Prozess gegen Lehrer Prozess gegen Lehrer: Einvernehmlicher Geschlechtsverkehr mit Schülerin verboten

Halle (Saale) - Was sich im Januar 2017 in der Wohnung eines 54-jährigen Mathematik- und Physiklehrers abgespielt haben soll, beschäftigt derzeit die Justiz: Der Mann soll damals eine seiner Schülerinnen, ein 14-Jähriges Mädchen, sexuell missbraucht haben.
Die Anklage geht davon aus, dass der Lehrer einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit seiner Schülerin hatte - was aber dennoch verboten ist, zum einen wegen des Alters des Kindes, zum anderen, weil der 54-Jährige ihr Lehrer war. Im Strafgesetzbuch sei dies so geregelt: Sexuelle Handlungen an unter 16-Jährigen, die zur Erziehung oder Ausbildung anvertraut sind, sind tabu.
Prozessauftakt vor dem Amtsgericht: Lehrer ist angeklagt
Beim Prozessauftakt vor dem Amtsgericht am Dienstag hat der Angeklagte jedoch die Vorwürfe bestritten. Über seinen Anwalt Dimitar Krassa ließ er erklären, dass sich das Mädchen lediglich zu einer Nachhilfestunde in seiner Wohnung aufgehalten hat. „Sie hatte Probleme mit der Schule und auch mit ihrem Freund“, so der Verteidiger.
Nach seiner Aussage soll das Mädchen zum Tatzeitpunkt schwanger gewesen sein und eine Woche vor einem Schwangerschaftsabbruch gestanden haben. „Mein Mandant wollte der Zeugin lediglich helfen“, erläuterte Krassa. Es habe keinerlei sexuelle Handlungen gegeben, „gerade weil der Angeklagte als Lehrer eine Vertrauensperson für die Zeugin darstellte.“
„Ich habe sie mit dem Taxi nach Hause geschickt und die Mutter informiert.“
Eigentlich hatten Anwalt und Angeklagter abgesprochen, dass keine Nachfragen beantwortet werden - doch der 54-Jährige gab trotzdem Auskunft. So räumte er unter anderem ein, mit der Mutter des Kindes am Tattag telefoniert zu haben: „Ich habe sie mit dem Taxi nach Hause geschickt und die Mutter informiert.“
Mit dem Unterrichten ist es seit dem Aufkommen der Vorwürfe für den 54-Jährigen erst einmal vorbei. Er erklärte in der Verhandlung, dass er seit Februar 2017 vom Dienst suspendiert ist, bis die Vorwürfe juristisch geklärt sind. Zuletzt hatte er an einer Sekundarschule in Halle unterrichtet; er war seit 1989 im Dienst.
Lehrer ist derzeit vom Dienst suspendiert
Doch der Mann ist derzeit nicht nur vom Dienst suspendiert, sondern sitzt auch in Untersuchungshaft: Zu einem ersten Verhandlungstermin im November 2017 war er nicht erschienen. In der Folge gelang auch eine Vorführung durch die Polizei zu einem weiteren Verhandlungstermin nicht. Deswegen wurde Haftbefehl gegen den Pädagogen erlassen - und gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Doch statt sich wöchentlich bei der Polizei zu melden, tauchte der Mann einfach ab und erschien so auch nicht zu einem dritten Verhandlungstermin. Am 30. April diesen Jahres wurde er verhaftet und sitzt seitdem in U-Haft.
Warum der Angeklagte sich nicht bei der Polizei gemeldet hat, konnte er nicht wirklich erklären: „Ja, das war mein Fehler“, räumte er jedoch ein. Er habe in der Zwischenzeit ein halbes Jahr in Berlin gewohnt.
Verhandlung gegen den Lehrer nur in Teilen öffentlich
Die Verhandlung gegen den Lehrer war jedoch nur in Teilen öffentlich. Die Mutter des Mädchens wurde zu den intimen Dingen hinter verschlossenen Türen vom Gericht gehört. Zuvor hatte sie jedoch in öffentlicher Verhandlung ausgesagt, dass ihre Tochter zu dem Lehrer eine gutes Verhältnis hatte. „Sie hat erzählt, wie cool er ist“, sagte sie. Auch habe sich eine Vertrauensbasis zu dem Pädagogen entwickelt. „Dann haben wir uns aber über Geschenke gewundert, die nach und nach aufgetaucht waren wie etwa Schokolade oder eine Kette“, so die Zeugin. Auch habe sich ihre Tochter in Ausreden verstrickt, als sie in dieser Zeit öfter nicht Zuhause war.
Trotzdem habe sie sich nichts dabei gedacht, als ihre Tochter sagte, dass der 54-Jährige ein Lehrer sei, „mit dem man über alles reden kann.“ Ins Rollen kamen die Dinge nach Aussage der Mutter erst, als die Tochter eines Tages spät nach Hause kam und sagte, sie habe sich mit dem Lehrer in der Stadt getroffen - danach sei sie verändert gewesen. Ihr Freund habe deswegen das Handy des Mädchens weggenommen und darauf Nachrichten des Lehrers entdeckt. „Da kam alles raus“, so die Mutter. Der Prozess wird am 31. Mai am Amtsgericht fortgesetzt werden. Es sind weitere Termine bis August angesetzt. (mz)