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Volksbank Halle entscheidet einstimmig Volksbank Halle entscheidet einstimmig: Manfred Kübler fristlos entlassen

Von Jan-Ole Prasse 07.08.2015, 19:46
Der umstrittene Volksbank-Vorstandsvorsitzende, Manfred Kübler, ist am Freitag entlassen worden.
Der umstrittene Volksbank-Vorstandsvorsitzende, Manfred Kübler, ist am Freitag entlassen worden. Thomas Meinicke/Archiv Lizenz

Halle (Saale) - Zwei bullige Sicherheitskräfte und drei Mitarbeiter der Volksbank Halle bewachen die Eingangstüren zum Georg-Friedrich-Händel-Saal im Maritim-Hotel. Sie mustern jeden, der sich dem Raum nähert. Ungewöhnliche Maßnahmen für eine Vertreter-Versammlung einer Volksbank. Doch auch die anstehende Entscheidung hinter fest verschlossenen Türen ist ungewöhnlich. Die Volksbank will ihren langjährigen Vorstandsvorsitzenden Manfred Kübler loswerden. Nach der gut vierstündigen geheimen Sitzung am späten Freitagabend steht fest: Das Institut feuert ihren Boss. Der war seit Juni wegen Untreue-Vorwürfe beurlaubt.

Die Entscheidung fällen die 58-Volksbank-Vertreter nach MZ-Informationen einstimmig. Nur ein Drittel der Anwesenden enthält sich der Stimme. Kübler selbst erlebt die Entscheidung nicht, er fehlt bei der Vertreterversammlung. Damit bleibt er seiner Linie in der seit Sommer 2014 schwelenden Affäre treu: Er hat sich zu den Vorwürfen nie öffentlich geäußert.

Kredite in Höhe von 1,3 Millionen Euro ohne Sicherheiten

Die wiegen aber schwer. Kübler hat laut mehreren Prüfberichten von seiner eigenen Bank Kredite in Höhe von 1,3 Millionen Euro ohne Sicherheiten erhalten. Zudem sei seine Vorstandsvergütung mit rund 700 000 Euro brutto pro Jahr unangemessen hoch. Weitere Vorwürfe: Bei 19 Reisen von Kübler auf Firmenkosten in den Jahren 2013 und 2014 fehle jeder dienstliche Anlass. Zudem ist Kübler im Jahr 2007 schon in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender wegen Steuerhinterziehung zu einem Jahr Haft, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung, verurteilt worden. Dies ist laut Bankenaufsicht Bafin in Halle nicht bekannt gewesen. Fraglich, ob Kübler in diesem Fall sein Amt hätte weiter ausführen können. Auch den zweiten Vorstand Egbert Alter soll der 62-Jährige systematisch überwacht haben.

In der Vertreterversammlung sind nach Angaben von Teilnehmern aber auch neue Vorwürfe in einem detaillierten Bericht der von der Volksbank beauftragten Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer laut geworden. Danach soll Kübler einen Teil der Geschenke, die er auf Kosten des Instituts für Kunden und Aufsichtsräte gekauft hat, für sich behalten haben. Dazu gehören nach Teilnehmerangaben beispielsweise teure Uhren oder Designertaschen. „Es ist kein Millionenschaden dadurch entstanden, aber die Masse macht es einfach“, sagt ein Teilnehmer der MZ. Die Staatsanwaltschaft Halle ermittelt mittlerweile wegen Untreue-Verdachts gegen Kübler.

Allerdings haben einige Volksbank-Vertreter Zweifel, ob die Vorwürfe gegen Kübler juristisch für eine außerordentliche Kündigung ausreichen werden. „Ich gehe davon aus, dass er gegen die Entlassung gerichtlich vorgehen wird“, meint ein Delegierter. Sollte Kübler Erfolg haben, steht ihm laut Bafin vertraglich eine Abfindung von rund 3,5 Millionen Euro zu.

Unklar ist noch, wie es mit dem zehnköpfigen Aufsichtsrat weitergeht. Ein Antrag von elf Vertretern, das Gremium neu zu wählen, wurde nach langer Diskussion auf den 17. August vertagt. „Wir brauchen einen personellen Neuanfang. Nur damit kann die Aufarbeitung der ganzen Vorgänge funktionieren“, sagt einer der Vertreter der MZ. (mz)

Die Volksbank Halle ist wegen der Affäre um ihren Vorstandschef Manfred Kübler in die Schlagzeilen geraten.
Die Volksbank Halle ist wegen der Affäre um ihren Vorstandschef Manfred Kübler in die Schlagzeilen geraten.
Günter Bauer Lizenz