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Harzer Kommune zählt ihre Bäume Ballenstedt setzt auf Baumpflege mit GPS

Wie viele Bäume gibt es in der Stadt Ballenstedt und ihren Ortsteilen? Eine Firma erfasst das Stadtgrün Straße für Straße - der Grund liegt in den vergangenen Dürrejahren.

Von Rita Kunze 29.04.2025, 16:00
Die Stadt Ballenstedt erfasst derzeit jeden Baum auf öffentlichem Grund, wie hier am Anger.
Die Stadt Ballenstedt erfasst derzeit jeden Baum auf öffentlichem Grund, wie hier am Anger. Foto: Kunze

Ballenstedt/MZ. - Wenn Tina Ludwig, bei der Stadt Ballenstedt zuständig für die Grünanlagen, wissen will, welche Pflege ein ganz bestimmter Baum im Stadtgebiet braucht, muss sie nur zum Tablet greifen. Anhand von GPS-Daten kann sie jeden Baum schnell finden: „Ich würde dann genau vor ihm stehen und sehen, was an ihm gemacht werden muss. Das ist schon cool.“

Alle Bäume in Ballenstedt werden vermessen und auf Schäden untersucht

Möglich wird diese enorme Arbeitserleichterung durch das Baumkataster, das die Stadt derzeit erstellen lässt. Alle Bäume auf öffentlichem Grund in der Kernstadt und in den Ortsteilen werden mithilfe von GPS erfasst.

Sie werden Straße für Straße aufgelistet, genau untersucht und beschrieben: zu welchen Arten gehören sie, wie groß sind sie, welche Schäden sind zu erkennen? Dazu gibt es Empfehlungen, wie jeder einzelne Baum gepflegt werden und in welchem Zeitraum das erledigt werden muss, wann sein Zustand erneut kontrolliert werden sollte. Derzeit sind auf diese Weise rund 1.900 Bäume erfasst worden, sagt Bauamtsleiter Wilfried Dette.

Jeder Baum wird speziell gekennzeichnet. Eine orangefarbene Markierung bedeutet zum Beispiel, dass er gefällt werden muss. Ein Kreuz steht für einen Platz, an dem nachgepflanzt werden kann, etwa um Lücken zu schließen.

Viele Bäume sind in den Dürrejahren vertrocknet - jetzt will die Stadt vorbeugen

Wozu dieser Aufwand? „Das Ganze beruht darauf, dass wir in den Dürrejahren gewaltige Probleme mit dem Baumbestand hatten“, erklärt der Amtsleiter. „Immer mehr Bäume wurden trocken, entweder so, dass sie ganz weg müssen, umgefallen sind oder viel Totholz drin war.“

Wilfried Dette berichtet von einer Kommune, die nach einem Schadensfall nachweisen musste - und konnte - dass sie durch Baumkontrollen alles unternommen hat, um frühzeitig Gefahren zu erkennen. „Das hat uns dazu bewogen.“

Die Stadt arbeite eigentlich nur mit ehrenamtlichen Baumschutzbeauftragten, doch „die können nie und nimmer alles kontrollieren, was wir an Bäumen haben.“ Zumal die Ehrenamtlichen eher für die Beurteilung von Bäumen auf Privatgrundstücken als auf öffentlichen Flächen eingesetzt werden sollten. „Aber da wir auf dem Bauhof keine entsprechenden Fachleute haben, haben wir uns auch für die öffentlichen Flächen der Baumschutzbeauftragten bedient.“

Drei Jahre lang werden Bäume erfasst - zuerst an Kitas, Schulen und öffentlichen Plätzen

Angesichts der Menge der zu erfassenden Bäume hat die Stadt jedoch nach einer öffentlichen Ausschreibung ein Büro beauftragt, das seit 2024 im Einsatz ist und den städtischen Baumbestand untersucht. Die ganze Maßnahme soll über drei Jahre laufen. In der Kernstadt ist die Bestandsaufnahme fast beendet, sagt Wilfried Dette.

An erster Stelle stehe dabei die Kontrolle der Bäume an Kindereinrichtungen, Schulen, auf Friedhöfen und öffentlichen Plätzen mit viel Publikumsverkehr, um zu klären, wo dringender Handlungsbedarf besteht.

Regelmäßig wird die Stadt über den Stand der Erfassungen informiert. Grundlage, um Aufträge zur Baumpflege und zu Baumfällungen zu erteilen. Der Bauhof allein würde das nicht schaffen.

Die zu beauftragende Firma soll zudem verpflichtet werden, innerhalb von 72 Stunden Bäume zu fällen, wenn Gefahr im Verzug ist. Dass gleich gehandelt werden muss, ist schon vorgekommen. Im Schlosspark, aber auch im Stadtgebiet gebe es immer wieder Fälle, bei denen schnell gehandelt werden müsse. Gerade im Bereich der Straßen gebe es einen überalterten Baumbestand.