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Brief-Wahnsinn in Friedrichrode Brief-Wahnsinn in Friedrichrode: Wegen gleichnamigen Straßen kommt die Post nicht an

Von Anke Losack 19.10.2016, 10:03
Silke Seydler (l.), Petra Natho und ihr Mann Eberhard aus Friedrichrode  ärgern  sich sehr über die  Probleme bei der Post-Zustellung.
Silke Seydler (l.), Petra Natho und ihr Mann Eberhard aus Friedrichrode  ärgern  sich sehr über die  Probleme bei der Post-Zustellung. Lukaschek

Friedrichrode - Mahnungen, Pfändungsbescheide, Klageandrohungen: Derartige Post flattert Bewohnern der Hauptstraße von Friedrichrode öfter ins Haus. Allerdings nicht, weil die Bürger dort Rechnungen nicht bezahlen wollen oder können. Vielmehr erfahren sie gar nicht oder viel zu spät, dass ihnen Rechnungen gestellt wurden. Die Post kommt nämlich in der Hauptstraße von Friedrichrode gar nicht oder viel zu spät an.

Die „Hauptstraße“ gibt es achtmal in der Gemeinde Arnstein

Stattdessen landen die Brief beispielsweise bei Bewohnern der Hauptstraße von Bräunrode oder anderer Hauptstraßen von Ortsteilen der Gemeinde Arnstein. Und genau hier liegt das Problem. Seit Bildung der Einheitsgemeinde im Jahr 2010 hat es keine Straßenumbenennung gegeben. Es gibt nach Angaben der Stadt drei unterschiedliche Postleitzahlen und 52 doppelte Straßennamen. Die „Hauptstraße“ gibt es gar achtmal in Arnstein. Und dort dann auch noch zum Teil identische Hausnummern. Ein Versuch, die Straßen umzubenennen, wurde seitens der Stadt 2012 unternommen. Dabei blieb es. Denn ein entsprechender Beschluss fand im Stadtrat keine Mehrheit.

Mit der Postzustellung gibt es große Probleme in Friedrichrode

„Und wir Bürger haben das Problem“, sagt Petra Natho, eine von 24 Einwohnern in Friedrichrode, wo es nur eine einzige Straße, die Hauptstraße, gibt. Sie ist vor fünf Jahren mit ihrem Mann in den Ort gezogen. „Hätten wir gewusst, dass es mit der Postzustellung solche Schwierigkeiten gibt, wären wir hier nicht hingezogen“, fügt sie an. Anfangs seien Bürger, bei denen ihre Briefe gelandet sind, noch so kulant gewesen und hätten sie angerufen. „Dann konnten wir die Briefe zumindest abholen“, so Natho.

Doch mittlerweile sei es so, erzählt ihre Nachbarin Silke Seydler, dass manchmal frühmorgens zehn oder mehr Briefe im Kasten liegen. „Das kann dann schon mal die Sammlung von 14 Tagen sein. Wer die Post eingeworfen hat, wissen wir meist nicht“, so Seydler, die kürzlich einen drei Monate alten Brief eines Energieversorgers im Briefkasten hatte. Mit Unternehmen und Behörden haben einige Einwohner des Ortes wegen ihres Post-Problems mächtig Trouble. „Letztes Jahr kurz vor Weihnachten wollte man mir das Konto sperren“, so Natho und Seydler fügt an: „Und mein Auto sollte stillgelegt werden, während ich zur Kur war.“ Alles nur, weil die Post nicht zugestellt wurde. Nachbarin Petra Natho habe das dann glücklicherweise telefonisch klären können, so Seydler weiter. „Das kostet aber Nerven. Wissen Sie, wie man sich vorkommt, wenn man solche Briefe bekommt“, meint Natho.

Sie weist Behörden mittlerweile darauf hin, dass es mit der Postzustellung Probleme gibt. Mit dem Finanzamt beispielsweise regelt sie vieles telefonisch oder vereinbart Termine. Anderen Behörden erkläre sie, dass der Zusatz „Friedrichrode“ zwingend bei der Adresse angegeben werden soll, sonst landet der Brief eventuell im Nirgendwo.

Deutsche Post verweist an die Verwaltung der Einheitsgemeinde Arnstein

Mit der Deutschen Post habe sie schon Kontakt aufgenommen, um das Problem zu lösen, erzählt Natho. Doch dort habe man auf die Verwaltung der Einheitsgemeinde Arnstein verwiesen. „Und dort haben wir schon 150 Mal vorgesprochen“, sagt Petra Natho gereizt. Jedes Mal sei man vertröstet worden. „Man müsste die Straße umbenennen oder noch eine Zahl vor unsere Hausnummer schreiben“, nennt Seydler Lösungsvorschläge. Familie Natho würde dann nicht in der Hauptstraße 09, sondern beispielsweise in der 209 wohnen. „Das wäre das Einfachste.“

So einfach sei das dann noch nicht, erklärt Arnsteins Ordnungsamtschefin Melanie Müller. „Wir müssten nachweisen, wo die anderen Zahlen sind.“ Das Problem in Friedrichrode sei bekannt. Auch dem Bürgermeister. Frank Sehnert (parteilos) hatte deshalb erst kürzlich wieder Besuch von Petra Natho, die nicht locker lässt. „Uns entstehen dadurch ja auch immense Kosten“, sagt sie.

Der Bürgermeister meint gegenüber der MZ, dass das Ordnungsamt eine Lösung für Friedrichrode suchen wird. „Es muss eine Umbenennung der Straße geben“, so Sehnert. Wie die Hauptstraße dann heißen soll und wie lange die Einwohner des Ortes darauf noch warten müssen, steht aber noch nicht fest. In Friedrichrode hofft man, dass der Brief-Wahnsinn bald ein Ende hat. (mz)

Einer der Briefe, die nicht zugestellt werden konnten.
Einer der Briefe, die nicht zugestellt werden konnten.
Lukaschek