«Immergrün» in Halle «Immergrün» in Halle: Zauberhaft frisches Grün
Halle (Saale)/MZ. - Allerdings ist es nicht so geheim, dass es nicht gut besucht wäre - Reservierung empfiehlt sich, auch wochentags.
Einst hatte hier ein Bäcker sein Domizil, dann ein Café. Mit dem Restaurant scheint die eigentliche Bestimmung gefunden, denn schon von außen wird der Gast durch die großen Fenster angelockt und bekommt beim Betreten bestätigt, was er schon geahnt hat: Hier ist er willkommen, hier fühlt er sich vom ersten Augenblick an wohl und hier möchte er gern verweilen. Dunkle Holztäfelung, leuchtend-warmes Grün an den Wänden, eine ausgesucht elegante, sparsam eingesetzte weiß schimmernde Tapete mit Rankenmuster, schneeweiße Tischwäsche, bequeme Bänke, Stühle, ein Sofa, herrliche alte Kronleuchter. Warme Beleuchtung, schmückende Stillleben mit Früchten und Blumen.
Kreativ und genussreich
Küchenchef Sebastian Mohr empfängt selbst im Barbereich am Eingang, zu den Tischen geht es ein paar Stufen die Empore hinauf. Im Nu sind Speise- und Weinkarte zur Hand. Die eine klein, aber fein, sehr fein sogar, die andere mit einer großen Auswahl guter Tropfen. Die kommen gern aus der Region und ansonsten aus Europa. Erfreulicherweise sind eine ganze Anzahl Weine auch als Flaschen mit 0,375 Liter Inhalt zu haben.
Kreativ und frisch soll die Küche sein, einen deutlichen Saisonbezug aufweisen, verhießen schon Internet und Flyer - und genauso ist sie auch. Monatlich wechselt die Speisekarte, auf der vier, fünf Vorspeisen zu finden sind, je drei Fleisch- und Fischgerichte, drei, vier Desserts. Wintergemüse sind zu entdecken, Rahm-Kohlrabi und Steckrübe beispielsweise. Im Vormonat waren es Grünkohl und Schwarzwurzel, ist zu erfahren.
Probiermenü zum Schlemmen
Zunächst kommen Olivenbrot, Tomaten-Butter und Gänse-Rillette auf den Tisch - sehr würzig, sehr anregend. Der anschließende Gruß aus der Küche lässt alles, was bisher schon die Vorfreude weckte, zur großen Erwartung werden: Spanferkelbäckchen und getrüffelter Kartoffelschaum. Butterzartes Fleisch, angenehm zurück haltender Trüffelgeschmack. Eigentlich kann sich der Gast jetzt schon sicher sein: Das Menü wird ihn in vielerlei Hinsicht überraschen und zufrieden stellen.
Das Sherrysüppchen mit Schweinebauch (7,50 Euro) - ein Gedicht, fein ergänzt mit Koriandersprossen. Gewählt werden können übrigens nicht nur alle Gänge à la carte. Das Probiermenü lädt zum Schlemmen ein und besteht je nach Wunsch aus drei bis zu fünf Gängen (vier Gänge 40 Euro), die Küchenchef Mohr und Restaurantleiterin Simona Buchholz kombinieren. Angelehnt ist es an Georg Friedrich Händel, bekanntermaßen ein Feinschmecker. Die Gerichte seiner Zeit haben die Betreiber des "Immergrün" neu interpretiert und stellen sie so zusammen, dass der Gast einen guten Überblick über die Leistung des Hauses bekommt. Und die kann sich sehen lassen.
Die Küche, der Service, die Beratung - erstklassig. Die Weinempfehlung zum Probiermenü - ein Blauer Zweigelt vom Weingut Andre Gussek (24 Euro) aus Naumburg - erweist sich als große Überraschung und ausgezeichnete Wahl. Sowohl zur Kalbsbeinscheibe auf Rahm-Kohlrabi mit Mark-Grissini des Probiermenüs als auch zum selbst gewählten Zwischenrippenstück mit Gänsestopfleber und Perigord-Trüffeln (24 Euro), dem teuersten Angebot der Karte.
Gerichte und Karte haben Simona Buchholz und Sebastian Mohr selbst entwickelt. Das kreative Team hat sich mit dem "Immergrün" einen Traum erfüllt. Von der Pike auf haben sie ihren Beruf gelernt, waren mehrere Jahre im Ausland tätig. Große Namen finden sich im Werdegang: Die Hotels Steigenberger in Düsseldorf und Dorint in Leipzig, der K-Club, einer der führenden Golf-Klubs Europas in Irland, das Four Seasons in Dublin, das East-Hotel im Szeneviertel St. Pauli in Hamburg, verschiedene renommierte Familienbetriebe in Ischgl und Zermatt, das Designhotel "Q!" in Berlin. Und nun Halle.
Zu verdanken ist das der gebürtigen Hallenserin Simona Buchholz. Der 25-Jährigen erschien der Start in die Selbständigkeit in ihrer Heimatstadt mit größerer Chance verbunden als anderswo. Die fundierte Erfahrung, auf die die beiden jungen Gastronomen schon zurückgreifen können, ist für die Saalestadt auf jeden Fall ein Gewinn. Zudem bemühen sich Küche und Service stets um das gewisse Extra. Sei es, dass der 31-jährige Küchenchef Mohr seine Gerichte selbst präsentiert und äußerst angenehm kommentiert, dass viele Kleinigkeiten - wie selbst geerntete und eingelegte Früchte - besonders liebevoll die Gerichte ergänzen oder anderes ganz und gar selbst gemacht ist, wie beispielsweise die Eiscreme in überraschenden Geschmacksrichtungen, die bis Hummer und Estragon reichen. Letztere mit Quitte kombiniert - ein Hochgenuss.
Kein Zweifel: Das "Immergrün" ist zur Zeit wohl Halles bestes Restaurant. Auch wenn es bisher noch nicht in den einschlägigen Führern erwähnt wird, braucht es keinen Vergleich mit den dortigen Offerten zu scheuen und sicher auch nicht allzu lange warten, bis es selbst auf den Seiten auftaucht. Man darf gespannt sein und sich freuen auf die weitere Entwicklung der jungen Betreiber.
Restaurant Immergrün Halle
Adresse: 06108 Halle, Kleine Klausstraße 2
Telefon: 0345- 5216056
E-mail: [email protected]
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend ab 17 Uhr, Küche ab 18 Uhr
Hauptgericht ab 16,50 Euro bis 24 Euro, offene Weine ab 4,20 Euro, Wein im Schnitt 25 Euro, teuerste Flasche 46 Euro