Silberhöhe Silberhöhe: Lieferservice als Trostpflaster
Halle/MZ. - Wenn es um das Thema Handelauf der Silberhöhe geht, kommt die Sprachederzeit unweigerlich auf die Schließung desEdeka-Neukaufmarktes im nördlichen Gebietdes Stadtteils. Am 9. Juni wird der letzteVerkaufstag sein. Darüber machen sich vorallem ältere Leute Gedanken, bedeutet dochdiese Geschäftsaufgabe für sie künftig längereWege zum nächsten Supermarkt. Das Forum derMitteldeutschen Zeitung, das in das Stadtteilfestder Silberhöhe am Sonntag eingebettet war,stand unter dem Motto "Einkaufen auf der Silberhöhe- Lust oder Frust?" Dass den Bewohnern ihreWohngebiete am Herzen liegen, zeigte die Resonanz- zahlreiche Besucher des Festes nahmen vorder großen Bühne Platz, um aus erster HandNeues zum Handel und zur Entwicklung der Silberhöhezu erfahren. Eine Limo, ein Bier oder einEis milderten die kräftig scheinende Mittagssonne.
Marta Pilling ist 81 Jahre alt und wohnt,wie sie sagte, gerne auf der Silberhöhe. Dierüstige alte Dame lobte die viele Grünanlagenmit Bänken, da sitze sie gern. Nur die Neukauf-Halle,die müsste bleiben, sagte sie. "Das geht abernicht, weil auch ein Handelsunternehmen wirtschaftlicharbeiten muss", warb Monika Trepte um Verständnis.Sie leitet die andere Edeka-Kaufhalle, dasE-Center Weißenfelser Straße. Da nach wievor Bewohner die Silberhöhe verlassen, seidas Betreiben des Neukaufmarktes nicht mehrsinnvoll.
"Als der Markt eröffnet wurde", so MonikaTrepte, "sind wir davon ausgegangen, dasstrotz des starken Wegzugs durchschnittlichrund 32000 Einwohner auf der Silberhöhe lebenwerden. Derzeit sind es jedoch nur noch 22000."
Sozusagen als Trostpflaster für die Kundenkündigte sie einen Lieferservice an. Innerhalbweniger Stunden würde die Ware gegen geringesEntgelt nach Hause gebracht; es werde derzeitauch ein Bestell-Katalog erarbeitet.
Anwohnerin Birgit Marx befürchtet im Zusammenhangmit der Neukauf-Schließung eine Verödung desWohngebietes, zumal auch die Pfannkuch-Kaufhalleschon seit geraumer Zeit geschlossen sei.Sie habe sich entschieden, auf der Silberhöhezu bleiben, nicht zuletzt wegen der gutenEinkaufsmöglichkeiten. Was genau mit den beidenleeren Kaufhallen-Gebäuden geschehe, stehenoch nicht fest, sagte Planungsdezernent FriedrichBusmann. In der Edeka-Zentrale gibt es jedochschon erste Vorstellungen. So könnte es durchaussein, sagte der Pressesprecher von Edeka-Minden-Hannover,Andreas Laubig, auf MZ-Anfrage, das 1600Quadratmeter große Gebäude, das Edeka gehört,sozialen Zwecken zur Verfügung zu stellen.Ein Nachmieter sei momentan schwer zu finden.
Mit dem anhaltenden Wegzug haben die rund100 Händler und Gewerbetreibenden ebenfallszu kämpfen. Nach den Worten von Erika Becke,der eine Apotheke gehört, hätten einige Händlerschon resigniert angesichts der ungewissenZukunft des Stadtteils. Sorgen mache ihnenzudem, dass die Bewohner der Silberhöhe dieörtlichen Angebote zu wenig annehmen und lieberins Umland zum Einkaufen fahren, obwohl diePalette der Läden groß sei. "Natürlich gibtes noch Reserven, auch bei uns", so ErikaBecke. Es engagierten sich bislang zu wenigeHändler und Gewerbetreibende für die Silberhöhe.Doch die Gründung einer Händler-Interessengemeinschaftsei noch nicht vom Tisch. Die Stadt könnejene, die in diesem Stadtteil die meistenArbeitsplätze schaffen, nur bedingt unterstützen,sagte Busmann. Bei Problemen sollte stärkerdas Stadtteilbüro sowie der Arbeitskreis Silberhöhein Anspruch genommen werden. Mit jedem Bürger,der wegziehe, verliere die Silberhöhe jährlichetwa 7000 Mark an Kaufkraft.