Puppentheater Halle Puppentheater Halle: Die neue Puppenbauerin Nowitzki
Halle/MZ - Eigentlich kennen die Hallenser Louise Nowitzki als Schauspielerin. Als solche ist sie seit 2010 Mitglied des Ensembles des Thalia Theaters. In etlichen Rollen stand und steht sie auf der Bühne und bereichert mit ihrem Spiel wesentlich die Aufführungen des halleschen Kinder- und Jugendtheaters.
Doch die 1981 in Leipzig geborene Schauspielerin, die ihren Beruf an der Rostocker Hochschule für Musik und Theater erlernte, hat noch ganz andere Talente. Wenn am 2. November das Stück „Der seltsame Fall des Doktor E.T.A. Hoffmann“ nach Motiven von E.T.A. Hoffmanns „Klein Zaches genannt Zinnober“ im Puppentheater zur Uraufführung kommt, dann steht nicht nur erstmals Kammersängerin Romelia Lichtenstein auf der Bühne des Puppentheaters, sondern dann kann der Zuschauer auch Louise Nowitzkis neue kreativen Arbeiten sehen. Sie hat nämlich die Puppen für diese Inszenierung gebaut.
„Fünf sind es insgesamt“, sagt sie. Natürlich habe sie als Schauspielerin eigentlich nicht die Zeit, nebenbei noch die Puppen für eine ganze Inszenierung zu entwerfen und auch selbst zu bauen. Dafür nutzte sie die Sommerspielzeitpause. „Ich habe mich in die Puppenwerkstatt hier auf der Kulturinsel eingeschlossen und dann losgelegt“, erzählt sie. Nur zwei Wochen Urlaub habe sie sich gegönnt. Selbst dort habe sie noch eine der Puppen mit in der Ferienwohnung gehabt, um sie fertig zu bauen. „Es war sehr anstrengend, aber es hat sehr viel Spaß gemacht“, resümiert sie.
Sie schaute einem Puppenbauer in Berlin zu
Und wie kommt eine Schauspielerin dazu? „Ich bin gern Schauspielerin, aber ich hatte vor allem Lust, mal etwas ganz anderes zu machen“, meint sie. Bevor sie ihr Schauspielstudium aufnahm, hatte Louise Nowitzki drei Jahre Bildhauerei an der Kunsthochschule in Dresden studiert. „Das war alles freie Kunst, und ich merkte schnell, das ist nicht das, was ich machen wollte.“ Die Liebe zur Schauspielerei war einfach größer.
In der vergangenen Spielzeit, als Christoph Werner fürs Thalia Theater inszenierte, kamen er und Louise Nowitzki ins Gespräch. Im Anschluss daran erhielt die junge Schauspielerin das Angebot, mal ein Probe-Puppe anzufertigen. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen, besuchte einen Puppenbauer in Berlin und schaute diesem drei Tage lang über die Schulter, ehe sie sich selbst an die Arbeit machte.
Wer passt zum wem?
„Es sollte die Prinzessin von König Drosselbart werden“, schaut sie zurück. „Zwischendurch habe ich immer mal wieder in den Taschenspiegel geschaut, um zu sehen, wie die Augenpartie ist.“ Von der Puppe, die dabei herauskam, sagen viele: „Mensch, die sieht dir ja richtig ähnlich.“ Vor allem aber stand schnell fest: Sie hatte eine hervorragend funktionierende Puppe fürs Puppentheater gebaut, eine, die von den Puppenspielern gut spielbar ist. Danach erhielt sie den Auftrag, für das E.T.A. Hoffmann-Stück die komplette Puppenausstattung zu übernehmen.
Für jede der Puppen suchte sie im Vorfeld etwa zwanzig bis dreißig Fotos von mehr oder weniger berühmten Schauspielern aus dem Internet. Danach veranstaltete sie mit Christoph Werner, der das Stück geschrieben und auch inszeniert hat, ein Casting. „Wir suchten gemeinsam heraus, welcher Typ am besten zu welcher Figur im Stück passt“, erzählt Louise Nowitzki. Gebaut hat sie die Puppen dann mit ganz verschiedenen Materialien, mit jeder Menge Gummimilch, wie sie auch Maskenbildner beispielsweise für die Gestaltung von Glatzen verwenden, mit Schaumstoff, Holz und Aluminium.
Ihre Probepuppe spielt übrigens auch mit. Allerdings ist sie jetzt keine Prinzessin mehr, sondern die Candida, die Tochter von Mosch Terpin, die in Balthasar verliebt ist.