk, Lehrerin im Fach Wirtschaft, bereitete die Mädchen und Jungen darauf vor. Im Gegensatz zu den Vorjahren gingen erstmals nur jene sechs Schüler mit auf Tour, die tatsächlich „Bock“ auf Landwirtschaft haben. „Das bringt vielleicht mehr Aufmerksamkeit in die Runde“, hofft Kerstin Wienigk, was sich im Laufe der nächsten zwei Stunden bestätigt.
Große Technik für große Flächen
Schon auf dem Weg von Jessen nach Seyda fährt der vom Bauernverband gesponserte Kleinbus des Fuhrunternehmens Schwerdt mit Horst Prinz am Steuer an riesigen Feldern vorbei, die zu Seydaland gehören. Ralf Donath, er hat im Betrieb die Nachwuchsgewinnung im Blick, macht deutlich: „Unsere Flächen liegen zwischen Iserbegka und den Jessener Bergen und von der Brandenburger Landesgrenze bei Gölsdorf angefangen bis über die Elbe hinter Elster. Ihr könnt euch vorstellen, dass das große Flächen sind, die große Technik brauchen.“
Das Unternehmen Seydaland Vereinigte Agrarbetriebe beschäftigt nach eigenen Angaben 180 Arbeitskräfte, darunter neun Auszubildende. Langjährig Beschäftigte machen einen Großteil der Belegschaft aus.
Für das Jahr 2014 bietet Seydaland Ausbildungsplätze in den Berufen Landwirt, Tierwirt (Spezialisierung Rind und Schwein) sowie Mechaniker für Bau und Landmaschinentechnik an. Auch Elektroanlagenfachkräfte werden gesucht. Die Ausbildung steht Jungen und Mädchen gleichermaßen offen. Sehr interessiert ist das Unternehmen außerdem an Schülerpraktika. „Sie vermitteln einen Einblick in den entsprechenden Beruf. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Ralf Donath. Schüler und Eltern, die weitere Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten oder zu einem Praktikum wünschen, können sich jederzeit mit Seydaland in Verbindung setzen.
Kontaktaufnahme ist möglich unter Telefon 035387/71 40 und E-Mail:[email protected]. Weitere Auskünfte zum Unternehmen gibt es im Internet unter www.seydaland.net
Was Donath damit meint, können die Jugendlichen in der betriebseigenen Werkstatt besichtigen: Riesige Traktoren werden dort gerade gewartet. „Wir wollen den Großteil unserer Technik selbst instand halten. Deshalb bilden wir neben Land- und Tierwirten auch Bau- und Landmaschinenschlosser aus. Dazu braucht es echte Spezialisten.“ Besonders imponiert eine selbstfahrende Feldspritze. Sie hat eine Arbeitsbreite von 36 Metern und Reifen, die mit fast zwei Metern Durchmesser höher sind, als Lucas Elstermann, der größte der Neuntklässler. Der 14-Jährige scheint mit dieser monströsen Technik, aber auch mit den Arbeiten in Stall und Feld relativ vertraut zu sein. Lucas verrät: „Meine Eltern betreiben in Kleinkorga eine Landwirtschaft als Nebenerwerb. Die will ich mal fortführen.“ Er und seine Mitschüler hören genau zu, was Felix Grund aus Annaburg und Michael Kunze aus Seyda erzählen. Beide sind Lehrlinge im ersten bzw. dritten Ausbildungsjahr, und in der Art, wie sie reden, bekräftigen sie, dass sie genau den richtigen Beruf gewählt haben.
Gülle sorgt für Strom und Wärme
Die Stippvisite führt weiter in den Getreidespeicher und in moderne Stallanlagen. Ralf Donath berichtet: „Seydaland hält 1 200 Zuchtsauen und 2 300 Milchkühe. Täglich werden an die 70 000 Liter Milch mit einem Fettgehalt von vier Prozent an die Molkerei geliefert.“ Die Jugendlichen wollen aber noch ein anderes Geheimnis lüften: Was passiert mit der Gülle? Donath zeigt in Richtung Gadegaster Biogasanlage: „Mittels unterirdischer Rohre kommt sie dorthin und hilft mit, Strom, Wärme und Dünger zu erzeugen. Bauern sind heutzutage nicht mehr nur Land- und Tierwirte, sondern auch Energiewirte“, macht er deutlich.
Nane Lara Schade, das einzige Mädchen in der Runde, hat die Arbeit mit den Kühen und Kälbern besonders beeindruckt. Zu guter Letzt bekundet die Schülerin: „Ich will unbedingt Tierwirtin werden.“ Die Betriebstour hat sie in ihrem Wunsch bestätigt, demnächst hier ein Praktikum zu absolvieren.