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So heiß ist Halle So heiß ist Halle: Wie sehr die Stadt vom Klimawandel betroffen ist

Von Tanja Goldbecher 19.05.2019, 10:00
Der Marktplatz in Halle ist der heißeste Ort in der Stadt - was nicht verwundert. Es fehlen Bäume, die Schatten spenden.
Der Marktplatz in Halle ist der heißeste Ort in der Stadt - was nicht verwundert. Es fehlen Bäume, die Schatten spenden. dpa

Halle (Saale) - Halle hat im vergangenen Jahr einen Supersommer erlebt. Pflanzen sind in der extremem Hitze ausgetrocknet, Hecken brannten ab und Bürger konnten bei tropischen Temperaturen nachts nicht schlafen. Dass die Hitzewelle jedoch kein Einzelphänomen war, sondern vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels steht, belegt eine Klimastudie, die der Deutsche Wetterdienst gemeinsam mit dem Land, den Stadtwerken und der Stadtverwaltung extra für Halle angefertigt hat.

Von 2013 bis 2017 haben die Wissenschaftler an vier Messstationen Wetterdaten erhoben. Gemessen wurde an der Diesterweg Grundschule, auf dem Dach der Tiefgarage der Commerzbank am Markt, in der Saaleaue am Rand der Franzigmark und am Donnersberg in Kröllwitz. Die Station in der Franzigmark wurde allerdings schon 2015 durch sehr starken Wind und Hagel zerstört.

Klimaforschung in Halle: An drei Straßenbahnen wurden mobile Wettermessstationen installiert

Außerdem haben die Klimaforscher von 2015 bis 2018 noch ein Pilotprojekt in Halle durchgeführt: An drei Straßenbahnen wurden mobile Wettermessstationen installiert und damit Daten aus dem ganzen Stadtgebiet erfasst. In einer Tram wurden auch die Innentemperaturen dokumentiert.

Die Ergebnisse der umfangreichen Studie sind laut Frank Kreienkamp, Projektleiter beim Deutschen Wetterdienst, eindeutig: „Wir haben eine deutliche Klimaveränderung beobachtet.“ So gab es während der vergangenen Sommermonate zum Teil 20 Prozent weniger Regen als gewöhnlich. Die Anzahl an heißen Tagen, also jene die über 30 Grad Celsius erreichten, haben vor allem 2018 erheblich erheblich zugenommen.

Klima in Halle: „Es bilden sich sogenannte Wärmeinseln in der Stadt“

„Es bilden sich sogenannte Wärmeinseln in der Stadt“, sagt Kreienkamp. Am heißesten ist es demnach auf dem Marktplatz und an der Torstraße. Laut dem Wissenschaftler liegt das daran, dass es in der Altstadt eine sehr dichte Bebauung und kaum Grünflächen gibt. „Das städtische Wasser wird dort sofort abgeleitet und es kann zu keiner Verdunstung kommen, die die Temperaturen abmildern würde“, fügt der Projektleiter hinzu.

Ein ähnlicher Effekt tritt auch auf der Magistrale in Halle-Neustadt ein. Die Straße ist zwar sehr weiträumig, allerdings sind die Flächen versiegelt und es gibt kaum Schatten. An der Diesterwegschule seien zwar auch zum Teil sehr hohe Temperaturen gemessen worden, allerdings haben diese sich durch die angrenzenden Grünflächen des nachts schneller abgekühlt. Insgesamt fehle es in Halle jedoch an einer guten Durchlüftung.

OB zum Klima in Halle: „Wir nehmen die Ergebnisse des Projekts sehr ernst“

„Wir nehmen die Ergebnisse des Projekts sehr ernst“, sagt Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Die Stadt entwickele bereits mehrere Instrumente, um auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren. Bürger, die Gebäude begrünen, können über ein Förderprogramm zum Beispiel finanziell unterstützt werden. Eine Umgestaltung des Marktplatzes mit neuen Bänken und Bäumen ist ebenfalls geplant.

Zusätzlich sollen Straßenbahnen klimatisiert und das Abwassersystem angepasst werden. Aber auch bei Bauprojekten wird der Klimawandel eine Rolle spielen. Je nachdem, wie hoch und in welche Himmelsrichtung ein Gebäude ausgerichtet ist, kann mehr oder weniger frische Luft in die Stadt strömen.

„Halle befindet sich auf einem guten Weg“, sagt Kreienkamp. Anhand einer Modellrechnung lässt sich jedoch auch aufzeigen, wie sich das Klima verändern würde, wenn die Menschen die Erkenntnisse ignorieren. Dann würde sich die Temperatur bis zum Jahr 2100 um vier Grad Celsius erhöhen. Das internationales Ziel ist es, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. (mz)