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Thalia-Ensemble in Halle Thalia-Ensemble in Halle: "Der kleine Prinz" im Kammerspiel

Von Manuela Schreiber 18.02.2014, 19:19
Harald Höbinger (links) als Flieger und Justus Verdenhalven als Kleiner Prinz
Harald Höbinger (links) als Flieger und Justus Verdenhalven als Kleiner Prinz Falk Wenzel Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Auf die berühmte Frage nach dem Buch links oben im Bücherregal werden viele Literaturfreunde einen der Klassiker des 20. Jahrhunderts nennen: Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“. Immer noch rätselhaft ist es, dieses schmale Büchlein, dessen eindrucksvoll einfache Zeichnungen von der Hand des Autors sich ebenso unauslöschlich einprägen wie die philosophischen Gedanken über Liebe, Freundschaft, Treue und den Tod. Sie kommen in Worten daher, die geradezu Understatement betreiben.

Versuche, sich dieses bildhaften Stoffs über die verschiedenen Medien von Film bis Theater anzunähern, gab es immer wieder. Nun hat das Thalia-Ensemble eine weitere Variante beigesteuert. Was zu Beginn dieser 75-minütigen Textfassung in der Regie von Andreas Rehschuh befremdlich oder sogar irrig wirkt, erweist sich als gekonnte Möglichkeit, Märchenhaftes zur Realität und Wirklichkeit zur Fiktion werden zu lassen. Symbol dieses Verwischens von Grenzen ist der Sand - Sahara-Sand natürlich - der am Rande der Bühne ausgelegt ist und hineinschwappt in ein altmodisch daherkommendes Krankenhauszimmer (Bühne: Nicolaus-Johannes Heyse).

Die Feinde seiner geliebten Rose

Von diesem Zimmer aus erzählt der smarte Flieger (Harald Höbinger) in bestechend einfachen Worten als Rückblende von seiner Begegnung mit dem kleinen Prinzen - und den Veränderungen, die seither mit ihm geschehen sind. Der kleine „Prinz“ erweist sich zu Anfang einfach nur als nerviger Zimmergenosse in dem Krankenhaus am Rande der Wüste, in dem der Flieger nach seinem Absturz gestrandet ist. Mit Charme und nahezu kindlicher Beharrlichkeit erreicht der Junge (Justus Verdenhalven) jedoch, dass der große Mensch, der Erwachsene, ihm zuhört und seine kleinen naiven Wünsche erfüllt. Ein Schaf soll er ihm zeichnen, dass die Feinde seiner geliebten Rose vertilgt. Doch was ist, wenn das Schaf nun auch die Rose frisst?

Ein Halsband muss also her und am besten noch ein Pflock, um es anzubinden. Weiter und weiter gerät der Flieger in den Sog der fantastischen Erzählungen des offensichtlich todkranken Jungen. Er lässt sich bezaubern und immer bereitwilliger entführen in die so ganz andere Sichtweise aufs Leben, die das Kind vor ihm ausbreitet. Immer wieder bricht die Realität in Gestalt der resoluten Krankenschwester (Christina Athenstädt) herein. Aber auch sie kann sich verwandeln, die Gestalt der geliebten Rose oder des einsamen Königs annehmen, der so gern wenigstens einen Untertan hätte.

Am Ende verwischen gar die Figuren des Fliegers und des kleinen Prinzen, wie er den Jungen liebevoll nennt. Ihre Stimmen, ihr Äußeres nähern sich an. Egal ist nun, wer wer ist - Hauptsache, sie sind vereint in dieser Idee von einem anderen Leben, einer anderen Welt die nun genauso möglich erscheint wie die unsrige. Am Ende kehrt der kleine Prinz in seine Heimat, auf seinen Planeten zurück, denn das scheint wahrscheinlicher, als dass er einfach so stirbt. Oder? Der Flieger jedenfalls ist verwandelt, als er das Krankenhaus verlässt - und richtet seine berührenden Schlussworte direkt ans Publikum. Und da wird dann nicht nur ein Taschentuch gezückt.

Die nächste Vorstellung, für die es noch Karten gibt, findet in der Kammer des NT am 13. April um 15 Uhr statt.