Problem Wildes Urinieren Problem Wildes Urinieren: Gutscheine fürs Pinkeln?

Halle (Saale) - Wer kennt das nicht? Nach einer langen Busfahrt oder während eines Stadtbummels drückt plötzlich die Blase. Dann kommt es schon mal vor, dass sich so mancher ins Gebüsch oder in eine stille Ecke schlägt, anstelle auf eine öffentliche Toilette zu gehen. Doch das kann teuer werden.
In Halle kostet Wildpinkeln bis zu 1.000 Euro. Im Schnitt fallen nach Angaben der Stadtverwaltung für ein Vergehen in diesem Bereich allerdings 35 Euro an. So hoch sei auch das höchste verhängte Bußgeld für eine derartige Ordnungswidrigkeit im vergangenen Jahr gewesen.
Wildes Urinieren in Halle: Marktkirche weniger betroffen
Immerhin 61 Mal wurden 2017 Wildpinkler in Halle auf frischer Tat ertappt. In den beiden vorangegangen Jahren waren es 74 beziehungsweise 65 Menschen, die sich in der Öffentlichkeit erleichtert haben und dabei erwischt wurden.
Wolfgang Fleischer, Sprecher der Citygemeinschaft Halle, räumt zwar ein, dass die Kontrollen durch die Stadt zugenommen haben. „Und das ist auch gut und wichtig“, so Fleischer. Allerdings sei er mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden. „Es ist immer noch ein großes Problem“, sagt er. Insbesondere der Kaufhof und der Ratshof, aber auch die Marktkirche seien betroffen.
Marktkirche Halle: Weniger Wildpinkler nach der Sanierung
Laut Michael Nowak, dem Küster der Marktkirchengemeinde, ist das Problem mit den Wildpinklern an dem Gotteshaus nicht mehr so gravierend. „Seit wir die vier Eingänge zur Kirche saniert haben, sind die Vorfälle um rund 90 Prozent zurückgegangen“, sagt Nowak. Er vermutet, dass die Übeltäter es respektieren würden, wenn etwas schön aussehe. Denn genau die Türen seien nämlich in der Vergangenheit die Problemzonen gewesen. „Nach jeder zweiten bis dritten Nacht habe ich dann Flecken gefunden“, so Nowak. Inzwischen seien es nur noch vereinzelte, die er dann mit Wasser wegspüle.
Nach Einschätzung der Stadtverwaltung gebe es keine akuten Brennpunkte, wenn es um das Problem der Wildpinkler geht. Wolfgang Fleischer indes würde sich wünschen, dass sich alle einbringen, um gegen die Unsitte etwas zu unternehmen. „Die Leute müssen sensibilisiert werden“, so Fleischer. Erwischen Passanten beispielsweise jemanden auf frischer Tat, dann sollten sie diesen auch darauf hinweisen, dass der- oder diejenige eine Ordnungswidrigkeit begehe, so der Appell des Citygemeinschaftssprechers.
Toilettensituation in Halle ein generelles Problem
Die Toilettensituation sei generell ein Problem, fügt Fleischer zudem hinzu. Gerade, wenn auf dem Hallmarkt die Touristenbusse ankommen. „Dann strömen die Männer und Frauen in Richtung öffentlicher Toilette“, sagt er. Und da gibt es in unmittelbarer Nähe zur Haltestelle nur die im Marktschlösschen, die von der Firma Ströer DSM betrieben wird. Allerdings ist die keine 24 Stunden geöffnet und kostenpflichtig. Insgesamt sind über das Stadtgebiet von Halle zehn öffentliche Toiletten verteilt.
Ein Vorschlag für die Verbesserung der Lage im Innenstadtbereich kommt von Stefan Voß. Er ist Chef des Stadtmarketings in Halle. „Ein Weg, den man gehen könnte, wäre, ein Gutscheinsystem einzuführen und so auch die umliegenden Händler mit einzubeziehen“, sagt er. Das Prinzip: Die Touristen bekommen oder kaufen Gutscheine und können damit die Toiletten der umliegenden Läden benutzen. Zudem erhalten sie einen Rabatt auf Produkte bei den Händlern. „Gerade in Zeiten des Onlinehandels würden so wieder mehr Kunden in die Läden gelockt werden“, sagt Voß.
Nicht bekannt, ob die Übeltäter in der Mehrzahl männlich oder weiblich sind
„Wir sind für jede Idee dankbar“, erwidert Wolfgang Fleischer auf den Vorschlag. „Alles, was hilft, das Problem zu minimieren, ist willkommen.“ Dennoch müsse über die Umsetzbarkeit eines solchen Vorschlags nachgedacht werden. „Gerade kleinere Läden haben beispielsweise nur ein privates WC und keine Kundentoilette“, erklärt er. Da müsse man auch die Hygienevorschriften beachten.
Übrigens: Ob die Übeltäter in der Mehrzahl männlich oder weiblich sind, das werde statistisch nicht erhoben, so die Stadt Halle. (mz)