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Halle Halle: Von Kürbisküchlein und Linsenlasagne

Von Inga Dauter 24.02.2012, 12:53

Halle (Saale)/MZ. - Der aromatische Duft frischen Kaffees empfing die Besucher des Spielehauses am Franckeplatz an einem Sonntagnachmittag im Januar. Schnell haben es sich die ersten in den Sitzecken gemütlich gemacht und vertiefen sich in eine Runde Monopoly oder Skat. Um das Buffet hat sich bereits eine kleine Traube gebildet. Alle waren neugierig, ob der Geschmack hält, was das Aussehen der Kuchen verspricht. Denn die Schoko-Trüffel-Torte, Mohnmuffins und der Zupfkuchen sind für den ersten veganen Kaffeeklatsch ganz ohne tierische Produkte entstanden.

„Viele Leute können sich nicht vorstellen, wie ein vegan zubereiteter Kuchen schmeckt“, erklärt Anne Pirk. Die 22-jährige Studentin der Umweltwissenschaften ist Mitglied der Gruppe Vegan in Halle, die seit Juli 2011 über vegane Ernährung informiert. Der Kaffeeklatsch ist das neueste Projekt: „Man muss nicht immer Infoveranstaltungen machen, sondern kann sich auch einfach mal nett zusammensetzen, Kaffee trinken und Kuchen essen.“ Werbung und Aufklärung stünden dabei nicht im Vordergrund. Kuchen und Kekse sollen lediglich dazu anregen, über den eigenen Tellerrand zu blicken, „Veganismus heißt nicht, dass man den ganzen Tag Karotten essen muss“, meint Anne Pirk mit einem Augenzwinkern. Interessierte können ganz ungezwungen mit der Gruppe ins Gespräch kommen. Die Mühe wurde belohnt, der bereitgestellte Spendentopf füllte sich schnell. Von den Einnahmen wird dann die nächste Backaktion finanziert.

Nach ähnlichem Prinzip funktioniert das vegane Gabelfrühstück, das bereits seit einem Jahr regelmäßig stattfindet. Angeregt von einem ähnlichen Projekt in Hamburg gründete Anne Pinnow, 27, die Gruppe mit dem Namen Tomatenpiraten und stürzte sich mit einer Freundin in die Vorbereitungen für den ersten Brunch. „Ich glaube, wir haben zehn Stunden ohne Pause gekocht. Das war richtig anstrengend.“ Inzwischen sind acht feste Mitglieder dabei. Nicht alle sind Veganer, einige kochen einfach gerne und versuchen sich an neuen Rezepten. Anne Pinnow selbst ist Vegetarierin und wollte die vegane Küche unbedingt ausprobieren. Sie bedauert, dass viele Leute Veganismus mit Verzicht gleichsetzen und meist zuerst an die Sachen denken, die sie nicht mehr essen könnten. „Für mich persönlich ist dadurch einfach die Vielfalt in meinem Essen größer geworden, weil ich mich informieren konnte, was man alles anderes Leckeres machen kann.“, erläutert die Studentin der Soziologie, Ethnologie und Betriebswirtschaftslehre. Einige dieser Leckereien werden einmal im Monat in der Goldenen Rose serviert. Dann stapeln sich selbstgebackene Brote, Suppen, Salate, Lasagne und Kuchen auf den Tischen des historischen Gasthauses in der Rannischen Straße. Den Kaffeeklatsch von Vegan in Halle empfindet Anne Pinnow nicht als Konkurrenz: „Ich finde es schön, dass es noch mehr Veranstaltungen dieser Art gibt. Wir wissen voneinander und machen gegenseitig Werbung.“

Bei den Gästen kommen jedenfalls beide Konzepte gut an. Zwischen 50 und 100 Gäste kehren zum Gabelfrühstück jeden Monat ein. Im Spielehaus probierten beim ersten Kaffeeklatsch gleich 70 Besucher die pflanzlichen Süßspeisen. Bei Biologiestudent Christian Ristok, 22, haben die Veranstaltungen einen positiven Eindruck hinterlassen: „Es ist immer interessant, welche Vielfalt an veganem Essen existieren kann.“ Er ist über die Facebookseiten der Tomatenpiraten und der Gruppe Vegan in Halle auf die Termine gestoßen. Seine Kommilitonin Tanja Roy hat ihn auf seine Einladung hin begleitet.

Die 20-jährige Biologiestudentin war von der großen Auswahl überrascht und fand es „schön, dass die Sachen alle selber gemacht sind und dass man das auch schmeckt.“ Diese Meinung schienen die meisten Gäste geteilt zu haben, schon nach relativ kurzer Zeit war ein Großteil des Menüs verspeist. „Man muss früh kommen, damit man wirklich noch was von dem Essensangebot mitbekommt“, betont Tanja Roy. Sie würde es besser finden, wenn nicht gleich zu Beginn alle Gerichte aufgetragen, sondern erst nach und nach serviert würden. So hätten auch später ankommende Gäste noch etwas davon.

Neugierige haben jeden Monat die Gelegenheit, auf Tuchfühlung mit der veganen Küche zu gehen. Am 24. Februar laden die Tomatenpiraten zu Meuterei in der Kombüse in der Goldenen Rose. Mit Liveband, Tanzmusik und kleinen Snacks feiern sie ab 22.00 Uhr ihr einjähriges Bestehen. Den nächsten Brunch gibt es dann wieder im März. Der Termin wird rechtzeitig auf der Website bekanntgegeben. Wer sonntags lieber länger im Bett bleibt, kann am 18. März ab 16.00 Uhr beim veganen Kaffeeklatsch geruhsam die Woche ausklingen lassen. Dieser findet dann ebenfalls in der Goldenen Rose statt.