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Warnstreik in Halle: Kitas und Verwaltung lahmgelegt Streik in Halle: Hunderte fordern bessere Arbeitsbedingungen

In Halle haben Erzieher, Verwaltungsangestellte und Eltern die Arbeit niedergelegt. Die Gwerkschaften verdi und GEW wollen vor der Wahl ein Zeichen setzen.

Von Hanna Schabacker 14.02.2025, 12:00
Etwa 300 Demonstranten sind bei winterlichen Temperaturen am Donnerstag dem Streikaufruf der Gewerkschaften gefolgt.
Etwa 300 Demonstranten sind bei winterlichen Temperaturen am Donnerstag dem Streikaufruf der Gewerkschaften gefolgt. (Foto: Steffen Schellhorn)

Trillerpfeifen und Minusgrade in der Innenstadt

Halle (Saale)/MZ - Es ist bitterkalt an diesem Donnerstagvormittag, das Thermometer zeigt Minusgrade in Halle. Doch die Kälte hält die Demonstrierenden nicht ab. Dick eingepackt in Schals und Mützen, mit Schildern in den Händen, versammeln sie sich am Riebeckplatz. Trotz eisiger Temperaturen sind rund 300 Menschen gekommen – Erzieherinnen, Verwaltungsangestellte, Eltern und Unterstützer. Gemeinsam ziehen sie durch die Innenstadt, begleitet von lauten Sprechchören und trillernden Pfeifen.

Die Gewerkschaften Verdi und GEW hatten Beschäftigte aus Kitas, Schulhorten, der Stadtverwaltung, der Saalesparkasse und der Rentenversicherung zum Warnstreik aufgerufen. Ihre zentralen Forderungen: eine Lohnerhöhung von acht Prozent oder mindestens 350 Euro monatlich sowie zusätzliche freie Tage. Doch vielen geht es um mehr als nur Geld.

Erzieher am Limit: „Wir brauchen mehr Kollegen, nicht nur mehr Geld“

Die Demonstrierenden machen deutlich, dass vor allem der Personalmangel die größte Belastung sei. Lisa, Erzieherin in der Kita „Mauseloch“, erklärt: „Ich stehe hier eigentlich gar nicht, um mehr Geld zu bekommen, sondern um bessere Bedingungen zu fordern. Wir Erzieher haben so viel Papierkram zu erledigen, dass wir kaum noch am Kind sind. Ich hätte lieber eine neue Kollegin als mehr Geld.“

Auch in anderen Einrichtungen ist die Personalsituation ein großes Thema. Eine Mitarbeiterin der integrativen Kita „Däumelinchen“ kritisiert, dass der Betreuungsschlüssel nicht ausreiche: „Es kann nicht sein, dass ein einjähriges Kind schon Anspruch auf acht Stunden Betreuung in der Kita hat, wenn die Eltern den ganzen Tag zu Hause sitzen. Dafür haben wir keine Kapazität.“ Besonders in sozialen Brennpunkten wie der Silberhöhe sei eine ausreichende Betreuung essenziell.

Die Elterninitiative "Kitastrophe" unterstützt die Demonstrierenden.
Die Elterninitiative "Kitastrophe" unterstützt die Demonstrierenden.
(Foto: Hanna Schabacker)

Unterstützung bekommen die Streikenden von der Elterninitiative „Kitastrophe“. Mit selbst gebastelten Schildern wie „Conni mag nicht mehr in die Kita, weil ihre Erzieherin gekündigt hat“ machten sie auf die Personalnot aufmerksam.

Angst vor Korruption

Ähnliche Forderungen kommen auch von Beschäftigten aus der Verwaltung und dem Sozialdienst. „Notzustände sind inzwischen zur Normalität geworden“, sagt eine Teilnehmerin. Ein Angestellter der Saalesparkasse stellt zudem die Finanzverteilung infrage: „Ich frage mich, wo das Geld eigentlich hingeht, das wir erwirtschaften. Unser Arbeitgeber spricht von Rekordzinsen im vergangenen Jahr, aber an uns werden die nicht weitergegeben. Ich habe Angst vor Korruption.“

Fehlende Anerkennung und Wertschätzung

Doch auch zusätzliche freie Tage und das soziale Miteinander stehen im Fokus des Streiks. „Mir fehlt vor allem die Anerkennung und Wertschätzung. Zwei zusätzliche freie Tage im Jahr wären für mich ein Erfolg“, sagt ein Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD).

Die Demonstrierenden forderten zudem, dass Bund, Länder und Kommunen endlich Lösungen für die Herausforderungen finden. „Es kann nicht sein, dass wir dafür bluten müssen, dass sich die Politik nicht einigen kann“, kritisiert eine Teilnehmerin.

Die Gewerkschaften betonen, dass sie den Druck aufrechterhalten wollen, um langfristig Verbesserungen zu erreichen. Sie hoffen auf eine Verständigung mit den Arbeitgebern in der zweiten Verhandlungsrunde, die am 17. Februar stattfindet.