Streit um alte Waisenhausbuchhandlung Streit um alte Waisenhausbuchhandlung: Der Name steht zum Verkauf

Halle (Saale) - Die Waisenhausbuchhandlung der Franckeschen Stiftungen könnte auch zukünftig so heißen. Inhaber Edmund Baron will die Namensrechte anlässlich des Betreiberwechsels zum Ende des Jahres verkaufen. „Ich habe dem Stiftungsdirektor bereits meine Preisvorstellung mitgeteilt“, sagt Baron. Wie viel er haben möchte, beziffert er nicht. Der Preis bewege sich auf einem ähnlichen Niveau wie 1991, als er der Treuhand das Geschäft abgekauft hatte.
Ob sich die Stiftungen und der neue Betreiber der Buchhandlung, Nils Wagner, auf den Deal einlassen, ist im Moment noch unklar. „Die Gespräche dazu sind noch nicht abgeschlossen“, sagen beide einstimmig. Die Waisenhausbuchhandlung gibt es seit 321 Jahren und zählt zu den ältesten Sortimentsbuchhandlungen Deutschlands. Wechselt der Name, verschwindet ein Teil der Tradition.
Buchhändler hat sich vorgenommen, frischen Wind in das Geschäft zu bringen
„Sollte die Weiterführung des Namens nicht möglich sein, wird an diesem historischen Ort trotzdem eine Buchhandlung tätig sein, die sich der Tradition des Ortes und den kulturellen, sozialen und pädagogischen Anliegen der Franckeschen Stiftungen verbunden fühlt“, sagt Wagner.
Der Buchhändler hat sich vorgenommen, frischen Wind in das Geschäft zu bringen. „Die Buchhandlung soll ein kulturell lebendiger Ort sein und zum entspannten Verweilen einladen“, sagt Wagner. So sollen beispielsweise Lesungen und Themenabende stattfinden - der derzeitige Betreiber Baron hatte sich wegen der räumlichen Enge gegen Veranstaltungen in dem Geschäft entschieden. Das soll sich nun ändern.
Situation sehr „bedrückend und bedauerlich“
Auch beim Sortiment will Wagner neue Schwerpunkte setzen. Romane, Krimis und Sachbücher sollen künftig in den Regalen stehen. „Ich wünsche mir insbesondere, mit meinem Kinder- und Jugendbuchsortiment auch die jungen Leser und Leserinnen und ihre Familien begeistern zu können“, fügt Wagner hinzu. Vom alten Bücherbestand will er „aus wirtschaftlichen Gründen“ nichts übernehmen. Das neue Geschäft wird als Buchhandlung in der Franckeschen Stiftungen GmbH geführt. Mitgesellschafter ist der Mitteldeutsche Verlag.
Für Edmund Baron ist die Situation sehr „bedrückend und bedauerlich“. Ohne einen Grund zu nennen, habe die Stiftungsleitung den Mietvertrag für die Geschäftsräume zum Ende des Jahres gekündigt. Seine langjährige Mitarbeiterin habe er daraufhin entlassen müssen. Baron hätte sich einen Nachfolger für die Waisenhausbuchhandlung gewünscht, der die Bestände übernimmt. Nun plant er im Dezember einen Ausverkauf. (mz)