Hochwasser-Nachlese Hochwasser-Nachlese: Fluss-Anrainer sehen viele Versäumnisse
Halle/MZ. - Schon vor Monaten hatte die Stadt eine Veranstaltung ins Auge gefasst, um über Hochwasser-Vorkehrungen zu informieren. Die Flutkatastrophe an Elbe und Saale hatte dazu angeregt. Was die Organisatoren nicht ahnen konnten: Sie legten den Termin so, dass er höchste Aktualität bekam, denn nun war auch Halle vom Hochwasser betroffen. Und es dürften weitere Hochwasser folgen. Auf ein Indiz dafür wies Martina Rüger von der unteren Wasserbehörde hin, indem sie die Zeitfolge der letzten, kritischen Hochwasser auflistete. Am 15. März 1947 seien in Trotha sieben Meter gemessen worden; 6,13 Meter am 4. April 1988; 6,83 Meter am 16. April 1994 und am 6. Januar 2003 schon wieder 6,69 Meter.
Die zeitlichen Abstände werden also kürzer. Die Anrainer an Saale, Weißer Elster und Reide sind besorgt. Auch deshalb, weil in den Auen das Wasser überhaupt nicht mehr richtig abfließt. "Bei mir steht der Garten das ganze Jahr über unter Wasser", schilderte Waldemar Mache aus der Karl-Meißner-Straße in Osendorf. Auf dem Forum forderte er die Stadt und die Landesbehörden auf, verschlammte Gräben zu reinigen. "Die Stadt kann auch meinen Garten kaufen", bot Mache an und übergab dem Dezernenten Eberhard Doege einen Forderungskatalog. Der beinhaltet auch die Verlängerung des nach Burg gebauten Hochdammes. Nur so könnten auch die Osendorfer besser geschützt werden.
Im tagelang überfluteten Burg wohnt Ursula Klein. Sie vermutet, dass sich durch den Bau des Hubschützes an der Weißen Elster in Döllnitz die Lage für die halleschen Anrainer verschlechtert hat. Hans-Werner Uhlmann vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz bestätigte das nicht. Er meinte, wegen der zunehmenden Flächenversiegelung in und um Leipzig würde immer mehr Wasser über die Weiße Elster in Richtung Halle strömen.
Horst Dölling, zuständig für Katastrophenschutz bei der Stadt, forderte die Anrainer auf, für künftige Hochwasser vorzusorgen. "Sandsäcke, Wathosen, Taschenlampen und eine Tauchpumpe sollte man haben", sagte er. Und man sollte sich ständig über die Pegelstände informieren.
Dass dies zuletzt ein Problem darstellte, weil die Rufnummern ständig besetzt waren, kritisierte Matthias Derr aus der Talstraße. Das Netz sei überlastet gewesen, entgegnete Uhlmann. Und Wolfgang Fleig fragte, wieso die Energieversorgung nicht endlich die Stromanschlüsse in der Talstraße höher legt. Fast hätte das Netz abgeschaltet werden müssen wegen Überflutung. "Wir werden darauf Einfluss nehmen", sagte Doege zu.