Uni-Zentrum an Spitze billiger ?
Halle/MZ. - Der Papenburg-Vorstoß könnte zu einer erheblichen Entlastung der Landeskasse führen. Die Landesregierung hatte im Herbst vergangenen Jahres entschieden, das Uni-Zentrum auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Fakultät zwischen Emil-Abderhalden- und Ludwig-Wucherer-Straße zu errichten. Doch an diesem Standort würden sich die Baukosten nach vorsichtigen Schätzungen auf rund 47 Millionen Euro belaufen.
Papenburg geht auf Kritikpunkte der letzten Monaten ein. So hatte im Herbst 2006 Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) moniert, dass in ein GSZ an der Spitze eine Mensa integriert werden müsste, die mit acht Millionen Euro zu Buche schlage. In der Abderhalden-Straße liege die sanierte Harz-Mensa quasi um die Ecke. Papenburg bietet nun an, in das mögliche Uni-Zentrum an der Spitze eine Ausgabe-Mensa zu integrieren. Damit könnten die Speisen weiterhin in der Harz-Mensa gekocht werden. Das für den Essenstransport in modernen Dampfgarwagen erforderliche Fahrzeug will als Erstausrüstung Papenburg stellen, heißt es im Angebot, das der MZ vorliegt.
Das Konzept des Unternehmens sieht den 1. August 2010 als Termin für die schlüsselfertige Übergabe vor. Es werden auch Aussagen zu 368 Fahrrad- und 216 Pkw-Stellplätzen gemacht. Papenburg ist bereit, für über 1,2 Millionen Euro (Marktpreis) jene Immobilien des Landes in Halle zu kaufen, die mit dem Bau des GSZ nicht mehr benötigt werden. Damit will das Unternehmen einen Beitrag dafür leisten, dass der Leerstand von Gebäuden in der Innenstadt nicht zunimmt.
Kultusminister Olbertz sagte der MZ, dass ihm "zum ersten Mal überhaupt ein strukturiertes Angebot der Firma Papenburg" vorliege. "Allerdings zu einem Zeitpunkt", so der Minister, "zu dem die Planungen am Standort Emil-Abderhalden-Straße bereits fortgeschritten sind". Olbertz fügte hinzu, dass er sich "zur Sache nicht äußern" wolle. Das Angebot müsse jetzt von der Fachabteilung seines Hauses gründlich geprüft werden.
Ende März will sich der Finanzausschuss des Landtags mit dem Bau des Uni-Zentrums beschäftigen. Bis dahin sollen die offenen Fragen zum Standort Abderhalden-Straße geklärt werden. Dazu zählen ein Konzept für die erwarteten Verkehrsprobleme am Steintor, die Kosten für den Erwerb städtischer Grundstücke durch das Land sowie die nötige Sanierung denkmalgeschützter Gebäude für das Uni-Zentrum. Und es soll auch eine Wirtschaftlichkeitsanalyse für den Standort vorgelegt werden. Die offenen Fragen zum Standort Abderhalden-Straße haben wohl Papenburg veranlasst, sein Angebot rechtzeitig vor der Ausschusssitzung des Landtages nachzubessern.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Felke aus Halle erklärte, dass er das Papenburg-Angebot für überzeugend und für eine tragfähige Alternative zum Standort Abderhalden-Straße halte. Auch die Universität in Halle sollte das Konzept, das ein hohes Maß an Verlässlichkeit biete, unvoreingenommen prüfen. "Ich halte dieses Angebot für die beste Lösung", betonte Felke.