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Exotische Träume im Zirkus Rolandos Exotische Träume im Zirkus Rolandos: «Schwerelos» unter der Kuppel

Von Gerd Naumann 19.03.2002, 19:20

Jessen/MZ. - In den vergangenen Tagen hatten die Bewohner des Altkreises reichlich Gelegenheit, Zirkusluft zu schnuppern. Die Meltendorfer Zirkusfamilie Sperlich präsentierte in Elster am Wochenende ihr neues Programm und hat danach in Annaburg das Viermastzelt aufgeschlagen, währenddessen am Dienstag in Jessen auf dem Festplatz die Herzberger "Rolandos" nach der Auftaktveranstaltung in der Heimatstadt mit einer rasanten Show in der Manege aufwarteten. Der Möglichkeiten gab es also viele, sich von der geheimnisvollen Zirkusatmosphäre bezaubern zu lassen. Jedoch, die wenigsten machten davon Gebrauch, zumindest was die Nachmittagsveranstaltung am Dienstag in Jessen betraf.

Ganze fünf Dutzend Zuschauer konnten die Clowns Picco und Dippi am Eingang zur Zirkuswunderwelt begrüßen. Schade eigentlich, denn Direktor Roland Krämer und seine Truppe boten zwei Stunden lang in einer bunten Varieté-Show Artistik der Spitzenklasse. "Die desolate Wirtschaftslage in Mitteldeutschland hinterlässt auch bei uns ihre Spuren. Die Leute sparen, wo es nur geht. Die Besucherzahlen sinken von Jahr zu Jahr. Darüber täuscht auch unser furioser Start in Herzberg nicht hinweg. Man kann es den Menschen ja auch nicht verdenken, dass sie anderes im Kopf haben als Zirkus. Für uns wird es immer schwerer, ein solches umfangreiches Projekt über Wasser zu halten", verbreitete der Rolandos-Chef wenig Optimismus. Immerhin gehören neben den 40 Mitarbeitern rund 100 Tiere und 50 Wagen zum Tross. Sogar eine fahrende Schule, um die Krämers seit zwölf Jahren gekämpft haben, ist in dieser Saison erstmals mit dabei.

Gleich zu Beginn ging es am Dienstag in der Manege mit spanischem Temperament zur Sache. Der Direktor begrüßte hoch zu Ross das Publikum. Dazu spielte die Vier-Mann-Live-Band aus Polen einem feurigen Flamenco. Wunderschöne Frauen wirbelten dazu durch das Rund. Edle Rösser in der Hohen Schule geritten, vervollständigten dieses Schauspiel. Zu den Highlights des Programms zählt die Show in Schwarz und Weiß. Fünf reinrassige Dalmatiner, dazu Ponyschecken in gleicher Färbung und die achtjährige Virginia in einem putzigen Hundekostüm waren die Beigaben für eine tolle Dressurleistung. Die Krönung des Ganzen stellte jedoch Edith Krämer, die Gattin des Direktors, dar. Mit ihrem unübersehbaren, mindestens zwei Meter großen Sombrero im Dalmatinerlook war sie der absolute Blickfang. Die Zuschauer waren begeistert und applaudierten heftig. Zwischen den einzelnen Darbietungen sorgten Picco und Dippi für Heiterkeitsausbrüche. Hinter den Spaßmachern verbergen sich Alfred Krämer, der Senior der Truppe, und Dieter Welton. Beide stellten in einem witzigen Balance-Akt ihr Können unter Beweis. Auf wackligen Stangen drehten sich am Ende 16 Porzellanteller und keiner ging zu Bruch. Sogar vier Kinder aus dem Publikum wurden in das Geschehen einbezogen und merkten recht bald, dass es gar nicht so leicht war, die "fliegenden Untertassen" auf der Stabspitze zu behalten. Einen noch schwierigeren Part hatte Hahn Egon zu absolvieren. Der musste nämlich ganz ruhig auf einem Besen sitzen bleiben, der von Picco auf dem Kopf balanciert wurde. Eine Meisterleistung der Artistik erlebten die Jessener, als Virginia und ihr Partner Manuel auf dem Trapez scheinbar schwerelos unter der Zirkuskuppel schwebten. Die atemberaubende Darbietung der achtjährigen Artistin fordert Hochachtung. Ob die exotische Freiheitsdressur mit Kamelen, Lamas und Zebras oder die mühelos auf ein mehrere Meter hohes Gestell kletternde Schweizer Bergziege zeigten die Klasse des Dompteur-Ehepaares Carmen und Andreas Leyseck.

Gelegenheit zu einem Rendezvous mit Feuerschluckern, Akrobaten, Clowns und Dresseuren gibt es am Mittwoch um 15 Uhr in Jessen, bevor die Rolandos nach Jüterbog ziehen.