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Wahlbeteiligung in Halle Wahlbeteiligung in Halle: Andrang im Politlabor

Von Peter Godazgar 13.03.2016, 21:15
Stimmabgabe in der Neumarktschule
Stimmabgabe in der Neumarktschule Silvio Kison

Halle (Saale) - Das Plakat am Eingang zum Wahllokal könnte glatt als Motivationshilfe für Nichtwähler gedeutet werden: „Entdeckerfreude“ und „Begeisterung“ steht drauf. „Persönlichkeitsentwicklung“ und „Gestaltungslust“ sowie: „eigenes Handeln“ und „gemeinsames Handeln“. Dies alles kann man ja durchaus als Zutaten oder potenzielle Folgen einer Wahl sehen.

Das Plakat hängt am Eingang zum Hort Kröllwitz, der an diesem Sonntag zu zwei Wahllokalen umfunktioniert worden ist. Aber es geht natürlich nicht um Wahlmotivation, sondern um Voraussetzungen für „unbekümmertes freies Spiel“. Allzu viel Wähler-Motivation scheint indes auch gar nicht nötig, denn im Kröllwitzer Hort herrscht auch jetzt zur Mittagszeit reger Betrieb. „Das geht eigentlich schon den ganzen Tag so“, sagt Wahlhelfer Detlef Stallbaum, der bei der Stadt auch Leiter des Fachbereichs Kultur ist. Wobei, fügt er hinzu, die Wahlbeteiligung in Kröllwitz ja traditionell eher hoch ist.

Andernorts an diesem Wahlsonntag aber offenbar auch. Schon früh zeichnet sich ab: Die Wahlbeteiligung wird wohl deutlich höher sein als bei der letzten Wahl. Einige freilich nicht repräsentative Stichproben in Halle bestätigen das: in der Neumarktschule etwa ist am frühen Nachmittag gar Schlangestehen angesagt. „Vielleicht hilft ja auch der verkaufsoffene Sonntag“, mutmaßt eine Wahlhelferin. Doch auch in den äußeren Stadtbezirken sieht man belebte Straßen. Also doch eine besondere Wahl?

OB Wiegand besucht zehn Wahllokale

Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) besuchte in seiner Eigenschaft als Kreiswahlleiter im Laufe des Tages zehn Wahllokale. Seine Freude über die deutlich höhere Wahlbeteiligung wird indes nach der ersten Prognose getrübt. „Erschreckend“, sagt Wiegand mit Blick auf den Erfolg der AfD.

„Na, dann schauen wir mal, was jetzt am Ende rauskommt“, raunt Stunden zuvor eine ältere Frau ihrem Mann beim Verlassen des Wahllokals zu. Spannend ist’s auf jeden Fall, da ist man sich einig. Ein anderer älterer Herr schmunzelt: In der Wochenzeitung „Die Zeit“ habe er gerade gelesen, der Wähler in Sachsen-Anhalt sei immer für Überraschungen gut, Sachsen-Anhalt sei gar ein „Politlabor“. Und am Sonntag „schlagen die Wähler wieder zu“, zitiert der Herr und lacht.

Um möglichst früh zu wissen, was dabei herausgekommen ist, sitzen Frank und Romy Kockel vor den Wahllokalen in der Kita Sonnenschein in Halles Osten. Sie befragen im Auftrag der Forschungsgruppe Wahlen jeden vierten Wähler. Der darf dann anonym ein zweites Mal seine Kreuzchen machen.

Die Vorhersage wird auch diesmal erstaunlich genau sein. (mz)