Bundeswehr-Standort Holzdorf Bundeswehr-Standort Holzdorf: Zukunft des Stützpunkts sattelfest
Holzdorf - Die vom Minister für Verteidigung 2012 getroffene Entscheidung steht weiterhin: Der Bundeswehr-Standort Holzdorf bleibt erhalten. Dennoch schwebt noch immer Ungewissheit über dem Fliegerhorst, wissen Soldaten und Zivilangestellte nicht, was die Zukunft bringt. Klare Antworten erhofften sie sich deshalb von Generalleutnant Dieter Naskent, Stellvertreter Inspekteur und Veränderungsmanager der Luftwaffe, der den Fliegerhorst besuchte.
Kommen und Gehen
Wer die Entwicklung der Bundeswehr in den vergangenen Jahren näher verfolgt hat, wähnt sich mitunter in einem Tollhaus. Der Fliegerhorst Holzdorf ist dafür ein Paradebeispiel. Das Hubschraubergeschwader 64 wurde hier aufgestellt, der Stab dann doch nach Laupheim verlegt. Der viel gepriesene NH90 eingeführt, mit reichlich Aufwand zum Fliegen gebracht und letztlich doch wieder abgezogen. Im Tausch dafür kamen betagte CH53, die nun schrittweise einer modernisierten Variante dieses Transporthubschraubers, dem CH53 GA, weichen. Personal kommt und geht. So kann und will niemand dauerhaft arbeiten. Zudem wehren sich die Standorte Rheine, Laupheim und Diepholz vehement, Soldaten oder Material wie vorgesehen an Holzdorf abzugeben. Stattdessen werden dort zuweilen Falschmeldungen lanciert, in denen die Fähigkeiten der Holzdorfer Soldaten und der hier vorherrschenden Infrastruktur in Frage gestellt werden.
„Holzdorf hat das erforderliche Know-how. An der Entscheidung und Realisierung des Ministerbefehls wird deshalb nicht gerüttelt“, betonte Generalleutnant Dieter Naskent nach Abschluss seines Besuchs. Ein klares Bekenntnis, das vor allem die Kommandeure mit sichtlicher Zufriedenheit vernahmen. Zumal Naskent weit mehr zu bieten hatte. Wie alle Arbeitgeber hat auch die Bundeswehr derzeit ein echtes Problem damit, den erforderlichen Nachwuchs zu gewinnen. Besonders Stellen der Feldwebeldienstgrade bleiben vielfach unbesetzt. Ob die Bundeswehr mit ihrer aktuell laufenden „Charmeoffensive“ diese Lücken füllt, scheint eher zweifelhaft.
Besser klingt da schon Naskents Angebot, die Ausbildung der dringend benötigten Fachkräfte zu forcieren und diesen bei erfolgreichem Abschluss ein lukratives Übernahmeangebot zu unterbreiten. Eine herausragende Stelle weist er diesbezüglich den Ausbildungswerkstätten zu.
Seit langem schon bildet die Bundeswehr in Holzdorf Elektroniker für Geräte und Systeme aus, offeriert jedes Jahr zwölf neue Ausbildungsplätze. Doch Auswirkungen des demografischen Wandels, ein Rückgang des Leistungspotentials einzelner Bewerber sowie fehlende Perspektiven innerhalb der Streitkräfte machen es den Verantwortlichen zusehends schwerer, die Stellen qualifiziert zu besetzen. Darüber hinaus, beklagt Ausbildungsleiter Hans-Jürgen Wichmann, sei das Ausbildungsangebot noch immer zu wenig bekannt.
Für Verbleib in der Truppe
Wenn, wie Naskent betonte, der Standort Holzdorf bis 2021 seine Zielstruktur erreichen soll, muss sich auch auf diesem Sektor etwas ändern. „Wir brauchen Leute wie sie“, bekannte er im Gespräch mit jungen Azubis. Eindringlich warb er dabei um einen Verbleib beim Arbeitgeber Bundeswehr.
Patrice Gulla aus Holzdorf, der nach Abschluss der Lehre eine Beamtenlaufbahn im Bereich Wehrtechnik angeht, oder Felix Mann aus Doberlug-Kirchhain, der als Feldwebel Mechaniker an der CH53 in Holzdorf wird, erfüllen dieses Ansinnen bereits. „Die Bundeswehr hätte bei der Nachwuchsgewinnung in der Vergangenheit deutlich mehr tun können. Allein die Bedingungen ließen es nicht zu“, sagte Naskent, ohne konkreter zu werden. Realer sind da schon seine Vorstellungen und die des Kommandos Luftwaffe, was die Zukunft der Ausbildungsstätten angeht. In Holzdorf ließ er sich deshalb mehrere Gebäude zeigen, in den schon bald auch Fluggerätemechaniker ausgebildet werden könnten. Deren berufliche Zukunft würde im Systemzentrum liegen, dass in den kommenden Jahren schrittweise aus Rheine und Diepholz nach Holzdorf verlegt wird. Von den geplanten 236 Dienstposten wären allein 130 zivile Stellen. Eher unwahrscheinlich ist, dass ein Großteil der zivilen Mitarbeiter an den jetzigen Standorten den Umzug nach Holzdorf avisiert. Für die Region und die Jugend hier eine echte Chance. „Wir müssen den Ausschöpfungsgrad bei den Azubis, aber auch bei den Zeitsoldaten so schnell als möglich erhöhen“, ergänzte Brigadegeneral Lutz Kohlhaus, Verantwortlicher für Personal, Organisation und Infrastruktur beim Kommando der Luftwaffe in Köln. Das verlangt jedoch ein Umdenken bei den Planern und fordert die Karrierecenter der Bundeswehr heraus. „Künftig lassen wir keine Fachkraft mehr gehen, ohne ihr ein Angebot zu unterbreiten“, so Kohlhaus weiter.
Unumwunden räumte General Naskent Schwierigkeiten beim Verlegen einzelner Teilbereiche nach Holzdorf ein. Diese haben vielleicht den Zeitplan etwas ins Wanken gebracht, aber nicht am Gesamtkonzept gerüttelt. So gesehen, könnte der Besuch des Generals ein wirklich guter für Holzdorf gewesen sein. (mz)