Alpakazucht in Seyda Alpakazucht in Seyda: Wie schützt man die Herde vor dem Wolf?

Seyda - Ihre Wolle ist begehrt, selbst als Therapeuten sind sie im Einsatz: Längst haben Alpakas den Sprung vom südamerikanischen Hochland nach Deutschland geschafft. Hier wächst ihre Anzahl ständig. Zu den erfolgreichen Züchtern gehören Kerstin und Fred Müller aus Seyda.
Seit sechs Jahren sind Alpakas ein fester Bestandteil im Leben des Paares. Auf ihrem Grundstück in der Burgstraße fühlen sich die Vierbeiner wohl, bilden aktuell eine aus 17 Tieren bestehende Herde. Überzeugen konnten sich davon die Gäste eines Besuchertages, den Müllers auf ihrer Alpakaburg veranstalteten. Dabei wollten die Gastgeber zeigen, was erforderlich ist, um Alpakas artgerecht zu halten, vor allem aber, was sich aus ihrer kostbaren Wolle herstellen lässt.
Durchschnittlich zwei Kilogramm liefern die Tiere im Frühjahr bei der Schur. Was danach mit dem weichen Rohstoff geschieht, gibt das Ergebnis einer Analyse vor, die Müllers jedes Jahr in Australien vornehmen lassen. „Dazu entnehmen wir den Tieren etwa einen Quadratzentimeter Wolle und schicken diese in ein Labor auf dem fünften Kontinent“, erläutert Fred Müller.
Das Alpaka ist eine aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kamelform, die vorwiegend ihrer Wolle wegen gezüchtet wird. Der Bestand an Alpakas in Peru liegt bei etwa 3,5 Millionen Tieren. Intensiv gezüchtet werden Alpakas in Südamerika, in den USA und in Australien. Alpakas sind Herdentiere und dürfen auf keinen Fall alleine gehalten werden. Minimum sind zwei Tiere die mindestens 1.000 Quadratmeter Weidefläche benötigen.
Dort werde untersucht, wozu sich die Wolle am besten verarbeiten lasse - zu Sitzauflagen, zu Bettfüllungen oder sogar zu hochwertiger Kleidung. In Deutschland, erklärt Fred Müller, gebe es seines Wissens nach gegenwärtig kein Labor, das diese Arbeit übernehmen könnte.
Unterstützung bei der Analyse sowie der späteren Vermarktung der Schur erfahren Kerstin und Fred Müller vom Verein Alpaca Association, in dem sie Mitglied sind. Die europaweit agierende Vereinigung hilft den Züchtern etwa bei der Suche nach Abnehmern für die Wolle oder dient ihnen als Netzwerk bei der Beantwortung offener Fragen.
Gerade für Fred Müller, der als gelernter Schlosser anfangs nur wenig Berührungspunkte zur Landwirtschaft oder Nutztierhaltung hatte, sind diese Kontakte bis heute von enormer Bedeutung.
Das galt auch bei der Frage, ob man sich zum Schutz der Alpakas vor Wölfen Pyrenäenhunde anschaffen sollte.
Die flauschigen Gesellen stellen sich im Gegensatz zu manch anderen Hunden dem Wolf entgegen und verteidigen ihre Herde resolut. „Seit zwei Monaten haben wir zwei Hunde in die Herde integriert. Noch ist es ein Versuch für uns“, betont Müller.
Doch beide Seiten gewöhnen sich gut aneinander, so dass die Testphase wohl bald zum Dauerläufer werden könnte. Den Schutz haben die Alpakas zwingend nötig. Mehrmals schon wurde in der Nähe von Seyda ein Wolf gesichtet, was Züchter wie Müller natürlich sensibilisiert.
Dass es zwischen dem Raubtier und den Alpakas zu keinem Konflikt kommt, möchte auch die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe. Die ist unlängst an Fred Müller herangetreten und hat ihn gebeten, an einer Studie mitzuwirken. „Darin soll erforscht werden, wie gut Hütehunde und Alpakas miteinander auskommen. Bei Schafen ist das längst bekannt. Aber hier wird noch Neuland betreten“, verdeutlicht er.
Leben können Müllers vom Wolleertrag ihrer Herde nicht. Dazu bedürfte es einer deutlichen Vergrößerung der Anzahl, doch das ist derzeit kein Thema. Was allerdings nicht bedeutet, dass kein Ehrgeiz in ihnen schlummert.
„Wir sind viel auf Messen unterwegs, um zu lernen, aber auch unsere Tiere vorzustellen. Irgendwann möchte ich gern einmal einen Preis für eines unser Tiere, sei es für sein Aussehen, die Qualität der Wolle oder sogar beides“, lässt Fred Müller in die Zukunft blicken.
Dass es den Alpakas in Seyda gut geht, konnte jeder Besucher deutlich sehen. Auch wozu ihre Wolle nützlich ist. Stände, an denen Kleidung aus Alpakawolle angeboten wurde, waren ebenso Teil des Besuchertages wie ein Hufschmied und Wurstwarenverkäufer. Die „Verwurstung“ bleibt Alpakas übrigens erspart. In ihren etwa 20 Lebensjahren müssen sie nur den Rasen kurz halten und für flauschige Wolle sorgen.
(mz)
